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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hast du das geschafft?«
    »Ich weiß nicht.« Cerryl konnte nur die Schultern zucken. »Ich wusste, dass ich gegen das Eisen kein Chaos schleudern durfte. Also musste ich etwas anderes unternehmen.« Er schob sich den nächsten Löffel Burkha in den Mund. Er war verwirrt und suchte Zuflucht im Essen.
    »Wie sind sie dort hinuntergekommen? Alle Gitter sind verschlossen und mit Chaos versiegelt«, fragte Faltar.
    »Sie haben einen alten Schmugglertunnel benutzt. Myral hat von dem Tunnel gewusst, doch dieser war schon vor Jahren zugemauert worden. Die Männer haben ein Loch in die Mauer gerissen.«
    »Wie konnten sie wissen …« Faltars Stirn bestand nur noch aus Falten.
    »Das ist einfach«, sagte Lyasa. »Cerryl geht jeden Tag durch die Straßen. Alle paar hundert Ellen ist ein Kanalgitter. Jeder kann sich das zusammenreimen.«
    Cerryls Kopf quellte über vor Fragen. Lyasa hatte Recht … aber warum war ihm ausgerechnet der Seitenkanal zugeteilt worden, in dem es einen alten Schmugglertunnel gab? Jemand log, aber wer? Myral hatte behauptet, er könnte überzeugend lügen, was bedeutete, dass es andere Magier auch konnten. Trotz der Herstellerzeichen auf den Schilden ergab es für Cerryl keinen Sinn, dass Kesrik oder seine Familie Söldner bezahlten, damit sie Cerryl angriffen, besonders da Ullan von einem schlanken Magier gesprochen hatte. Anya stammte jedoch nicht aus einer Händlerfamilie, nicht dass sich Cerryl erinnern konnte. Und warum hätten Sterol oder Kinowin Kesrik zu Asche verwandeln sollen, wenn der Magierschüler unschuldig war? All das deutete darauf hin, dass es noch mehr Geheimnisse gab, von denen Cerryl nichts wusste.

 
LXXIX
     
    D ie zwei Wächter nickten Cerryl zu, als er an ihnen vorbeiging und die Stufen zum Turm hinaufstieg. Hertyls Nicken wirkte ehrerbietiger als sonst, dachte Cerryl bei sich. Myrals Tür war geschlossen und sein Zimmer fühlte sich leer an, als Cerryl auf dem Treppenabsatz daran vorbeiging. Noch bevor er die dritte Treppe erreicht hatte, wurden seine Beine müde, und sein Atem ging schwer, als er im obersten Stockwerk des Turmes angekommen war.
    »Komm herein, Cerryl«, rief Sterol durch die Weißeichentür, die nur angelehnt stand.
    Cerryl holte tief Luft und richtete sich auf, atmete noch einmal tief ein und öffnete die in Bronze gefasste Tür. Er betrat Sterols Gemächer und schloss die Tür nur so weit, wie er sie vorgefunden hatte.
    »Du kannst sie ganz schließen.« Sterol saß hinter dem Schreibtisch zwischen zwei Bücherregalen aus Weißeiche, in denen nur ledergebundene Bände standen. Der Erzmagier deutete auf den unbequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Cerryl schloss wie befohlen die Tür und durchquerte den Raum; er machte einen Bogen um den Tisch mit dem runden Spähglas, um auf dem angebotenen Stuhl Platz zu nehmen.
    »Du hast den geflüchteten Gardisten gefunden.« Das Haar des Erzmagiers glänzte rötlich und eisengrau im letzten Licht vor Sonnenuntergang, das durch das offene Turmfenster hinter ihm hereinströmte.
    »Ja, Ser. Er war nicht sehr weit gekommen. Er hatte sich im südlichen Teil des Tunnels versteckt, dort wo der nächste Seitenkanal auf den Hauptkanal trifft, hinter einer Treppe.«
    Sterol nickte. »Es war niemand sonst bei ihm?«
    »Nein. Er war allein. Zumindest habe ich niemanden sonst gesehen oder gehört«, fügte Cerryl vorsichtshalber hinzu.
    »Haben die Gardisten gesehen, wie du ihn verbrannt hast?« Der Erzmagier verlagerte das Gewicht in seinem Stuhl, seine Augen wichen jedoch nicht von Cerryl.
    »Ich weiß nicht, wie viel sie gesehen haben, edler Sterol. Sie haben jedoch bestimmt beobachtet, wie ich Feuer geworfen habe. Sie müssen Ullan schreien gehört haben.«
    »Er hat geschrien? Gut … sehr gut. Das reicht. Kein Weißer Gardist oder Lanzenreiter darf jemals seinen Posten verlassen oder seine Pflichten vernachlässigen.« Sterol runzelte die Stirn. »Warum schrie er?«
    »Er hatte die Lanze bei sich, ich habe seinen Arm und die Lanze mit dem ersten Feuerstoß versengt.«
    »Du bist vor den Gardisten hergegangen?«
    »Hätte ich das nicht tun sollen, Ser?«
    »Junger Cerryl … die Tapferkeit der Jugend. Diese Geschichte wird dir und uns – der Gilde – äußerst dienlich sein.« Sterol lachte, doch die Heiterkeit verschwand rasch wieder, als der Erzmagier den jungen Mann betrachtete. »Ich hatte gehofft … doch du hast dir genug Kraft bewahrt … mehr als genug … und du bist klug …« Ein Nicken folgte, so als hätte

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