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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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zu gehen. Doch dieser Zusammenbruch war ihm mehr als peinlich, denn es entsprach nicht seiner Natur, sich gehen zu lassen.
       "Willst du damit sagen, dass du sie dir selbst zusammengesponnen hast?", fragte Marvin und hatte Mühe, sein Erschrecken zu unterdrücken. "Du hast niemals eine Frau mit diesem Namen gekannt?"
       "Nicht in diesem Leben." Die Antwort, die er Marvin gegeben hatte, fuhr ihm wie ein Blitz durch den Körper. Wie erwachend schaute er sein Gegenüber an. "Werde ich langsam verrückt?", fragte er leise. "Ich träume von dieser Frau, sehe sie vor mir, kann sie hören, und jetzt kann ich sie sogar schon im Arm halten, spüre sie, als sei sie real anwesend. Und nachts mache ich mich auf die Suche nach ihr. Was ist mit mir los? Kannst du mir helfen?“ Er unterdrückte erneut ein Schluchzen, das seine Kehle zuschnürte.
       Marvin schüttelte den Kopf. "So etwas darfst du gar nicht denken", widersprach er heftig, obwohl auch ihm eben dieser Gedanke durch den Kopf geschossen war. "Lass uns noch einmal alles besprechen. Wie genau äußern sich diese – Anfälle?"
       "Da musst du Charlene fragen", antwortete Ashton verlegen. "Sie ist die Leidtragende. Ich bekomme von allem nicht sehr viel mit. Meist gähnt bei mir ein großes schwarzes Loch und ich stehe staunend da, wenn meine Frau mir berichtet, was wieder passiert ist."
       "Und was war in jener Nacht, als du…" Marvin wollte nach der Nacht fragen, als Christina fast gestorben wäre, wenn Charlene ihn, Marvin, nicht geholt hätte. Eigentlich hätte Ashton, der ja ebenfalls Arzt war, viel früher eingreifen können, wenn er nur da gewesen wäre.
       Doch Ashton dachte an eine andere Nacht. Er war zwar zutiefst entsetzt, dass Charlene mit Marvin darüber geredet hatte, doch jetzt konnte ihm ohnehin nur der Sprung nach vorne helfen. "Ich kann es dir nicht sagen", antwortete er. "Als ich wieder zu mir kam stand ich auf dem Felsen mit einer Schlinge um den Hals aus einem Seil, das ich nicht da hingehängt hatte."
       "Wie bitte? Ich glaube, wir reden im Augenblick aneinander vorbei", meinte der Arzt verblüfft und erklärte Ashton seine Frage. "Doch ich glaube, es ist besser, du erzählst mir besser etwas über diesen Selbstmordversuch. Das dürfte wichtiger sein als dein  Verschwinden, als Christina so hohes Fieber hatte. Warum wolltest du dich umbringen? Noch dazu strangulieren." Ihm war übel geworden bei dieser Vorstellung.
       "Ich wollte mich nicht umbringen. Ich weiß selbst nicht mehr, warum ich zum Wald gelaufen bin. Als Charlene mich anschrie wäre ich vor Schreck fast vom Felsen gestürzt – mit dem Strick um den Hals." Ashton lachte freudlos auf, als er sich diese Situation noch einmal vorstellte. "Das muss ein Bild gewesen sein für meine arme Frau." Sein Lächeln war unecht und wirkte eingefroren. Man konnte ihm ansehen, dass er sich entsetzlich schämte. "Wenn ich mich recht erinnere fing alles mit dieser Puppe an, die Christina auf dem Flohmarkt fand."
       Zweifelnd verzog Marvin das Gesicht. "Wegen einer Puppe hast du diese Ausfälle?", vergewisserte er sich verwirrt. "Kannst du mir das bitte näher erklären?"
       Ashton schüttelte den Kopf. "Wenn ich das könnte, dann würde ich es. Oder besser, dann wäre ich vermutlich jetzt gar nicht hier. Du glaubst nicht, wie oft ich mich schon gefragt habe, weshalb ich manchmal so einen abgrundtiefen Hass auf dieses Spielzeug empfinde. Ich liebe Christina von ganzem Herzen, doch wenn sie mit ihrer Puppe ankommt und mir immer wieder erzählt, wie lieb sie Thissa hat, dann wird mir gleichzeitig heiß und kalt."
       "Thissa ist die Puppe?"
    Ashton nickte. "Der Himmel mag wissen, weshalb sie diesem Ding ausgerechnet so einen ausgefallenen Namen gegeben hat. Jedenfalls hatte ich ihr verboten, die Puppe mit nach hier zu nehmen, hab sie sogar selbst in den Müll geworfen."
       "Das war sehr herzlos von dir", warf der Arzt ein und merkte, wie die Abneigung, die er früher schon zeitweise gegen Ashton gehegt hatte, wieder größer wurde.
      Ashton ging ihm auf diesen Einwand gar nicht ein. "Vor ein paar Tagen, als es meiner Tochter nach der Krankheit endlich ein wenig besser ging, war ich länger in ihrem Zimmer, und da sah ich die Puppe. Christina hatte sie unter ihrer Bettdecke versteckt."
       Marvin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch er wurde gleich wieder ernst. "Was hast du dann getan?"
       "Nichts", kam sofort die Antwort. "Das war die Nacht, in der ich

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