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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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genauso gut eine Meile weit weg sein können, so groß war ihre Chance, ihn zu erreichen. In der anderen Richtung verbarg der Nebel, was von dem Pfad übrig geblieben war, aber sie glaubte, dass er noch weiter entfernt sein musste. In ihren Armen war keine Kraft. Sie konnte sich nicht hochziehen, sich nur mit den Fingerspitzen festkrallen, bis sie stürzte. Der Rand der Spalte schien messerscharf zu sein.
    Plötzlich tauchte eine Frau auf, kletterte aus den Wolken heraus die Klippe hinab und suchte sich ihren Weg so zielsicher, als würde sie Stufen hinunterschreiten. Ein Schwert war auf ihren Rücken geschnallt. Ihr Gesicht flimmerte, es war nie deutlich zu sehen, aber das Schwert erschien so fest wie der Felsen. Die Frau erreichte Egwenes Höhe und streckte eine Hand aus. »Zusammen können wir den Rand der Klippe erreichen«, sagte sie in einem vertrauten, lang gezogenen Akzent.
    Egwene stieß den Traum von sich, wie sie eine Viper von sich gestoßen hätte. Sie fühlte, wie sich ihr Körper wand, hörte sich selbst im Schlaf stöhnen, aber einen Moment lang konnte sie nichts tun. Sie hatte schon zuvor von der Seanchanerin geträumt, von einer seanchanischen Frau, die irgendwie mit ihr verbunden war, aber das hier war eine Seanchanerin, die sie retten würde! Nein! Sie hatten sie an die Leine gelegt, sie zur Damane gemacht. Sie würde eher sterben, als von einer Seanchanerin gerettet zu werden! Eine lange Zeit verging, bevor sie sich darum kümmern konnte, ihren schlafenden Körper zu beruhigen. Vielleicht kam es ihr auch nur lange vor. Keine Seanchanerin; niemals!
    Langsam kehrten die Träume zurück.
    Sie kletterte einen anderen Pfad an einer in wolkenverhangenen Klippe hinauf, aber das war ein breiter Sims, der mit Stein gepflastert war, und da war kein Geröll unter ihren Füßen. Die Klippe selbst war kalkweiß und so glatt wie poliert. Trotz der Wolken funkelte der helle Stein fast. Sie kam schnell nach oben und erkannte bald, dass der Sims in einer Spirale nach oben führte. Die Klippe war in Wahrheit ein Turm. Sie hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da stand sie auch schon oben auf einer flachen, polierten Scheibe, die von Nebel eingehüllt wurde. Aber sie war nicht ganz flach. In der Mitte des Kreises stand ein kleiner weißer Sockel mit einer Öllampe aus klarem Glas. Die Flamme auf dieser Lampe brannte hell und gleichmäßig, ohne zu flackern. Sie war ebenfalls weiß.
    Plötzlich schossen zwei Vögel aus dem Nebel, zwei Raben so schwarz wie die Nacht. Sie rasten über die Turmspitze, trafen die Lampe und flogen weiter, ohne innezuhalten. Die Lampe wurde herumgerissen und tanzte auf dem Sockel umher, wobei sie Öltropfen verspritzte. Einige der Tropfen fingen mitten in der Luft Feuer und verschwanden. Andere landeten um die kleine Säule herum, und jeder nährte eine winzige, flackernde weiße Flamme. Und die Lampe kreiselte weiter, immer kurz vor dem Umkippen.
    Egwene erwachte und fuhr in völliger Dunkelheit hoch.
    Sie wusste Bescheid. Zum ersten Mal wusste sie genau, was ein Traum bedeutete. Aber warum sollte sie davon träumen, dass eine Seanchanerin sie rettete, und dann von Seanchanern, die die Weiße Burg angriffen? Ein Angriff, der die Aes Sedai bis ins Mark erschüttern und die Burg selbst bedrohen würde. Natürlich war es nur eine Möglichkeit. Aber Ereignisse in Wahrträumen waren wahrscheinlicher als andere Möglichkeiten.
    Sie dachte, sie würde ruhig nachdenken, aber dann schabte die Eingangsplane, und sie hätte beinahe die Wahre Quelle umarmt. Hastig ging sie die Novizinnenübungen durch, um sich zu beruhigen, Wasser floss über glatten Stein, Wind fuhr durch hohes Gras. Beim Licht, sie hatte Angst gehabt. Sie brauchte zwei davon, um einigermaßen Ruhe zu finden. Sie öffnete den Mund, um zu fragen, wer da war.
    »Schlaft Ihr?«, murmelte Halima leise. Sie klang angespannt, beinahe aufgeregt. »Nun, ich hätte selbst nichts gegen eine ordentliche Nachtruhe einzuwenden.«
    Egwene hörte zu, wie sich die Frau in der Dunkelheit auszog. Und lag reglos da. Wenn sie sie wissen ließ, dass sie wach war, hätte sie mit ihr reden müssen, und im Moment wäre das peinlich gewesen. Sie war sich ziemlich sicher, dass Halima Gesellschaft gefunden hatte, wenn auch nicht für die ganze Nacht. Halima konnte natürlich tun und lassen, was sie wollte, aber Egwene war trotzdem enttäuscht. Sie wünschte sich, sie wäre nicht erwacht, versank wieder im Schlaf und versuchte diesmal nicht, auf

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