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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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ein Wunder, wenn wir das Auto heil hinüberbrächten. Aber wir schaffen es, der Chauffeur ist ein hervorragender Fahrer.
    Ab und zu fahren wir an Manyattas und Kindern mit Ziegen- oder Kuhherden vorbei. Ich bin aufgeregt. Wann sind wir endlich da? Ist hier mein Darling irgendwo zuhause, oder ist die ganze Anstrengung vergebens? Gibt es noch eine Chance? Leise bete ich vor mich hin. Mein Retter hingegen ist sehr ruhig. Endlich überqueren wir ein breites Flußbett, und nach zwei oder drei Kurven erspähe ich einige einfache Blockhütten und weiter oben, auf einer Anhöhe, ein riesiges Gebäude, das sich von der Landschaft wie eine Oase abhebt, grün und schön. »Wo sind wir?« frage ich meinen Begleiter. »Hier ist Barsaloi-Town und dort oben die neu gebaute Mission. Zuerst gehen wir aber zu den Manyattas und schauen, ob Lketinga zu Hause bei seiner Mutter ist«, erklärt er mir. Wir fahren nahe an der Mission vorbei, und ich staune über das viele Grün, denn hier ist es sehr trocken, wie in einer Halbwüste oder Steppe.
    Nach dreihundert Metern biegen wir ab und holpern über die Steppe. Zwei Minuten später hält das Fahrzeug. Tom steigt aus und fordert mich auf, ihm langsam nachzukommen. Den Chauffeur bittet er zu warten. Unter einem großen, flachen Baum sitzen mehrere Erwachsene und Kinder. Mein Begleiter geht auf die Leute zu, während ich in angemessenem Abstand warte. Alle blicken herüber. Nach längerem Schwatz mit einer alten Frau kommt er zurück und sagt: »Corinne, come, his Mama tells me, Lketinga is here.« Wir gehen durch hohes, stacheliges Gebüsch und gelangen zu drei sehr einfachen Manyattas, die in etwa fünf Metern Abstand voneinander stehen. Vor der mittleren stecken zwei lange Speere im Boden. Tom deutet darauf und sagt: »Here he is inside.« Ich wage mich nicht zu bewegen, und so bückt er sich und geht hinein. Da ich dicht hinter ihm bin, verdeckt mich sein Rücken. Nun höre ich Tom sprechen und kurz darauf Lketingas Stimme. Jetzt halte ich es nicht mehr aus und quetsche mich vorbei. Wie überrascht und freudig, ja ungläubig Lketinga mich in diesem Moment ansieht, werde ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Er liegt auf einem Kuhfell in dem kleinen Raum hinter der Feuerstelle im rauchigen Halbdunkel und lacht plötzlich los. Tom macht Platz, so gut es geht, und ich krieche in seine ausgestreckten Arme. Wir halten uns lange fest. »I know always, if you love me, you come to my home.«
    Dieses Wiedersehen, ja Wiederfinden ist schöner als alles bisher Dagewesene. In dieser Minute weiß ich, hier werde ich bleiben, auch wenn wir nichts haben außer uns. Lketinga spricht mir aus dem Herzen, als er sagt: »Now you are my wife, you stay with me like a Samburu-wife.« Ich bin überglücklich.
    Mein Begleiter schaut mich skeptisch an und fragt, ob er wirklich allein mit dem Landrover nach Maralal zurückfahren soll. Es sei schwer für mich hier. Es gäbe fast nichts zu essen, und schlafen müsse ich am Boden. Zu Fuß nach Maralal käme ich auch nicht. Mir ist das alles egal, und ich sage zu ihm: »Wo Lketinga lebt, da kann auch ich leben.«
    Für einen kurzen Moment wird es dunkel in der Hütte, Lketingas Mutter schiebt sich durch das kleine Loch am Eingang. Sie setzt sich gegenüber der Feuerstelle nieder und schaut mich lange schweigend und düster an. Ich bin mir bewußt, daß dies entscheidende Minuten sind, und sage nichts. Wir sitzen da, halten unsere Hände, und unsere Gesichter glühen. Würden wir Licht damit erzeugen, wäre die Hütte hell erleuchtet.
    Lketinga spricht nun ein paar Worte mit ihr, und ab und zu verstehe ich nur »Mzungu« oder »Mombasa«. Seine Mutter sieht mich unentwegt an. Sie ist ganz schwarz. Der rasierte Kopf ist schön geformt. Am Hals und an den Ohren trägt sie farbige Perlenringe. Sie ist eher füllig, und an ihrem nackten Oberkörper hängen zwei lange, riesige Brüste. Die Beine sind bedeckt mit einem schmutzigen Rock.
    Plötzlich streckt sie mir ihre Hand entgegen und sagt »Jambo«. Dann folgt ein größerer Redeschwall. Ich schaue zu Lketinga. Er lacht: »Mutter hat ihren Segen gegeben, wir können mit ihr in der Hütte bleiben.« Jetzt verabschiedet sich Tom, und ich hole nur noch meine Tasche aus dem Landrover. Als ich zurückkomme, hat sich eine größere Menschenmenge um die Manyatta versammelt.
    Gegen Abend höre ich Glockengebimmel. Wir gehen nach draußen, und ich erblicke eine große Herde von Ziegen. Die meisten ziehen vorbei, andere

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