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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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"Christina ist ein Findelkind", meinte der Arzt leise. "Vermutlich kann Charlene keine Kinder bekommen, meinte zumindest Ashton. Deshalb haben sie ein kleines Mädchen adoptiert. Sie sind sehr glücklich mit ihr, nur hat sie immer wieder diese entsetzlichen Alpträume."
       Angela horchte auf. "Was sind das für Alpträume?", fragte sie interessiert.
       "Das kann ich nicht so genau sagen. Ashton meinte jedenfalls, dass diese schlimmen Panikanfälle sie in der letzten Zeit die nächtliche Erholung kosten und auch das Familienleben empfindlich stören würden. Sie erhoffen sich Aufklärung oder wenigstens Erholung hier bei uns, denn in Christinas Träumen kommt immer wieder Rochester Castle vor, obwohl sie noch nie hier war."
       "Das ist sehr merkwürdig." Lady Angela streichelte ihrem Töchterchen über das schimmernde Haar. "Sie machen mich ziemlich neugierig auf Ihre Freunde, Doktor Rowland." Sie lächelte den Arzt an. "Ich denke, wir werden uns ein bisschen um das arme Mädchen kümmern müssen, falls die Eltern es erlauben."
       Marvin Rowland merkte, dass die Lady den Besuch beenden wollte. Hastig erhob er sich und reichte ihr die Hand. "Machen Sie sich keine Sorgen, Lady Angela", sagte er zum Abschluss und ergriff ihre ausgestreckte Hand. "Ich denke, es wird eine ganz einfache Erklärung geben für Christinas Probleme. Dafür kommen sie ja zu uns, damit sie endlich Ruhe finden können." Er reichte der Lady die Hand.
       "Ich danke Ihnen, Doktor Rowland, dass Sie immer gleich kommen, wenn ich beginne, mir Sorgen zu machen." Lady Angela lächelte ihn freundlich an. "Besuchen Sie uns bitte bald wieder, und dann erzählen Sie mir noch ein bisschen etwas über Ihren Studienkollegen. Versprochen?"
       Marvin lächelte zurück. "Versprochen", sagte er verbindlich. Dann verabschiedete er sich von der Lady und verließ eilig das alte Castle. Er mochte die ganze Familie sehr gern und freute sich, dass Lady Angela mit beiden Kindern zu seinen Patienten gehörte. Laird Ian war bis jetzt noch nicht krank gewesen, und der Arzt wusste, dass der stolze Schotte im Notfall lieber seinen alten Arzt in Stonston aufsuchte, was er durchaus verstehen konnte.
       Es war ein düsterer Vormittag, als Marvin den Weg zu einem weiteren Patienten einschlug, der direkt am Devils Rock vorbei führte. Das war ein auffallend großer Felsbrocken inmitten eines kleinen, dunklen Walds, in dem es, der Sage nach, spuken sollte. Marvin war eigentlich ziemlich realistisch veranlagt, was jedoch nicht verhinderte, dass er sich an diesem Tag etwas unbehaglich fühlte.
       Leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Aus dem angrenzenden Moor auf der linken Seite des Weges stieg feiner Nebel, der innerhalb weniger Minuten die ganze Umgebung in ein milchiges Licht tauchte, das von dem verhangenen Himmel, auf dem bis vor kurzem noch ganz schwach die Sonne zu sehen gewesen war, erzeugt wurde.
       Marvin drosselte das Tempo seines Einspänners, indem er mit der Zunge schnalzte. Das Pferd drehte für einen kurzen Moment seinen edlen Kopf zur Seite, als wollte es sich vergewissern, dass es den Befehl auch richtig gedeutet hatte.
       Plötzlich blieb das Tier einfach stehen, obwohl Marvin es nicht dazu aufgefordert hatte. Es sah aus, als hätte es abrupt vor einer Mauer Halt gemacht, die es vorher nicht bemerkt hatte. Doch da war nichts außer Nebel, dichter, undurchdringlicher Nebel.
       Jetzt wurde es dem jungen Arzt doch etwas mulmig zumute. Was war auf einmal mit seinem sonst so folgsamen Wallach geschehen, den eigentlich nie etwas aus der Ruhe bringen konnte? "Nun lauf doch, Trancer", versuchte es Marvin erneut. "Was ist denn?"
       Das Tier reagierte überhaupt nicht. Es stand da wie angewurzelt, unbeweglich, als wäre es zur Salzsäule erstarrt. Nur am leisen Schnauben konnte der Arzt erkennen, dass es noch am Leben war.
       "Nun mach schon, Trancer. Ich muss zu einem Patienten. Du kennst doch den Weg." Angestrengt starrte Marvin auf die dicke Milchsuppe, die sich um ihn herum entwickelt hatte. Obwohl er sonst nicht gerade ein furchtsamer Mensch war fühlte er doch mit einem Mal fast so etwas wie Panik in sich aufsteigen.
       Was hatte das zu bedeuten?
       Plötzlich veränderte sich das Bild ein wenig. Der Nebel teilte sich an einer bestimmten Stelle, als wollte er dem Arzt einen Weg zeigen, den er fahren konnte. Gerade wollte Marvin sein Pferd erneut anspornen, da entdeckte er sie am Ende der Schneise, die der Nebel vor ihm

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