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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war es völlig egal, ob das Tier sie sah oder berichtete, was es gesehen hatte, dennoch duckte sie sich schnell in den Zugang zu einer schmalen Wendeltreppe hinein. Es war möglich, dass sich auf dieser Ebene Menschen aufhielten, und Menschen konnte man nicht so vertrauen wie den Ratten.
    Vielleicht würde sie Mesaana über dieses unglaubliche Fanal in der Macht ausfragen können, solange sie... behutsam vorging. Wenn sie es nie erwähnte, würde die Auserwählte glauben, dass sie etwas verbarg. Jede Frau auf der ganzen Welt, die die Macht lenken konnte, musste sich fragen, was geschehen war. Sie würde nur sorgsam darauf achten müssen, nichts zu erwähnen, das zu der Vermutung Anlass gab, dass sie dem Ort einen Besuch abgestattet hatte. Natürlich lange nachdem das Fanal erloschen war - sie war nicht so dumm, sich darin hineinzubegeben! -, aber Mesaana schien der Ansicht zu sein, dass Alviarin ihre Aufträge zu erledigen hatte, ohne auch nur einen Moment für sich abzuzweigen. Konnte die Frau ernsthaft glauben, dass sie keine eigenen Angelegenheiten zu erledigen hatte? Es war besser, sich so zu benehmen, als wäre dies tatsächlich so. Jedenfalls für den Augenblick.
    In den Schatten am oberen Treppenabsatz blieb sie vor der kleinen, schmucklosen Tür stehen, um sich zu sammeln, während sie den Umhang über ihren Arm faltete. Mesaana war eine der Auserwählten, aber sie war immer noch ein Mensch. Mesaana machte Fehler. Und sie würde Alviarin auf der Stelle töten, sollte sie einen begehen. Krieche, gehorche und überlebe. Und sei immer auf der Hut. Das hatte sie schon lange gewusst, bevor sie einem der Auserwählten begegnet war. Sie holte die weiße Stola der Behüterin der Chroniken aus der Gürteltasche, legte sie sich um den Hals und öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt breit, um zu lauschen. Stille, wie erwartet. Sie betrat das Neunte Depositorium und schloss die Tür hinter sich. Auf der Innenseite war die Tür genauso schmucklos, aber man hatte sie so lange poliert, bis sie hell glänzte.
    Die Burgbibliothek war in zwölf Depositorien aufgeteilt, jedenfalls soweit der Welt bekannt war, und das Neunte war das kleinste und beherbergte Texte über verschiedene Formen der Rechenkunst. Dennoch bestand es aus einem großen ovalen Raum mit einer abgeflachten Kuppel als Decke, der mit Reihen hoher Holzregale gefüllt war, umgeben von schmalen Gängen, die sich vier Schritte über den siebenfarbigen Bodenfliesen befanden. Neben den Regalen standen hohe Leitern auf Rädern, sodass man sie leicht bewegen konnte, und zwar auf dem Boden und den Gängen; außerdem waren dort Spiegelkandelaber aus Messing, deren Sockel so schwer waren, dass man vier oder fünf Männer brauchte, um sie bewegen zu können. Feuer war eine ständige Sorge in der Bibliothek. Alle Kandelaber brannten hell, dazu bereit, jeder Schwester, die ein Buch oder ein in einem Kasten verstautes Manuskript finden wollte, den Weg zu leuchten, aber ein Handkarren mit drei großen, in Leder eingebundenen Bänden, die wieder einsortiert werden mussten, stand noch immer genau da in der Mitte eines Seitengangs, wie es Alviarin vom letzten Mal in Erinnerung hatte, als sie hier durchgegangen war. Sie verstand nicht, wozu man so viele Formen der Rechenkunst brauchte oder warum so viele Bücher darüber geschrieben worden waren, und auch wenn die Weiße Burg stolz darauf war, die größte Büchersammlung der Welt zu besitzen, die jedes vorstellbare Wissensgebiet behandelte, hatte es den Anschein, als würden die meisten Aes Sedai mit ihr übereinstimmen. Sie hatte noch nie eine andere Schwester im Neunten Depositorium gesehen, was der Grund dafür war, dass sie es als Eingang benutzte. Bei den großen, einladend offen stehenden Türflügeln blieb sie erneut stehen, um zu lauschen, bis sie sicher sein konnte, dass der dahinter liegende Korridor leer war, dann ging sie weiter. Jeder hätte es seltsam gefunden, dass sie ein Interesse für die hier befindlichen Bücher entwickelt hatte.
    Als sie durch die Hauptkorridore eilte, in denen die Bodenfliesen in sich wiederholenden Reihen aus den Ajah-Farben gestaltet waren, fiel ihr auf, dass die Bibliothek stiller als gewöhnlich war, selbst wenn man in Betracht zog, wie wenig Aes Sedai sich derzeit in der Burg aufhielten. Ein oder zwei Schwestern waren immer zu sehen, und wenn es nur die Bibliothekare waren - ein paar Braune unterhielten in den oberen Ebenen sogar Gemächer zusätzlich zu ihren Räumen im Turm -, doch

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