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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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kämpfen. Es hatte eigentlich keinen Sinn zurückzukehren - Nickel saß nun fester denn je im Sattel. Der Urlaub bei den Kindern und meinen Eltern ging zu Ende, ohne daß ich zu einer Entscheidung fähig gewesen wäre. In jener abgelegenen Gegend, in der meine Eltern lebten, konnte ich keine neue Arbeit finden, die meinen Fähigkeiten entsprach. Andererseits liefen die immensen Kosten weiter.
    Ein Anruf Victors riß mich aus der Lethargie: Er bat mich, nach London zu kommen, und ich folgte seinem Ruf.
    Er bewohnte ein Luxus-Apartment in Kensington, in dem wir uns ans Pläneschmieden machten. Die Krankheit hatte seinen Körper geschwächt, aber sein Geist schien wesentlich kämpferischer als zuvor: „Du solltest bei Strengfurt kündigen, Ilona. Mach dir um das Geld keine Sorgen. Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Er würde sich freuen, dich als kaufmännische Geschäftsführerin unseres Konzerns zu gewinnen.“ Inzwischen wußte ich, daß dies kein Good-will-Job war, sondern harte Arbeit bedeuten würde.
    Er ging in seiner Euphorie, mich ganz für sich zu haben, sogar noch weiter: „Nimm deine Kinder mit! Wir können alle in meinem Haus in Ikoyi leben. Du hast selbst gesehen - es ist groß genug. Wir haben einen Swimmingpool. Dein Sohn lernt Tennis, deine Tochter kann reiten, die deutsche Schule ist nicht weit.“
    „Victor, langsam!“ Ich küßte ihn sanft. Ein Mann, der für mich sorgte, dachte, plante. Und meine Kinder miteinbezog, als wären sie seine eigenen. Das war ich nicht gewohnt...
    „Nein, Ilona, nicht langsam. Hast du nicht gemerkt, wie schnell das Leben vorbei sein kann? Der Stich einer Mücke - und alles ist beinahe aus.“ Er nahm mich in die Arme. Seine schönen Augen glänzten, als er fragte: „Erinnerst du dich an das, was ich dich in der Nacht in der Wüste gefragt habe?“
    Und ob ich mich daran erinnerte! Ich hatte ja inzwischen Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken. Ich hielt Victor fest, als wollte ich ihn nie wieder loslassen. „Möchtest du mich immer noch heiraten?“
    „Hast du morgen schon was anderes vor?“ Er lachte.
    Die fremde afrikanische Welt war weit entfernt. Ich hatte viele Aspekte Nigerias kennengelernt. Faszinierende, unglaublich schöne, aber auch solche, die mich abstießen. Innerlich war ich zerrissen: Kaum hatte ich Afrika den Rücken gekehrt, wollte ich zurück. Zumal, da ich in Victor verliebt war. Andererseits dachte ich in Afrika viel an zu Hause, die Kinder, die Friedlichkeit, die Ordnung. Männer träumen, Frauen planen. Das liegt wohl daran, daß wir die Kinder bekommen.
    Ich konnte Janet und Bobby nicht schon wieder aus ihrer neuen Umgebung in Niederbayern, in der sie gerade mal ein knappes Jahr wohnten, herausreißen. Ich hatte es ja erst vorgelebt bekommen: Wenn Bobby sich weh getan hatte - und er stürzte immerzu mit seinem Fahrrad -, rannte er zur Oma, nicht zu mir. Sie war seine Bezugsperson geworden.
    Den ersten Teil von Victors Angebot dagegen wollte ich annehmen -
    für ihn und seinen Vater arbeiten. Denn so könnte ich mit dem Mann leben, auf den ich mein Leben lang gewartet hatte. Alles andere würde die Zukunft zeigen. Vielleicht könnte ich sogar später einmal meine Eltern dazu bewegen, mit den Kindern ganz zu mir zu ziehen ... Der innere Spagat aus Wünschen, Wollen und Wirklichkeit war noch lange nicht ausgestanden.
    Ich schrieb einen langen Brief an Strengfurt-Chef Bernhard, in dem ich meine Kündigung erklärte. Bernhard selbst rief an, versuchte mich umzustimmen - und gab auf. Ich sollte nur noch für ein paar Wochen auf den Controller-Posten zurückkehren, um meinen Nachfolger einzuarbeiten. So flog ich zum dritten Neubeginn nach Nigeria, diesmal jedoch nicht allein: Ich freute mich auf ein Leben an der Seite von Victor.

IM SUMPFLAND
    Wir schafften meine persönliche Habe aus dem kalten goldenen Käfig in Ikeja zu Victors feudaler Residenz auf Ikcr denn es galt, einen schnellen Schlußstrich unter mein Strengfur Leben zu ziehen.
    Nickel legte auf meine Anwesenheit keinen Wert. Zu meinem Nachfolger hatte er Okoro bestimmt. Mir war unbe greiflich, warum man in Köln zuließ, daß der Bock zum Gärtner befördert wurde.
    Doch was ging es mich noch an? Ich arbeitete Okor ein, erschien pro forma täglich in der Firma. Gleichzeitig began ich mein neues Leben zu organisieren, das völlig von Victor bestimmt wurde. Nur einen aus der Strengfurt-Zeit wollte ich behalten - den treuen Femi, der mich weiterhin sicher durch das chaotische Land

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