Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
unvollendete Säuberungsarbeit im Seitentunnel.

 
LXXVIII
     
    A lle Augen waren auf Cerryl gerichtet, als er den Speisesaal betrat, dann wandten sie sich schnell ab, beinahe erleichtert, so schien es dem schmalgesichtigen Magierschüler. Er war spät dran, später als beabsichtigt, denn es hatte länger gedauert als angenommen, den Schmutz von seiner Tunika zu entfernen, obwohl er Chaos dazu benutzt hatte. Zu seiner Überraschung war es Cerryl sogar gelungen, die dunklen Fettflecken zu entfernen, von denen er geglaubt hatte, sie hätten sich in den weißen Stoff eingebrannt.
    Bealtur und Kochar schlugen die Augen nieder und wandten den Blick nicht mehr von der glatten, hellen Tischplatte. Im Speisesaal herrschte absolute Stille, nur ab und zu warf ein Schüler einen Blick zum Eingang. Kein einziger richtiger Magier saß im Saal, was ungewöhnlich war.
    Cerryl ging durch die schweigsamen Reihen zur Anrichte und bediente sich, er nahm von der Minzburkha, den Nudeln und brach sich ein ordentliches Stück Brot ab. Zum Schluss goss er sich einen vollen Humpen Dünnbier ein und trug alles zu dem Tisch, an dem Faltar und Lyasa saßen.
    »Du hast wieder alles verpasst«, flüsterte Faltar.
    »Ich habe Kanaldienst. Ich verpasse viel«, sagte Cerryl trocken. Er schniefte. Seine Tunika roch bestimmt noch immer nach Kloake. »Was ist geschehen?«
    »Das weißt du nicht?«, fragte Lyasa.
    »Mir wurde ausdrücklich befohlen, bis zum Abendmahl in den Kanälen zu bleiben«, berichtete Cerryl. »Der Erzmagier höchstpersönlich hat diesen Befehl erteilt. Es würde mir niemals einfallen, seine Anweisungen zu missachten.«
    Die Lippen der schwarzhaarigen Lyasa formten ein stummes ›Oh‹.
    »Sterol kam heute Nachmittag mit einigen Gardisten in den Studiersaal gestürmt.« Faltar flüsterte fast unhörbar. »Sie hatten Eisenschilde dabei. Du weißt, dass das Ärger bedeutet. Eisen lenkt Chaos ab.«
    »Das habe ich inzwischen auch gelernt.«
    »Sterol hatte Kinowin und Fydel dabei, und sogar Myral.«
    Cerryl biss von seinem Brot ab, um damit seinen knurrenden Magen zu beruhigen. »Warum?«
    »Du hättest Kesrik sehen sollen.« Faltar warf einen Blick auf den Tisch, an dem Kochar und Bealtur saßen. »Sterol warf einen Eisenschild – er musste dicke Lederhandschuhe dazu tragen – genau auf Kesrik und er brüllte so etwas wie, ob er es erkennen würde … Es ging um Herstellerzeichen und zugelassene Händler in Gallos.«
    Lyasa nickte schweigend.
    »Herstellerzeichen? Was hat Kesrik mit Händlern zu schaffen?«, fragte Cerryl. »Ihr glaubt, dass es etwas mit Kesriks Familie zu tun hat?«
    »Es würde Sinn ergeben«, murmelte Lyasa leise. »Kesrik mag dich nicht. Seine Familie ist reich und besitzt Zugang zu Söldnern – und zu Waffen.«
    »Jeslek war nicht dabei«, fügte Faltar hinzu.
    Und Anya auch nicht, dachte Cerryl, während er dem blonden Faltar einen Blick zuwarf.
    »Kesrik – er war leichenblass im Gesicht und dann sah er so aus, als wollte er Sterol mit Chaos bewerfen.« Lyasa warf Kochar und Bealtur, die beide schweigend am Nachbartisch saßen, einen Blick zu.
    »Das war nicht gerade klug von ihm«, sagte Faltar.
    »Er hat versucht, Chaos zu werfen? Während die vier vor ihm standen?« Cerryl schob sich einen Löffel von der scharfen, braunen Burkha mit Nudeln in den Mund.
    »Tja … dann sah man überall nur noch Chaos-Feuer. Kinowin hat als Erster seine Schilde hochgerissen«, sagte Lyasa, »und dann schleuderte jemand Chaos-Feuer auf ihn. Daraufhin hat er Kesrik verglühen lassen. Ich glaube, dass Kinowin es war. Es ging alles so schnell.«
    »Und dann?« Cerryl kaute ein Stück Brot, um die Schärfe der Burkha etwas zu mildem.
    »Sterol sah sich um und sagte etwas wie: ›Solche Ränkespiele sind in den Gildehallen der Magier nicht angebracht.‹«
    »Dann gingen sie alle hinaus, zwei Lanzenreiter nahmen die Eisenschilde mit«, beendete Faltar den Bericht.
    »Aber …« Lyasas Augen hefteten sich auf Cerryl. »Was hat Kesrik getan? Warum bist du so lange in den Kanälen geblieben?«
    »Zwei Männer mit Eisenschilden und Schwertern haben mich angegriffen«, musste Cerryl zugeben.
    »Wie hast du sie aufgehalten?«, presste Faltar hervor. »Myral und Derka haben mich beide gewarnt, wie gefährlich es wäre, Chaos auf Eisen zu schleudern, besonders auf poliertes Eisen.«
    Cerryl lachte. »Mit Dampf … hauptsächlich. Ich habe das Wasser im Kanal zu Dampf verwandelt.«
    Lyasa lächelte. »Du hast schnell gehandelt. Wie

Weitere Kostenlose Bücher