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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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selbstgenähten Röcke. Alle sind glücklich. Lketinga läßt das Radio mit der Kassette laufen, was ein großes Geschnatter in Gang setzt. Als ich Saguna die braune Puppe, die meine Mutter für sie gekauft hat, übergebe, stehen alle Münder offen, und Saguna springt schreiend aus der Hütte. Ich verstehe die Aufregung überhaupt nicht. Auch die Mama schaut die Puppe nur mit Abstand an, und Lketinga fragt mich tatsächlich, ob es ein totes Kind sei. Nach der ersten Verblüffung muß ich loslachen: »No, this is only plastic.« Aber der Puppe mit den Haaren und vor allem den Augen, die auf- und zuklappen, trauen sie erst nach einiger Zeit. Immer mehr staunende Kinder kommen, und erst als ein anderes Mädchen die Puppe aufheben will, springt Saguna dazwischen und drückt sie an sich. Von diesem Moment an darf niemand mehr die Puppe anfassen, nicht einmal die Mama. Saguna schläft nur noch mit ihrem »Baby«.
    Bei Sonnenuntergang fallen die Mücken über uns her. Da alles feucht ist, scheinen sie sich richtig wohl zu fühlen. Obwohl das Feuer in der Hütte brennt, schwirren sie um unsere Köpfe. Ständig wedle ich mit der Hand vor meinem Gesicht. So kann ich nicht schlafen! Sogar durch die Socken werde ich gestochen. Meine Freude, zu Hause zu sein, ist getrübt. Ich schlafe in Kleidern und ziehe die neue Decke über mich. Doch den Kopf kann ich nicht zudecken, im Gegensatz zu den anderen. Fast hysterisch geworden schlafe ich gegen Morgen ein. In der Früh bringe ich ein Auge nicht auf, so zerstochen bin ich. Ich will mir keine Malaria einfangen. Deshalb möchte ich ein Moskitonetz kaufen, obwohl das in der Manyatta mit dem offenen Feuer nicht ungefährlich ist.
    In der Mission frage ich den Pater, ob er eventuell den Reifen flicken kann. Er hat keine Zeit, gibt mir jedoch einen Ersatzreifen und rät mir, ein zweites Reserverad zu kaufen, denn es könne vorkommen, daß man zwei Pannen auf einmal hat. Bei der Gelegenheit frage ich ihn, was er gegen die Moskitos unternimmt. Er hat in seinem guten Haus keine großen Probleme und hilft sich mit Spray. Am besten wäre es, möglichst schnell ein Haus zu bauen, das koste nicht viel. Der Chief könne uns einen Platz zuweisen, den wir in Maralal registrieren lassen müßten.
    Der Hausbau läßt mich nicht mehr los. Es wäre großartig, eine richtige Blockhütte zu haben! Beschwingt von der Idee kehre ich in die Manyatta zurück und erzähle alles Lketinga. Er ist nicht so begeistert, und weiß nicht, ob er sich in einem Haus überhaupt wohl fühlt. Wir können es uns ja noch überlegen. Trotzdem will ich nach Maralal, denn ohne Moskitonetz möchte ich keine Nacht mehr verbringen.
    Innerhalb kurzer Zeit stehen wieder mehrere Menschen um den Landrover. Alle wollen nach Maralal. Einige kenne ich vom Sehen, andere sind mir völlig fremd. Lketinga bestimmt die Mitfahrer. Wieder dauert es fast fünf Stunden, bis wir am späten Nachmittag ohne Pannen unser Ziel erreichen. Zuerst lassen wir den Reifen flicken, was sich als langwierige Unternehmung herausstellt. Währenddessen schaue ich mir die Reifen an meinem Fahrzeug genauer an und muß feststellen, daß sie fast kein Profil mehr haben. Bei der Garage erkundige ich mich nach neuen Reifen. Es haut mich fast um, als ich die horrenden Preise vernehme. Umgerechnet wollen sie fast 1.000 Franken für vier Pneus. Das sind Preise wie in der Schweiz! Hier entspricht das drei Monatslöhnen. Aber ich brauche sie, wenn ich nicht ständig steckenbleiben will.
    In der Zwischenzeit bin ich wegen des Moskitonetztes in einem der Shops fündig geworden und besorge außerdem schachtelweise Moskitokeulen. Abends lerne ich in der Lodging-Bar den großen Chief vom Samburu-District kennen. Er ist ein angenehmer Mensch und spricht gut Englisch. Er hat bereits von meiner Existenz gehört und wollte uns ohnehin bald besuchen. Meinem Massai gratuliert er zu einer so mutigen Frau. Ich erzähle ihm vom Plan des Hausbaus, unserer Hochzeit und dem Problem mit der Identitätskarte. Er verspricht uns zu helfen, wo er kann, doch der Hausbau sei schwierig, da es fast kein Holz mehr gebe.
    Wenigstens wird er sich um die Identitätskarte kümmern. Am nächsten Tag kommt er gleich mit ins Office. Es wird viel geredet, Formulare werden ausgefüllt und diverse Namen genannt. Da er alles über Lketingas Familie weiß, kann der Ausweis in zwei bis drei Wochen auch in Maralal ausgestellt werden. Den Heiratsantrag füllen wir gleich aus. Wenn innerhalb von drei Wochen niemand

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