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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Daran hatte Cerryl noch nicht gedacht.
    Myral raffte sich schwerfällig auf. »Der mächtige Sterol lässt sich Zeit. Wir können auch schon mit dem Tunnel anfangen, während wir warten. Du solltest ihn weiterhin sauber machen, wenn er zu schmutzig wird.«
    Cerryl war zwar nicht sehr begeistert, er sagte jedoch nichts. Seine linke Schulter schmerzte, dort hatte ihn der Schild getroffen, und er fühlte sich erschöpft.
    Langsam stiegen sie über die Leichen und erreichten die Stelle, bis wohin Cerryl den Fußweg geschrubbt hatte. Sie versuchten, keine der beiden Leichen zu berühren, aber der Fußweg war zu eng, um die toten Banditen umgehen zu können. Myral wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Cerryl.
    Cerryl ließ eine fauchende, goldene Lanzenflamme, so klein wie nur möglich, über die fünf Ellen des Fußweges zischen, die bis zur Öffnung des Schmugglertunnels noch nicht gesäubert waren; es war ein schlampig gemauerter Bogen, weniger als vier Ellen hoch.
    Cerryl setzte vorsichtig einen Fuß in den Seitentunnel, der Lehm unter ihm gab leicht nach. Keine zwanzig Ellen weiter mündete der Tunnel in eine Wand, in deren Mitte sich eine offen stehende Tür befand.
    Myral ging hin und schloss die Tür.
    Cerryl holte tief Luft. Die Rückseite der Tür hatte jemand angemalt, sodass sie aussah wie eine gemauerte Ziegelwand.
    »Das hat es früher auch schon gegeben. Sie sind schlau.« Myral drehte sich um. »Es ist keiner mehr in der Nähe, aber ich würde die Sache trotzdem lieber Sterol überlassen. Du wirst nicht wissen wollen, wo diese Tür hinführt, nicht solange du kein richtiger Magier bist.« Der schwere alte Magier keuchte langsam durch den Seitenkanal zurück zur Treppe, die zur Straße führte, wo er sich vorsichtig auf der zweiten Stufe niederließ.
    Cerryl hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren, so wusste er nicht, wie lange sie gewartet hatten. Auf einmal hörte er das Klirren der Waffen der Wächter, es hallte die Stufen herunter, bevor eine Hand voll Gardisten erschien, die dem Erzmagier vorausgingen.
    Sterol leuchtete in der Dunkelheit, eine glühende Chaos-Quelle; ein ganzer Zug Gardisten begleitete ihn, Kinowin ging neben ihm her. »Eure Nachricht war nicht gerade beruhigend, Myral.«
    Myral stand mühsam auf. »Ja, Erzmagier.« Myral deutete in der Dunkelheit auf die zwei Leichen. »Der junge Cerryl hat diese zwei Übeltäter erledigt. Ich dachte, Ihr wollt die Leichen vielleicht selbst untersuchen.«
    Sterol nickte. Kinowin stand mit ausdruckslosem Gesicht daneben.
    »Vielleicht wollt Ihr auch dem Seitentunnel hinter den Leichen Eure Beachtung schenken. Dort ist eine Tür, sie ist so bemalt, dass man sie für eine Mauer hält.«
    Sterol setzte sich in Bewegung, gefolgt von Kinowin, und marschierte in den Tunnel hinein. Cerryl bemerkte, dass Sterol nicht vor Chaos-Energie glühte so wie Jeslek, aber er strahlte eindeutig Chaos aus – wie auch Kinowin mit seinem zerfurchten Gesicht, dieser jedoch in geringerem Maße.
    Der Erzmagier blieb vor den Leichen stehen und beugte sich hinab. Bald richtete er sich wieder auf. »Ich verstehe, was Ihr meint.« Er streckte die Hand aus, zeigte auf die Gestalten und der Tunnel füllte sich plötzlich mit gleißend hellem Licht.
    Cerryl musste die Augen schließen. Als die Sterne vor seinen Augen verschwunden waren, sah er nur noch weißen Staub, zwei Eisenschilde und zwei Schwerter.
    Mit dicken weißen Handschuhen, die er für diesen Zweck mitgeführt haben musste, hob Kinowin beide Schilde auf und übergab sie einem der Gardisten. Dann nahm er die Schwerter und trug sie selbst zur Treppe, die Lanzenreiter folgten ihm; Sterol, Myral und Cerryl blieben allein im Tunnel zurück.
    »Einer der Lanzenreiter«, sagte Myral, »der Cerryl bewachen sollte, ist in die Tunnel geflüchtet.« Der alte Magier warf einen Blick zu Cerryl.
    »Ullan«, fügte Cerryl hinzu.
    »Zweifellos versteckt sich Ullan irgendwo in den Kanälen. Du hast meine Erlaubnis, ihn zu vernichten.« Sterols Augen blitzten auf, als er Cerryl ansah. »Er muss sofort vernichtet werden – ihm gebührt keine Gnade. Du besitzt die Kraft, das zu tun.« Sterol sah sich im Tunnel um. »Hast du verstanden?«
    Cerryl nickte.
    »Gut.« Der Erzmagier wandte sich an Myral. »Es steht uns Arbeit bevor.« Dann richtete er sein Wort wieder an Cerryl. »Suche Ullan und führe meinen Befehl aus. Wir erwarten dich nicht vor dem Abendmahl in den Hallen zurück. Wenn du ihn findest, führ deinen Befehl aus. Wenn

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