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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Er lief die letzten Stufen zur Eingangshalle hinunter und schlug den Weg über den Hof zu den Kasernen ein, wo er Jyantyl für gewöhnlich traf.
    In der Tür zum Hof entdeckte er eine rotblonde Gestalt in Grün.
    Leyladin lächelte ihn an, als er sich näherte. »Guten Tag, Cerryl.«
    »Guten Tag, Leyladin.«
    Sie blieb stehen, als wollte sie mit ihm reden. Also hielt auch Cerryl an.
    »Cerryl …?«
    »Ja?«
    »Wie hat Myral heute Morgen auf dich gewirkt?«
    Cerryl legte sein freundliches Lächeln nicht ab. »Er war guter Stimmung. Er wird nur schneller müde als früher, glaube ich.«
    »Schneller als damals, als du in den Kanälen anfingst?«
    Er nickte.
    »Das sind weniger als drei Jahreszeiten.« Sie runzelte die Stirn, dann lächelte sie sanft. »Er ist älter als er aussieht und ich habe Angst um ihn. Ich glaube, alle Heiler machen sich Sorgen um ihre Kranken.«
    Cerryl musste ein erleichtertes Lachen unterdrücken. »Er hat erzählt, dass du ihm hilfst, aber er erwähnte nie, wobei.«
    Die junge Heilerin sah sich in der Eingangshalle um und senkte die Stimme. »Alle Magier, die mit Chaos hantieren … Nun, das Chaos lässt sie schneller altern, auch Magier wie Myral, die sehr vorsichtig sind. Ich kann ihm dabei helfen, ein wenig Ordnung wiederherzustellen – aber nur wenig, denn zu viel Ordnung ist schlimmer als zu wenig. Es hilft entweder oder es hilft nicht. Aber nun mache ich mir Sorgen.«
    Cerryl fühlte, dass niemand in ihrer Nähe war oder sie durch ein Glas beobachtete. »Danke.«
    Leyladin zog die Stirn verwirrt in Falten. »Wofür?«
    »Dafür, dass du nicht verraten hast, dass ich dich einst im Glas beobachtet habe.«
    Leyladin lachte, es war ein wirklich warmes Lachen, weich und sanft, und ihre Augen blitzten, woraus Cerryl ihre Belustigung erkennen konnte. »Oh … Cerryl … ich wusste nicht, dass du derjenige warst. Ich habe es vermutet … nachdem ich dich das erste Mal gesehen hatte … aber du hast nie etwas gesagt.«
    »Ich habe es nur zweimal versucht«, beichtete er.
    Sie schüttelte kurz den Kopf, dann wurde sie wieder ruhig. »Ich danke Euch, Ser.«
    Cerryl nickte, er hörte die Schritte schon, noch bevor Bealtur auftauchte. »Ihr seid jederzeit willkommen. Möge Eure Heilkraft weiterhin so gute Ergebnisse bringen.«
    Mit einem kurzen Nicken war Leyladin verschwunden.
    Bealtur mied jeden Augenkontakt mit Cerryl und ging weiter zum Turm; er folgte Leyladin die Treppe hinauf.
    Cerryl hastete durch den Hof, froh darüber, dass der Springbrunnen und eine leichte Brise ihm kurzzeitige Abkühlung verschafften, bevor er auf seinem Weg zu den Kasernen die hintere Halle betrat. Aber vor allen Dingen war er froh, dass er es Leyladin gesagt hatte. Er hasste es, solche Geheimnisse mit sich herumzutragen, und ihre Reaktion hatte ihn erleichtert … zumindest ein wenig.
    Vor dem verwitterten Granitgebäude der Kaserne wartete Jyantyl bereits mit vier Lanzenreitern, die Cerryl noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Guten Morgen, Ser«, begrüßte ihn der Anführer der Abordnung.
    »Guten Morgen, Jyantyl.« Cerryl warf einen Blick auf die neuen Gardisten. »Wo ist Dientyr?«, fragte er ruhig. »Ich hoffe doch nicht …«
    »Es würde ihn bestimmt freuen, wenn er wüsste, dass Ihr an ihn denkt.« Jyantyl lächelte. »Er hat seine Strafe verbüßt und ist zu seiner Einheit zurückgekehrt. Sie wird morgen nach Jellico verlegt.«
    »Und Ihr? Ihr habt etwas erwähnt …«
    Jyantyl zog die Schultern hoch und ließ sie ratlos fallen. »Bald, aber ich habe noch nichts Genaues gehört.«
    Immer mehr Lanzenreiter wurden nach Westen verlegt, überlegte Cerryl, als die sechsköpfige Gruppe Richtung Süden zur Hauptstraße marschierte. Irgendetwas geschah dort draußen.
    Der leichte Wind zerzauste Cerryls feines Haar und er strich es sich aus der Stirn. Dabei fiel sein Blick in den Morgenhimmel. Hohe Schleierwolken verliehen dem Himmel eine hellblaue Färbung.
    Cerryl wanderte schweigend vor sich hin, er nahm nur den schweren Schritt der Lanzenreiter wahr, als sie in die Hauptstraße einbogen und Richtung Süden weitergingen.
    Als sie an einer Reihe von Herbergen vorbeikamen, in denen die reicheren Reisenden einkehrten, warf er einen Blick in die Seitenstraße, die zum Platz der Händler im Südwesten führte. War der Platz weniger bevölkert als sonst?
    Vor ihm auf dem gepflasterten Gehweg schoben zwei Frauen besorgt ihre Kleinkinder in ein nahe liegendes Gebäude – eine Küferwerkstatt.
    Cerryl runzelte die Stirn.

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