Die weiße Frau von Devils Rock
muss gehen, solange noch Zeit ist."
"Dann bist du bereits zu spät dran, zumindest für mich", murmelte Marvin und blickte angestrengt auf seine Finger. "Entschuldige bitte, ich will dir das Herz nicht noch schwerer machen. Aus diesem Grunde biete ich dir meine Freundschaft an, meine ehrliche und treue Freundschaft. Nicht mehr und nicht weniger."
"Magst du eine Tasse Tee?" Hastig stand sie auf, um in die Küche zu gehen. Ihr Atem ging heftig und sie spürte, dass sie seine Nähe kaum mehr ertragen konnte, ohne sich in seine Arme zu flüchten.
Wenig später kam Charlene mit einer Kanne frisch gebrühten Tee und zwei Tassen zurück. Sie hatte ihre Fassung teilweise wiedergefunden. "Wenn ich in London bin werde ich mich um Ashtons Aufnahme in einer Klinik bemühen", sagte sie, nur um überhaupt etwas zu sagen.
"Charlene, ich…" Marvin war neben sie getreten. Nur ein einziges Mal wollte er ihre Nähe spüren, ihre Wärme, den Schlag ihres Herzens, nur ein einziges Mal sich einbilden können, sie wären ein Paar.
Auch Charlene hatte dieses grenzenlose Bedürfnis nach Nähe, nach einer liebevollen Umarmung eines Menschen, der ihr nahe stand. Aber stand Marvin ihr so nahe, dass sie seine Berührung ertragen konnte? Außer Asht on hatte sie noch kein Mann bis jetzt auch nur freundschaftlich anfassen dürfen.
"Ich sage jetzt nicht, dass ich dich liebe, Charlene", flüsterte Marvin, ohne ihren Blick loszulassen. "Aber ich möchte, dass du…" Er brach ab.
Charlenes Gesicht entspannte sich. Alles Schwere fiel für einen Moment lang von ihr ab. Es schien fast, als hätte sie alles um sich herum vergessen und würde nur in diese Augen blicken, deren Wärme ihre wunde Seele streichelte. Sie legte eine Hand an seine Wange.
Marvin konnte nicht glauben, was er in ihrem Blick lesen durfte. "Ich weiß nicht, wie ich weiterleben soll, wenn du nicht mehr da bist", flüsterte er nur.
"Das weiß ich auch nicht", gab sie zu. "Ich fürchte heute schon den Tag unserer Abreise und gleichzeitig sehne ich ihn herbei, denn das, was in den letzten Wochen hier geschehen ist übersteigt meine Kräfte. Ich werde versuchen, mein Leben zu ordnen, weiß aber jetzt schon, dass mein Herz hier bei dir bleiben wird."
Nun konnte Marvin nicht mehr anders. Er legte die Arme um die geliebte Frau und zog sie an sich. Beglückt spürte er, dass sie sich nicht wehrte sondern im Gegenteil ihm entgegenkam. Er hielt sie fest, als wollte er sie nie wieder los lassen. Sein Gesicht war in ihrem duftenden Haar vergraben, und er hatte die Augen geschlossen, wollte nur den Moment genießen und ihn fest einschließen in seinem Herzen, in seinem Gedächtnis, um ihn in Zukunft immer dann abrufen zu können, wenn er am Ende seiner Kräfte angelangt war.
"Ich liebe dich, Charlene", flüsterte er nun doch, weil er es wenigstens ein einziges Mal sagen wollte. "Ich werde niemals mehr eine andere Frau so lieben wie dich."
"Und ich liebe dich, Marvin, obwohl ich weiß, dass diese Liebe keine Zukunft haben kann. Wir müssen stark sein und unser Leben dennoch meistern. Ich weiß nicht, welches Spiel der Himmel mit uns treiben möchte, da er uns jetzt erst zusammengeführt hat." Sie unterdrückte ein Schluchzen, das ihr in der Kehle steckte.
"Wir werden auf jeden Fall in Kontakt bleiben", murmelte er. "Ich könnte es nicht ertragen, kein Lebenszeichen von dir mehr zu bekommen. Die Angst und die Sorge um dich würden mich verrückt machen."
Sie hielten sich fest wie zwei Ertrinkende im großen Strom, wohl wissend, dass diese Liebe bereits zum Tod verurteilt war, noch ehe sie richtig begonnen hatte zu leben. Und doch war dieses Gefühl stark genug, ihnen den Halt zu geben, den sie zum Leben brauchten, schon um des Wissens willen, dass es irgendwo auf der Welt einen Menschern gab, den Menschen, der für ihn bestimmt war. Lediglich das Schicksal hatte anders bestimmt.
Die beiden waren so versunken in ihre Liebe, die auch gleichzeitig den Abschied bedeutete, dass sie gar nicht merkten, wie leise die Tür geöffnet wurde. Aus weit aufgerissenen Augen wurden sie angestarrt, mit Blicken durchbohrt.
Der Mann stand schwankend am Türrahmen, seinen Mund halb geöffnet, als wollte er schreien, hatte aber nicht die nötige Kraft dazu. Ashton ballte die Hände zu Fäusten. Jetzt war er froh darüber, dass er trotz seines alkoholisierten Zustandes der Kutsche gefolgt war.
Ashton hatte Marvin für seinen
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