Die Weisse Massai
Einspruch erhebe, könnten wir heiraten. Nur zwei schreibkundige Trauzeugen müßten wir mitbringen. Ich weiß gar nicht, wie ich diesem Chief danken soll, so froh bin ich. Hie und da muß ich etwas bezahlen, aber nach einigen Stunden ist alles in die Wege geleitet. Wir sollen in vierzehn Tagen wieder vorbeikommen und die Bescheinigungen mitbringen. Gut gelaunt laden wir den Chief zum Essen ein. Er ist der erste, der uns wirklich von Herzen geholfen hat. Lketinga schiebt ihm auch großzügig etwas Geld zu.
Nach einer Nacht in Maralal wollen wir wieder los. Kurz bevor wir den Ort verlassen, treffe ich Jutta. Natürlich müssen wir noch einen Chai trinken und uns alles erzählen. Sie will bei unserer Hochzeit dabei sein. Momentan wohnt sie bei Sophia, einer anderen Weißen, die vor kurzem mit ihrem Rasta-Freund nach Maralal gezogen ist. Ich soll sie doch gelegentlich besuchen. Wir Weißen müßten zusammenhalten, meint sie lachend. Lketinga schaut finster, er versteht nichts, weil wir dauernd Deutsch sprechen und viel lachen. Er will nach Hause, deshalb brechen wir auf. Diesmal wagen wir den Dschungelweg. Die Straße ist miserabel, und am schlüpfrigen Schräghang traue ich mich kaum noch zu atmen. Meine Stoßgebete werden diesmal erhört, und wir erreichen Barsaloi ohne Schwierigkeiten.
Die nächsten Tage verlaufen ruhig, das Leben geht den gewohnten Gang. Die Leute haben genug Milch, und in den halb zerfallenen Shops gibt es Maismehl und Reis zu kaufen. Die Mama ist mit der Vorbereitung für das größte Samburu-Fest beschäftigt. Bald soll die Endzeit der Krieger, der Altersklasse meines Darlings, gefeiert werden. Nach dem Fest, das in einem guten Monat stattfindet, dürfen diese Krieger offiziell auf Brautsuche gehen und heiraten. Ein Jahr später folgt die Aufnahme der nächsten Generation, der jetzigen Boys, in den Kriegerstatus, die mit einem großen Beschneidungsfest begangen wird.
Das kommende Fest, das an einem besonderen Ort stattfindet, an dem sich alle Mütter mit ihren Kriegersöhnen treffen, ist sehr wichtig für Lketinga. Schon in zwei oder drei Wochen werden Mama und wir unsere Manyatta verlassen und an jenen Ort ziehen, an dem die Frauen nur für dieses Fest neue Hütten aufbauen werden. Den genauen Zeitpunkt dieses Dreitagefestes erfahren alle erst kurz vorher, denn der Mond spielt eine große Rolle. Ich rechne mir aus, daß wir ungefähr vierzehn Tage vorher das Standesamt aufsuchen müssen. Falls etwas schiefgeht, bleiben mir nur wenige Tage bis zum Ablauf meines Visums.
Lketinga ist nun viel unterwegs, da er einen schwarzen Bullen von einer bestimmten Größe auftreiben muß. Das erfordert viele Besuche bei den Verwandten, um notwendige Tauschgeschäfte vorzuschlagen. Ab und zu gehe ich mit, doch schlafe ich nur zu Hause unter dem Moskitonetz, das mich gut schützt. Tagsüber erledige ich die gewohnte Arbeit. Morgens gehe ich mit oder ohne Lketinga zum Fluß. Manchmal nehme ich Saguna mit, die einen Riesenspaß hat, wenn sie baden darf. Es ist das erste Mal für das kleine Mädchen. In der Zwischenzeit wasche ich unsere rauchigen Kleider, was meinen Knöcheln nach wie vor nicht gut bekommt. Dann schleppen wir Wasser nach Hause, und danach geht es auf Feuerholzsuche.
Behördenstreß
Die Zeit vergeht, und wir müssen nach Maralal, um zu heiraten. Mama ist ungehalten, daß Lketinga so kurz vor der Zeremonie wegfährt. Doch wir denken, daß eine Woche wirklich mehr als genug ist. Mama bricht am selben Tag alles ab und zieht mit den anderen Müttern und den bepackten Eseln los. Mitfahren will sie auf keinen Fall. Sie ist noch nie in einem Auto gesessen und will dies auch nicht mehr ausprobieren. So packe ich lediglich meine Taschen in den Wagen, den Rest erledigt Mama.
Lketinga nimmt Jomo mit, einen älteren Typ, der etwas Englisch kann. Er ist mir unsympathisch und drängt sich unterwegs dauernd auf, unser Trauzeuge zu sein oder zumindest zu assistieren. Dann sprechen sie über das bevorstehende Fest. Von überall kommen aus diesem Anlaß die Mütter zusammen. Es werden sicher vierzig bis fünfzig Manyattas gebaut, und es soll viel getanzt werden. Ich freue mich sehr auf dieses große Fest, dem ich beiwohnen darf. Nach dem Stand des Mondes dauert es noch ungefähr zwei Wochen, meint unser Fahrgast.
In Maralal gehen wir zuerst zum Meldeamt. Der diensthabende Beamte ist nicht da, wir sollen morgen mittag nochmal kommen. Ohne Ausweis können wir keinen Heiratstermin beantragen. Wir ziehen durch
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