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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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bleiben: Er habe eine Überraschung für mich. Ich wollte keine weitere Überraschung - er war für mich die Überraschung. Ein Kuß auf die Wange, very british, dann in perfektem Oxford-Englisch: „Es ist eine spezielle Überraschung. Sie wird dir gefallen.“
    Zwei Autostunden samt Stau von meinem Haus entfernt, in Ikoyi, dem alten kolonialen Lagos, hatte Victor von seinem Vater ein Haus bekommen. Aber was für eins! In einem palmenbestandenen Park lag eine zweigeschossige weiße Villa mit grünem Kupferdach und langen überdachten Terrassen. Das Haus war geschmackvoll mit englischen Ledermöbeln und dunklem Teak eingerichtet, gemütlich und überhaupt nicht afrikanisch. Es hätte - zumindest von innen gesehen - genauso in Wales stehen können.
    „Ist die Überraschung gelungen?“ fragte Victor.
    Wir bewiesen uns im ersten Stockwerk, sicher vor der Dienerschaft, das dem so war.
    „Es ist ein großes Haus, nicht wahr?“
    „Mhm“, schnurrte ich in seinen Armen.
    „Vermißt du deine Kinder eigentlich nicht?“
    „Schon ... Sie haben sich übrigens über deinen Weihnachtsbaum gefreut. Aber sonst war es der totale Reinfall.“
    „Wirklich? Vielleicht ist dein Haus nicht die richtige Umgebung für deine Kinder.“
    Ich wurde langsam wacher. Eigentlich war ich ganz stolz auf mein Haus, auch wenn es ein paar Gitter zuviel hatte. Ich kannte Lagos und wußte, daß ich ein wirklich privilegiertes Leben führte. Ich streichelte meinem Prinzen sanft die glatte, gebräunte Brust und versuchte mich in Diplomatie: „Du hast eine süße Art, durch die Blume zu sprechen, Victor. Aber auch dieses Haus steht in Lagos, Afrika. Hier in Ikoyi bekommen wir genausowenig Schnee im Winter wie bei mir in Ikeja.“
    „Man kann alle Probleme lösen“, sagte mein Prinz. Als er mich in die Arme nahm, glaubte ich ihm sogar, daß er es für mich und meine verwöhnten Kinder in Afrika schneien lassen könnte.
    EINE „KLEINE“ PARTY
    Mit dem Bezug einer Villa im besten Viertel von Lagos dokumentierte Victor - das heißt: eigentlich eher sein Vater -, daß er nunmehr ein Mitglied der feinen Gesellschaft war. Victor hatte von seinem Vater eine interessante Aufgabe gestellt bekommen: Er sollte sich in die Gesellschaft einleben. Äußerlich fiel ihm das nicht schwer. Party-Auftreten und Small talk beherrschte er. Er erzählte mir, daß ihm das bereits in den Internaten beigebracht worden war.
    „Mein Vater gibt heute abend eine Party“, sagte er am nächsten Morgen, als der Diener uns das Frühstück auf der Veranda servierte, „darf ich dich bitten, mich zu begleiten?“
    Ich hätte mich fast am Orangensaft verschluckt. Mir ging als erstes nicht etwa durch den Kopf, daß mein Prinz mir die Ehre zuteil werden ließ, mich seinem Vater und was weiß ich wem vorzustellen, sondern die Frage: „Und was soll ich anziehen!?“
    „Das ist eine wunderbare Gelegenheit zum Shopping, Liebes!“
    „Oh, wirklich?“ hauchte ich.
    Ich hatte nicht nur keine Idee, wo ich in Lagos die passende Prinzen-Party-Paradegarderobe herbekommen sollte. Nein, ich hatte auch Hemmungen. Verliebte, zärtliche Umarmungen im Schlafgemach sind eine Sache. Daß meine weiblichen Maße vor dem unbestechlichen Blick eines Couturiers der Oberschicht eine Bewährungsprobe zu bestehen hatten - davor hatte ich schlichtweg Horror. Meine Hüften, mein Busen - alles nicht gerade modelmäßig.
    Ob die feine Mode dafür gemacht war?
    „Ach“, sagte Victor auf dem Weg nach Lagos Island zum Shoppen,
    „es wird keine allzu förmliche Party, Liebes. Es ist nur eine kleine Party.“ Er hatte sich die Adresse eines bekannten Schneiders geben lassen, der uns eine Reihe von Stoffen präsentierte. Meine Bedenken erwiesen sich als gegenstandlos: Während die Angestellten meine Maße nahmen, ging Victor einem seiner kostspieligen, aber liebenswerten Spleens nach - Parfüm kaufen.
    Mit einer ganzen Batterie Flakons erschien er, um mich abzuholen.
    Das fertige Kleid würde rechtzeitig bis zum Abend in seinem Haus sein. Unvorstellbar!
    Am späten Nachmittag kam nicht nur ein Kleid - Victor hatte gleich zwei anfertigen lassen. Eins aus sandfarbenem Chiffon, das andere aus lagunengrüner Chinaseide, die er allein ausgesucht hatte. In der Zwischenzeit hatten wir mit den vielen Parfüms ausführliche Duftproben vorgenommen. Nach einem gemeinsamen Bad mit den leicht berauschenden Düften von echtem Jasmin-Öl in einem verschwenderisch großen Jakuzzi-Bad war ich entspannt genug, um zu der

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