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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Lketinga im Laden stand, kommt häufig vorbei. Mit mir gibt er sich nicht ab, was mich nicht weiter stört. An den Gesprächen merke ich, daß er etwas will. Doch mein Mann winkt ab, er wolle nur den letzten Lohn, den er ihm aber schon ausbezahlt habe. Ich halte mich heraus, denn ich war in Maralal und im Spital und weiß von nichts.
    Unser Leben verläuft ruhig, und Napirai entwickelt sich zu einem richtigen Pummelchen. Fremden darf ich sie nach wie vor nicht zeigen. Jedesmal, wenn jemand in die Nähe kommt, versteckt Lketinga sie unter der Babydecke, was sie gar nicht mag.
    Eines Tages kommen wir vom River und wollen ins Chai-Haus, als ein Alter auf Lketinga zukommt. Wieder wird geredet. Mein Mann sagt mir, ich solle hier warten und marschiert zum »Polizeihäuschen«. Dort erkenne ich den richtigen Chief, den Wildhüter und den Boy vom Shop. Aus einiger Entfernung beobachte ich beunruhigt die Diskussion. Napirai hängt an meiner Seite in einem Kanga und schläft. Als Lketinga nach mehr als einer Viertelstunde nicht zurückkommt, schlendere ich zu den Männern.
    Irgend etwas geht vor, ich sehe es am Gesichtsausdruck meines Mannes. Er ist wütend, und es wird heftig debattiert, während der Boy etwas abseits lässig zuschaut. Immer wieder höre ich »Duka«, »Shop«. Da ich weiß, daß der Chief Englisch spricht, will ich von ihm wissen, um was es geht. Ich bekomme keine Antwort, statt dessen geben sich alle die Hand, und Lketinga schleicht verstört davon. Mit drei Schritten bin ich neben ihm, packe ihn bei der Schulter und will wissen, was hier abgelaufen ist. Müde dreht er sich zu mir um und erzählt, er müsse dem Boy noch fünf Ziegen abgeben für seine Arbeit im Shop, ansonsten droht ihm der Vater des Boys mit einer Anzeige bei der Polizei. Er will aber nicht ins Gefängnis. Ich verstehe überhaupt nicht, was los ist.
    Eindringlich frage ich meinen Mann, ob der Boy seinen Lohn jeden Monat bekommen hat. »Yes, Corinne, I don’t know, why they want five goats, but I don’t want to go again in prison, I’m a good man. The father of this boy is a big man!« Ich kann Lketinga glauben, daß er das Geld bezahlt hat. Ihm mit Gefängnis zu drohen für nichts und wieder nichts ist wirklich das Letzte, das ich ertragen kann, zumal dieser Boy schuld daran ist. Wutentbrannt stürze ich auf ihn los und schreie ihn an: »What do you want from me?« »From you nothing, only from your husband«, lächelt er mich blöde an. Nun kann ich nicht mehr an mich halten und schlage und trete blindlings auf ihn ein. Er will ausweichen, doch ich erwische sein Hemd und zerre ihn heran, während ich ihn lauthals mit deutschen Flüchen eindecke und anspucke.
    Die umstehenden Männer halten mich fest, und Napirai schreit wie am Spieß. Inzwischen ist Lketinga da und sagt ärgerlich: »Corinne, you are crazy, go home!« »I’m not crazy, really not crazy, but if you give goats to this boy, I don’t open again this shop!« Der Boy wird von seinem Vater festgehalten, sonst würde er mich sicher anfallen. Wütend reiße ich mich los und laufe mit der schreienden Napirai nach Hause. Ich verstehe meinen Mann nicht, warum er sich so einschüchtern läßt und kann auch den Chief nicht begreifen. Ab jetzt werde ich mir jeden Handgriff bezahlen lassen. Niemand kommt mehr in unseren Wagen, ohne vorher bezahlt zu haben! Viele starren mich an, als ich an ihnen vorbeirase, doch mir ist es egal. Mir ist klar, daß ich den Burschen und seinen Vater schwer beleidigt habe, denn hier schlagen die Frauen keine Männer, eher umgekehrt.
    Es dauert nicht lange, und Lketinga kommt mit dem Chief nach Hause. Sofort wollen sie wissen, warum ich das gemacht habe. Mein Mann ist verstört und entsetzt, was mich gleich wieder aufbrausen läßt. Dem Chief lege ich unser Kreditbuch auf den Tisch, damit er sieht, wie viele tausend Schillinge wir wegen des Burschen ausstehen, wenn nicht verloren haben. Außerdem steht er selbst mit über 300 Schillingen bei uns in der Kreide. Und so einer will fünf Ziegen, was einen halben Jahreslohn bedeutet! Nun dämmert es auch dem Chief, und er entschuldigt sich für seinen Entscheid. Wir müssen aber einen Weg finden, uns mit dem Alten zu einigen, da Lketinga bereits mit Handschlag das Urteil akzeptiert hat.
    Höflichkeitshalber muß ich für den Chief Tee kochen. Ich entzünde die Holzkohle in unserem Öfchen und stelle es ins Freie, damit der Luftzug die Kohle schneller zum Glühen bringt. Es ist eine sternenklare Nacht. Gerade

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