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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf ihren nackten Rücken. Er hätte ihr gern so viel gesagt, sie zum Halten bewegt, ihr einiges zugerufen, aber sie klopfte zweimal und war einen Augenblick später verschwunden.
    Zurück blieb Lorenzo Amber. Ein einsamer Mann, der darüber nachdachte, ob er einen bösen Traum erlebt hatte oder alles der reinen Wahrheit entsprach.
    Erst jetzt traute er sich, den Arm auf den Rücken zu legen und ihn hochwandern zu lassen. Wo sich die Wunden befanden, stellte er anhand des punktuellen Schmerzes fest, und sehr bald gelang es ihm, sie auch zu ertasten.
    Sie waren nicht tief. Er sah sie mehr als lange Kratzer, die nicht sehr tief in seine Haut eingedrungen waren und sich dabei mehr auf der Oberfläche abzeichneten.
    Insgesamt vier schräg über den nackten Rücken verlaufende Wunden waren es. Sie sonderten auch kein Blut ab, das sowieso nicht in Mengen geflossen war. Nur mehr ein paar Tropfen.
    Seine Hand glitt wieder in die normale Haltung zurück. Er schaute auf seine Fingerspitzen, als könnten sie ihm die ganze Wahrheit verraten.
    Amelia hatte ihm viel gesagt, sehr viel – zu viel eigentlich für einen Fremden. Aber erklärbar, wenn sie sich ihrer Sache voll und ganz sicher war.
    Und das schien sie zu sein, denn sonst hätte sie ihn niemals allein gelassen und ihm somit auch die kleine Chance zur Flucht überlassen.
    Amelia hatte von einem kleinen Bad und einem Spiegel gesprochen, der ihm die Wahrheit präsentieren würde.
    Bisher hatte er gezögert.
    Das war nun vorbei.
    Er holte noch einmal tief Luft und drehte sich um. Dabei spürte er einen leichten Schwindel und hatte für einen Augenblick das Gefühl wegfliegen zu können.
    Er blieb auf dem Boden und schaute sich die Vertäfelung an.
    Dabei entdeckte er den schmalen Spalt, der tatsächlich eine Tür nachzeichnete, jedoch ohne Schloß und Griff. Er drückte mit dem Ellbogen gegen das Holz und stolperte nach vorn, weil die Tür nachgegeben hatte. Automatisch flackerte die Leuchtstoffröhre unter der viereckigen Decke über ihm auf und tauchte den kleinen Raum in eine kalte Helligkeit.
    Eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken waren vorhanden.
    Alles war den kleinen Räumlichkeiten sehr gut angepaßt und schimmerte in einem hellen Ton.
    Er drehte sich zur Seite, weil ihm ein Blick in den Spiegel plötzlich Furcht einflößte. Selten zuvor hatte sein Herz so schwer geschlagen wie zu diesem Zeitpunkt.
    Lorenzo Amber stand an einem Wendepunkt seines Lebens. Er hatte sich von dieser Person fangen lassen, er mußte nun ausbaden, was sie ihm angetan hatte.
    Langsam hob er den Kopf höher und öffnete dabei auch seine Augen.
    Als sie zu Schlitzen geworden waren, sah er bereits den unteren Teil der Spiegelfläche über dem Waschbecken.
    Laß es nicht sein. Laß es nicht sein, Gott im Himmel! Ein stummes Flehen zuckte durch sein Hirn.
    Danach ging es Lorenzo etwas besser.
    Er stand aufrecht.
    Dann öffnete er die Augen.
    Und er schrie!
    ***
    Er wollte es nicht wahrhaben, nicht wissen, doch die fürchterliche Wahrheit ließ sich nicht vertuschen. An seinem Gesicht hatte sich nichts verändert, zumindest hatte er beim ersten Hinsehen nichts entdecken können, aber da waren noch die Augen, und genau auf sie kam es ihm an. Sie waren einmal dunkelbraun gewesen, doch jetzt schimmerten sie golden! So wie bei Amelia…
    Hatte er diese Tatsache bei ihr noch interessant gefunden und zu Beginn auch sexy, so änderte sich dieser Eindruck bei ihm radikal.
    Er fürchtete sich vor seinen Augen, denn das Virus hatte bereits Wirkung gezeigt. Das goldene Schimmern war nicht normal, er stand unter dem Bann des Götzen, und er konnte sich vorstellen, daß sich noch mehr an ihm veränderte. Diese Augen waren erst der Anfang. Sollte sich das Virus weiterhin ausbreiten, blieb sein ganzer Körper nicht davon verschont, dann würde er möglicherweise als goldene Figur umherlaufen und sein Menschsein vergessen können.
    So weit es die Enge des kleinen Bads zuließ, trat er zurück. Noch immer war er nur mit dem Bademantel bekleidet. Vor der Brust stand er offen, und er konnte sehen, wie der Schweiß über seine nackte Haut perlte und die dunklen Brusthaare näßte. Die Furcht vor der Zukunft empfand er als schlimm. Er kam sich vor, als hätte man ihm einen Pfahl in den Magen gerammt, schaute wieder in den Spiegel, schloß die Augen, öffnete sie wieder und riß sie weit auf.
    Der Anblick blieb.
    Die Pupillen sahen aus wie kleine funkelnde Sonnen, die sich in sein Gesicht verirrt

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