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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hast du noch beobachtet?«
    »Ich weiß nicht, Ser. Es gibt so vieles, so viele Dinge, über die ich bisher nicht nachgedacht hatte. Ich hätte niemals geglaubt, dass Kanäle so wichtig sein können und gepflasterte Straßen, Fußwege und sauberes Wasser …« Cerryl schaute Sterol beinahe hilflos an.
    Der Erzmagier nickte – eigentlich zu sich selbst –, dann starrte er zur Tür, schließlich wieder auf Cerryl. »Nun … du brauchst eine Pause und hast noch einen ganzen langen Kanal vor dir, wie ich annehme?«
    Cerryl nickte und stand auf.
    »Und … Cerryl, sei äußerst vorsichtig draußen in den Straßen. Wir sind nicht so beliebt und respektiert, wie es sein sollte, und Kesriks Familie hatte gute Verbindungen.«
    »Ja, Ser.«
    Cerryl hatte die Tür hinter sich geschlossen und stand nun auf dem obersten Treppenabsatz; nachdenklich setzte er seinen Weg fort, die Stufen hinunter. Sterol hatte zufrieden gewirkt, aber Cerryl hatte seine Zweifel, ob es gut war, wenn Jeslek von seinen Taten erfuhr. Auch Sterols Mahnung zur Vorsicht half Cerryl nicht weiter, er wusste bereits, dass er so gut wie überall auf der Hut sein musste.
    Dann gab es noch etwas, das ihm Sorgen bereitete – ziemlich große sogar. Cerryl hatte zwar vermutet, dass Kesrik ein schwacher Magier gewesen war, doch er bezweifelte, dass der blonde Schüler selbst die Mörder angeheuert hatte, die ihn in den Kanälen hätten töten sollen. Und Sterols Fragen bestätigten ihn darin – auf Umwegen.
    War das wieder eine der versteckten Prüfungen – oder wollte jemand anders Cerryl aus dem Weg schaffen? Doch warum? Und wenn dem so war, warum hatte Myral Cerryl den Kanal mit dem Schmugglertunnel übertragen? Oder hatte Myral keine andere Wahl gehabt? Stimmte es gar, wenn Myral behauptete, dass Jeslek ihn, Cerryl, als Rivalen ansah?
    Und warum hatte Sterol vom Chaos gesprochen und welche Fäulnis es hervorruft? Cerryl war nur ein unwissender Magierschüler … kein geachteter und mächtiger Magier wie Jeslek oder Kinowin. Trotz Sterols onkelhaften Gebarens eben zweifelte Cerryl, dass der Erzmagier all das nur zu seiner weiteren Erziehung gesagt hatte, und das bereitete ihm mehr Sorgen als alles andere.
    Dennoch, bis jetzt war es ihm gelungen zu überleben und das hieß schon etwas für den verwaisten Sohn eines Weißen Abtrünnigen.
    Bis jetzt, ermahnte er sich selbst. Bis jetzt.

 
LXXX
     
    C erryl öffnete die Tür und betrat Myrals Gemach. Der schwerfällige Magier nippte an einem Becher Apfelwein und deutete auf den Stuhl. Cerryl ließ die Tür angelehnt in der Hoffnung, Myral würde nichts dagegen haben. Er brauchte dringend die Abkühlung, die ihm der kleine Luftzug verschaffte. Lautlos ließ er sich auf dem Stuhl nieder und wartete.
    Nach einem kurzen Augenblick räusperte sich Myral. »Wie lange brauchst du noch, um den Seitentunnel vollständig zu reinigen?«
    »Zwei, vielleicht drei Tage.«
    »Ich muss Sterol darüber berichten.« Myral nippte an dem Becher. »Dein Besuch gestern bei ihm verlief gut.« Der alte Magier lächelte, als Cerryl die Augenbrauen fragend hochzog. »Nein, ich habe nicht mit dem Erzmagier gesprochen. Aber wäre es gestern nicht gut gegangen, wärst du heute nicht mehr hier. Jyantyl hat mir erzählt, dass du damit beauftragt warst, Ullan zu bestrafen, und dass du die Hinrichtung gut bewältigt hast.«
    Cerryl schluckte.
    Eine Reihe von Hustenanfällen quälte Myral und Cerryl lehnte sich besorgt nach vorn.
    Der Magier hob eine Hand, als wollte er darauf bestehen, dass Cerryl sitzen blieb, er hustete noch einige Male und nahm dann einen kleinen Schluck aus dem Becher. »Chaos-Staub bekommt den Lungen nicht sehr gut, doch als Magier verfolgt einen der Staub überall hin. Ich gehöre jedoch nicht zu denen, die auf einem windigen Hügel sterben wollen.« Myral schnaubte. »Du musst versuchen, in allem besser zu werden, ganz gleich, was du gerade tust, um das Chaos von dir fern zu halten. Es scheint dir schon recht gut zu gelingen, aber manchmal glühst du noch sehr hell. Verstehst du?«
    »Ich vermute, dieses Glühen ist nicht gut?«
    »Nicht, wenn man so jung ist wie du.«
    »Ich werde daran arbeiten.«
    »Gut. Komm morgen früh wieder.«
    Cerryl stand auf.
    »Und, Cerryl?«
    »Ja, Ser.«
    »Schließ die Tür richtig, wenn du gehst. Ich bin nicht so heißblütig wie du.«
    Mit errötendem Gesicht ließ Cerryl die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Auf der Treppe atmete er einige Male tief durch, unten nickte er Hertyl zu.

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