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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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haben eine ›abnehmende‹ Wirkung auf mich? Vielleicht, aber ich vermute, dass dies der Preis für die Kontrolle ist. Oder der, den ich zahlen muss.«
    Cerryl fühlte Kesriks Augen auf seinem Rücken – oder waren es Bealturs?
    Lyasa nickte heftig. »Es tut mir Leid.«
    »Das muss es nicht. Myral macht seine Sache gut.« Cerryl hätte lieber gelächelt, aber er bemühte sich um einen möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck, als er seinen Teller neben Lyasas Tablett stellte.
    Nachdem er sich niedergelassen hatte, fühlte er Lyasas Hand unter dem Tisch, sie berührte seinen Oberschenkel und drückte ihn; eine Geste, die wohl beruhigend wirken und gleichzeitig Mitgefühl zeigen sollte. Er hätte ihr am liebsten gesagt, dass es ihm gut ging, aber er nahm sich zusammen und murmelte: »Es ist hart, aber es geschieht eben.« Auf gewisse Weise waren die Worte wahr, nur würde Lyasa sie nicht so verstehen.
    Faltar ließ von seinem Huhn ab und blickte verwirrt auf.
    »Du wirst es schon noch verstehen … später«, sprach Lyasa leise. »Wie lange bist du nun schon in den Kanälen? Einen Achttag?«
    »Fast zwei. Ich komme nicht sehr schnell voran.« Faltar schüttelte enttäuscht den Kopf und machte ein langes Gesicht.
    »Das geht den meisten so«, sagte Lyasa. »Der Anfang ist schwierig.«
    »… kann man laut sagen …«, brummte Faltar.
    »Gibt es etwas Neues aus Gallos oder Spidlar?«, fragte Cerryl, er wollte das Thema wechseln.
    Lyasa warf einen Blick über die Schulter zu dem Tisch, den Kesrik und Kochar gerade geräumt hatten. Ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich sofort. »Äh … nein. Ich meine … es hat sich nichts verändert.« Sie hob ihren Humpen und zuckte zusammen.
    »Was ist?«, fragte Cerryl, dessen Augen Kesrik verfolgten; er fragte sich, was Lyasa wohl gesehen hatte – oder gehört.
    »Kinowin hat damit angefangen, verschiedenen Schülern den Umgang mit Waffen zu zeigen. Er steckte mich in eine volle Rüstung und dann musste ich zuschlagen.«
    »Um dir zu zeigen, was Gardisten und Lanzenreiter jeden Tag durchmachen müssen«, sagte Cerryl. »Eliasar hat mit mir das Gleiche gemacht.«
    »Ich will bestimmt kein Lanzenreiter werden.« Lyasa lachte. »Die Schwarzen Engel waren verrückt, und das in mehrerlei Hinsicht.«
    »Die aus Westwind?«, fragte Faltar. »Sie haben so ziemlich alle geschlagen. Obwohl ich das kaum glauben kann.«
    »Du glaubst nicht, dass Frauen stark und zäh genug dafür sind?« Lyasa zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Das habe ich nicht gesagt«, beeilte sich Faltar zu antworten.
    »Das will ich dir auch geraten haben.«
    Cerryl verbiss sich ein Grinsen.
    »Du weißt, dass ein Großteil der besten Schwertkämpfer auf Recluce noch immer Frauen sind. So auch bei den Weißen Lanzenreitern.«
    »Ich hätte gar nichts sagen sollen.«
    »Dann hast du also doch etwas gesagt?« Lyasa sah ihn unverhohlen an.
    Faltar seufzte übertrieben bedrückt, fast so übertrieben, wie es ein fahrender Sänger gespielt hätte. »Na los, verbrenn mich. Schlag mich … alles was du willst … denn ich fühle mich elend und niedrig …«
    »Das nächste Mal …« Lyasa lachte.
    »Es wird kein nächstes Mal geben«, versprach Faltar.
    Cerryl schmunzelte über den unterwürfigen Ton.
    »Warum hast du danach gefragt?«, wandte sich Lyasa an Cerryl.
    »Jyantyl – er ist der Anführer der Garde meiner Kanalabordnung –, er sagte, es gäbe Gerüchte, dass noch mehr Gardisten und Lanzenreiter nach Certis geschickt werden, und er sprach auch von Axalt.« Er hielt inne. »Weißt du etwas über Axalt?«
    »Es ist eine sehr alte Stadt mit einer hohen Stadtmauer darum herum. Sie lag früher an der Haupthandelsroute von Jellico nach Spidlar – so lange, bis die Große Weiße Straße durch die Osthörner fertig gestellt wurde. Es ist kein großes oder wichtiges Land, doch es ist keinem anderen Herrscher zu Treue verpflichtet.«
    »Vielleicht werden wir alle Magier sein, noch bevor es zum Krieg kommt«, meinte Faltar.
    »Vielleicht.« Cerryl war sich nicht sicher, ob das so gut wäre. Er brach ein Stück von seinem Brot ab.
    »Ein Krieg führt doch zu nichts«, sagte Lyasa.
    »Viele Dinge führen zu nichts«, antwortete Faltar, der eifrig kaute. »Warum dann ausgerechnet ein Krieg?«
    Cerryl dachte über Anyas Verhalten vorhin in der Halle nach und an so vieles, was in letzter Zeit geschehen war; er musste Faltar fast zustimmen. Doch viel konnte er nicht tun, also hob er seinen Humpen und genoss das kühle

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