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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Obwohl er auf beiden Füßen stand, schwankte er von einer Seite zur anderen. An der Wand mußte er mit dem ausgestreckten Arm Halt finden, sonst wäre er umgefallen.
    Nur die Augen, nicht sein Gesicht, auch nicht sein Körper – oder? Er zerrte mit einer wütenden Bewegung den Bademantel so weit wie möglich auf und betrachtete seine Brust.
    Sie war normal.
    Da war nichts.
    Er atmete auf.
    Nur kurz, denn er erinnerte sich an den Kuß, den ihm Amelia gegeben hatte. Ihre Zunge hatte dabei mit seiner gespielt, und die andere war ihm so anders und seltsam vorgekommen. Einfach hart, als hätte sie sich in eine fremde Masse verwandelt.
    Und seine?
    Er hatte sie sich bisher noch nicht angesehen, denn den Mund hatte er geschlossen gehalten. Lorenzo mußte sich überwinden, um wieder näher an den Spiegel heranzutreten. Als ihm die Entfernung dicht genug erschien, öffnete er den Mund.
    Nicht auf einmal, sondern zuckend intervallweise. Zuvor hatte er seine Zunge bewegt. War sie verändert? War sie schwerer geworden?
    Er streckte sie heraus.
    Diesmal schrie er nicht. Nur ein Gurgeln entstand tief in seiner Kehle, als Lorenzo erkennen mußte, daß sich seine Zunge ebenfalls verändert hatte.
    Es kam ihm der Vergleich mit einer Allergie in den Sinn. Die Zunge war zwar nicht angeschwollen, aber sie hatte eine andere Farbe bekommen.
    Er sah sie golden schimmern.
    Wahnsinn, nicht zu fassen!
    Amber streckte die Zunge so weit heraus wie eben möglich. Er schaute in seinen Rachen hinein, wo nichts golden schimmerte. Er war mehr ein düsterrötliches Loch.
    Lorenzo schloß den Mund, stützte sich mit den Handballen auf dem Rand des Waschbeckens ab und schüttelte den Kopf. Mit dieser Veränderung konnte er einfach nichts anfangen. Obwohl sie beim ihm stattgefunden hatte, würde es lange dauern, bis er sie akzeptierte.
    Er war damals mit großem Enthusiasmus der Weißen Macht beigetreten.
    Nicht aus Geldgier oder weil er unbedingt einen Job brauchte, sondern aus reiner Überzeugung. Es ging ihm um die Sache, doch nun merkte er, wie er sie allmählich unter seinen Füßen verlor. Er würde verlieren.
    Der kalte Schweiß war ihm ausgebrochen. Lorenzo lehnte neben der Tür an der schmalen Wand und wartete darauf, daß die Verwandlung fortschritt.
    Auch wenn er seine Hände noch so lange betrachtete, die Haut blieb normal. Sie kriegte keinen goldenen Schimmer, und er spürte auch, daß sich sein Kreislauf nicht verändert hatte.
    Nur die Augen und die Zunge.
    Den Kopf schüttelnd stemmte er sich von der Wand ab und drehte sich der Tür zu. Er mußte raus, die kleine Kabine war für ihn zu einem Kerker geworden. Er wollte irgend etwas tun und wenn er sich auf das Bett warf und schrie.
    Abrupt blieb er stehen, denn er war nicht mehr allein. Lorenzo hatte Besuch bekommen.
    Amelia stand vor ihm.
    Lächelnd schaute sie ihn an. Sie war nicht mehr nackt. Ein schwarzes T-Shirt und eine helle Sommerjeans ließen sie so aussehen wie viele Römerinnen auch. Hinzu kam das schwarze Haar, in das sie zwei gelbe Spangen gesteckt hatte, und auf ihren Lippen lag ein beinahe schon strahlendes Lächeln.
    Sie nickte ihm zu. »Ich freue mich, daß du meinem Wunsch nachgekommen bist. Hast du es gesehen?«
    »Ja, ja!« keuchte der Mann. »Ich habe es gesehen. Ich habe mich im Spiegel betrachten können. Ich habe einfach alles gesehen. Ich weiß jetzt, was mit mir los ist.«
    »Und was genau?«
    Amber hob beide Arme und spreizte die Zeigefinger ab. Von verschiedenen Seiten deutete er gegen seine Augen. »Die Pupillen«, flüsterte er. »Es sind die Pupillen, die sich verändert haben. Ihre… ihre Farbe hat gewechselt, sie sehen nicht mehr so aus wie sonst. Sie… sie sind plötzlich anders geworden – golden.«
    »Sehr richtig, schöner Mann, das ist sein Einfluß. Ich habe dir von Baal berichtet, und er hat dich unter Kontrolle. Du gehörst nicht mehr zur Weißen Macht, du bist jetzt einer von uns, und du wirst den Wunsch haben, die Weiße Macht zu bekämpfen. Es wird keinen geben, der dich daran hindert. Wir alle, die wir dazu gehören, werden froh sein, wenn du es tust, denn du bist ungemein wichtig für unseren Plan, weil man dir doch Vertrauen entgegenbringt.«
    Er hatte alles gehört, sein Inneres sträubte sich dagegen, ihm fehlte der Glaube, doch sein Gefühl sagte ihm auch, daß diese Person vor ihm nicht gelogen hatte.
    Sie handelte sehr nüchtern und deutete auf die Ansammlung der Kleidungsstücke auf dem Bett. »Zieh dich an, du wirst uns

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