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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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Malaria.
    „Nehmen Sie eine Malariaprophylaxe?“
    „Ja. Paludrin.“ „Das ist zu schwach! Die Anopheles-Mücke ist dagegen resistent. Sie müssen strengste Bettruhe bewahren“, schärfte mir der Doktor ein und gab mir Resochin. Aber in sein Krankenhaus, in dem Yemi gestorben war, wollte ich mich nicht einweisen lassen. Ich kannte meinen Vertrag: Es konnte sein, daß mein Arbeitgeber mich bei einer lebensgefährlichen Erkrankung wie Malaria schnellstens nach Deutschland zurückbeordern würde. Ich nahm meine restliche Energie zusammen, um die wichtigsten Dinge zu organisieren, bevor Nickel die Gelegenheit nutzen würde, um mich loszuwerden.
    „Abiola“, bat ich, „kannst du die Doggen mit zu dir nehmen? Ich werde gewiß für einige Wochen nach Deutschland zurückbeordert.
    Wenn ich nicht da bin, dann ...“
    „Natürlich, Ilona, ist doch keine Frage. Ich werde sie gleich mitnehmen. Und was ist mit den Katzen? Ich glaube, meine Mädchen würden sich freuen.“
    Ich wollte schneller als Nickel handeln und bat seine Sekretärin, meinen Rückflug nach Deutschland zu organisieren. Als das Telefon später klingelte und Ken ranging, dachte ich, sie würde den Flugtermin durchgeben.
    Nach einer Weile klopfte Ken an meine Zimmertür: „Ma'am, es war ein Anruf aus London.“
    „London?“ Mein Gott, das konnte nur was mit Victor zu tun haben.
    Aber er war doch nach Argentinien geflogen!
    „Ma'am, es ist wegen Prince Victor. Er hat Malaria tropica. Es geht ihm wohl sehr schlecht, Ma'am. Ein Freund hat ihn nach London ins Krankenhaus bringen lassen. Ich habe ihm gesagt, daß Sie auch krank sind. War das richtig, Ma'am?“
    „Danke, Ken, das wird schon richtig sein.“
    Während ich nachts schwitzend und zitternd zugleich im Bett lag, plagten mich Alpträume. Eine dunkle Gestalt machte sich zu schaffen und schleppte etwas weg. Jemand rief... Ich schrak hoch.
    Ken stand in der Zimmertür. Er blutete aus einer Platzwunde am Kopf und war total verstört. „Ma'am, ich glaube, ich muß die Polizei rufen.“
    „Was ist passiert?“ Mühsam rappelte ich mich aus dem Bett.
    „Bitte, Ma'am, bleiben Sie liegen!“
    „Ken, reden Sie doch!“
    „Ich habe ein Geräusch gehört. Dann bin von den boy's quarters
    zum Haus gelaufen. Bevor ich wußte, was los ist, bekam ich einen Schlag auf den Kopf. Mehr weiß ich nicht. Als ich aufwachte, war das Haus durchwühlt.“
    Trotz meiner rasenden Kopfschmerzen hatte ich keinen Zweifel daran, was fehlen würde. Ich schleppte mich ins Wohnzimmer.
    Natürlich. Der Schreibtisch war aufgebrochen, das Dossier über Nickels Machenschaften verschwunden. Und es gab nur eine einzige Ausfertigung. Nickel würde viel Papier zu verbrennen haben.
    „Entschuldigung, Ma'am, das hatte ich ganz vergessen“, sagte Ken.
    „Das Büro von Mister Nickel hat angerufen, als Sie schliefen. Es ist alles organisiert: Sie fliegen morgen früh nach Hamburg. Man holt sie dort am Flughafen ab. Sie müssen zuerst in das Tropeninstitut.“

    Wut stieg in mir hoch: Das war alles kalt geplant! Ich lag todkrank im Bett, die Doggen waren weg, es war Nacht, ich mußte am nächsten Morgen abfliegen. Perfektes Timing, Nickel. Kompliment.
    „Nein, Ken“, sagte ich resigniert, „rufen Sie die Polizei nicht. Das nützt ohnehin nichts mehr.“
    Beim Abschied am Murtala Mohammed Airport hatte ich das Gefühl, daß Femi und Abiola den Tränen nahe waren. Sie hatten mich praktisch bis zu meinem Sitzplatz im Flugzeug tragen müssen - mir fehlte die Kraft zu laufen. Nur gut, daß Malaria nicht ansteckend ist.
    „Kommen Sie wirklich zurück, Ma'am?“ fragte Femi.
    „Werde vor allem gesund, Ilona“, sagte Abiola.
    „Wenn sich Victor meldet, sagt ihm, wo ich bin“, bat ich. „Ich kann ihn nämlich nirgendwo erreichen.“
    „Ich werde ihn schon finden, deinen Prinzen!“ Abiola zwinkerte mir zu.
    Ich hatte Glück im Unglück. Im Hamburger Tropeninstitut, in dem ich in den folgenden zwei Wochen gesundgepäppelt wurde, klärten die Ärzte mich auf, daß ich nicht die wesentlich gefährlichere Form der Malaria erwischt hatte, mit der Victor, zwischen Leben und Tod schwebend, rang. Die Kölner Strengfurt-Zentrale verordnete mir erst mal Familienurlaub.
    Die Kinder hatten Osterferien. Die milde Vorfrühlingsluft in Niederbayern tat gut. Schon im Tropeninstitut hatte ich viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken, wie es weitergehen sollte. Nachdem Nickel das Dossier gestohlen hatte, würde ich in Lagos auf verlorenem Posten

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