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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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gerade als der schwere Schild ihn traf.
    Der Mann stürzte zu Boden, sein Körper nur noch eine verkohlte Masse.
    Cerryl stieß den schweren Schild zur Seite, er wusste, dass er sich dabei die Hände verbrennen würde. Seine weiße Tunika wurde stellenweise durch die Berührung mit dem Eisen versengt.
    Cerryl musste sich gegen die Wand lehnen. Sein Kopf schmerzte und sein Magen zog sich in einem Krampf zusammen; er stand da, keuchte schwer, die Dunkelheit schien ihn anzuspringen, um gleich darauf wieder zu verschwinden.
    Schließlich raffte er sich auf und ging langsam auf die Treppe zu. Dientyr stand leichenblass an der Wand.
    »Ser?« Der Weiße Lanzenreiter schlug die Augen nieder.
    »Wo ist Ullan?«
    »Mmmmhhh … ich weiß nicht, Ser.«
    Cerryl ging weiter, bis er die Stufen erreichte. Dort setzte er sich in den Lichtschein, der durch die Gitteröffnung über ihm in den Tunnel strömte. Es kümmerte ihn nicht, ob seine weißen Sachen schmutzig wurden. Er musste sich ausruhen.
    »Dientyr? Schickt einen Boten zu Myral … Angreifer im Kanal. Sie sind zwar schon tot, aber ich muss trotzdem Meldung erstatten.«
    »Ja, Ser.«
    Cerryl achtete nicht auf die Erleichterung, die in der Stimme des Gardisten mitschwang, und auf das Tempo, mit dem er die Stufen hinauflief. Er versuchte nur, wieder zu Atem zu kommen. War er so atemlos, weil er zu viel Chaos in zu kurzer Zeit verschleudert hatte?
    Als er sich schließlich etwas weniger zittrig fühlte, wagte er sich noch einmal tiefer in den Tunnel und stellte sich der Dunkelheit. Nicht viel war übrig geblieben – nur zwei zum Teil verkohlte Leichen, zwei Eisenschilde, zwei Eisenschwerter, der Geruch von verbranntem Öl – und Schmutz und Abwasser. Von Ullan keine Spur.
    Cerryl kehrte zu den Stufen zurück, um auf Myral zu warten.
    Schließlich erschien Dientyr mit einem anderen Gardisten und Myral auf den Stufen; zusammen begleiteten sie Myral herunter. Ein Bote in Blau folgte ihnen.
    »Cerryl?«
    »Ich bin hier. Ich bin allein – mit den Leichen.«
    »Leichen?«
    »Zwei bewaffnete Männer – ich weiß nicht, warum.«
    »Lass mich sehen.« Die Gardisten gingen vor Myral und Cerryl her und der Bote hinter ihnen. So marschierten die beiden die wenigen Dutzend Ellen bis zum Kampfschauplatz.
    »Sie waren zu zweit.« Myral betrachtete die Gestalten; eine war nahezu vollständig verbrannt und die andere zum Teil. Myrals Gesicht verhärtete sich, als er mithilfe eines Messers aus Weißbronze einen der Schilde hochhob; mit rasselndem Atem richtete sich der alte Magier wieder auf.
    Cerryl verkrampfte sich. Was hatte er falsch gemacht?
    »Du hast gar nichts falsch gemacht.« Der dicke Magier wandte sich an den Boten. »Ich bitte den edlen Sterol, hierher zu kommen.«
    »Ja, Ser.« Der Bote verließ den Tunnel beinahe fluchtartig.
    »Das Zeichen des Herstellers … auf den Schilden.« Myral atmete weiterhin schwer. »Sie stammen aus Gallos … nur einen Waffenhändler, der in Gallos zugelassen ist … sollte nicht schwer sein herauszufinden, wer die Eisenwaffen beschafft hat.«
    »Ich dachte, Eisenwaffen sind nicht erlaubt in Fairhaven.«
    »Nur zu ganz bestimmten Zwecken …«, keuchte Myral.
    »Ser … die Stufen dort hinten. Sie sind sauber. Dort könnt Ihr Euch setzen.«
    »Kein … übler Vorschlag.«
    Cerryl führte Myral zu den Stufen, die zum Gitter hinaufführten.
    Auch ohne Myrals ausdrücklichen Befehl bewachten die Lanzenreiter weiter die verkohlten Gestalten auf dem Fußweg. Eine weitere Gruppe von Lanzenreitern war zu Jyantyl oben auf der Straße gestoßen, um das Gitter zu bewachen.
    »Kommt das öfter vor?«, fragte Cerryl schließlich.
    »Selten. Aber es kommt vor. Deshalb schicken wir auch Gardisten mit.« Myral holte tief Luft. »Manche denken, die Kanäle würden nicht überwacht. Manchmal haben sie damit auch Recht. Wir können nicht überall sein. Die Schlösser sind sehr hilfreich, aber ab und zu gelingt es jemandem, hier herein zu gelangen, so wie den Schmugglern.« Nach einer Pause fügte Myral hinzu: »Wenn Sterol da ist, werden wir den alten Schmugglertunnel überprüfen. Ich vermute, dass deine Angreifer ihn geöffnet haben. Was ist mit Ullan passiert?«
    »Ich weiß nicht, Ser. Er war plötzlich verschwunden, als ich mit den Männern fertig war.« Cerryl deutete mit dem Arm in den Tunnel.
    »Sehr interessant. Ein fehlender Gardist und ein Übergriff so spät am Tag.«
    Spät am Tag? Wenn es sehr wahrscheinlich war, dass ein junger Magier müde wurde?

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