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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lage in Gallos erzählt.«
    »Er und Myral erwähnten den neuen Präfekten und den Handel der spidlarischen Kaufleute mit Recluce.«
    Jeslek nickte. »Du weißt auch, dass wir nahezu viertausend Lanzenreiter nach Certis geschickt haben, damit sie dem Vicomte zur Seite stehen. Außerdem sind die Truppen so schon näher an Gallos postiert.«
    »Ich wusste zwar, dass fast alle aus den südlichen Kasernen verlegt wurden, doch nicht, wie viele es sind.«
    »Ich bin froh, dass dich Sterol einigermaßen unterrichtet hat.« Jeslek zupfte an seinem Kinn. »Wir werden nach Gallos gehen, aber nicht nur für ein paar Achttage. Dort werden wir die Probleme des Präfekten zu lösen versuchen.« Ein grimmiges Lächeln folgte. »Auf eine Art, die vielleicht nicht ganz seinen Vorstellungen entspricht. Bis dahin müssen wir uns noch um einige andere Dinge kümmern, unter anderem die Säuberung des Aquädukts.« Jeslek lehnte sich auf die andere Stuhllehne. »Du wirst einen Teil der Arbeit ausführen, jedoch unter meiner Anleitung. In den Abwasserkanälen spielt es keine so große Rolle, ob sie vollkommen sauber sind oder nicht, beim Wassertunnel hingegen schon.«
    Jeslek zeigte auf das Glas. »Kannst du ein Bild erzeugen?«
    »Ich habe es nicht mehr versucht, seitdem ich hier in den Hallen bin, Ser.«
    »Wir werden hier keine Zeit auf Experimente vergeuden. Du hast meine Erlaubnis zu üben, doch du wirst keine ausgebildeten Magier durch das Glas beobachten, verstanden? Ich würde dir raten, das Glas herzunehmen, um verschiedene Orte entlang der Großen Weißen Straße in Certis und Gallos ausfindig zu machen.«
    »Ja, Ser.«
    »Du kannst dir ein Glas aus dem Lagerraum nehmen und damit in deiner Zelle üben, bis du ein wenig Erfahrung gesammelt hast. Komm morgen nach dem Frühstück wieder.« Jeslek stand auf.
    Cerryl tat es ihm gleich. Er verbeugte sich und verließ den Raum; leise schloss er die Tür hinter sich. Er hatte die Erlaubnis bekommen, das Glas zu benutzen – zum ersten Mal! Ein Lächeln umspielte seine Lippen, während er den Flur entlangging.

 
LXXXII
     
    C erryl stellte das kleine Spähglas auf seinen Schreibtisch und zog den Hocker heran. Gespannt starrte er auf die silberne Oberfläche, in der sich die Bücher auf dem Regal spiegelten.
    Was kannte er? Was kannte er gut genug, um es im Glas hervorzurufen?
    Cerryl konzentrierte sich auf Dylerts Mühle, versuchte sich Schuppen, Mühle und Haus vorzustellen, und dieses Bild mithilfe des Lichts zu zeichnen, das aus dem Chaos entsprang und die gesamte Welt durchdrang.
    Das Glas schien zu zittern, doch dann zog ein weißer Nebel auf. Langsam, ganz langsam erschienen inmitten des Nebels die Tür zur Mühle und ein Wagen, auf den ein rothaariger Mann lange Stämme von einem Lastenkarren auflud. Cerryl konzentrierte sich ganz auf den rothaarigen Mann, so lange, bis das Bild wuchs und nur noch der Mann, der Lastenkarren und die Seite das Wagens das Bild füllten.
    Brentals Gesicht schien von Falten zerfurcht, an die Cerryl sich nicht erinnern konnte, und der einst leuchtend rote Bart war mit weißen Strähnen durchzogen. Mit verhärmtem Gesicht hob er Baumstamm für Baumstamm auf den Wagen, beinahe mechanisch.
    Cerryl bemerkte, dass ihm der Schweiß in Strömen übers Gesicht lief und sich in den feinen Härchen an Kinn und Wangen sammelte, die eines Tages vielleicht doch noch einen Bart ergeben würden. Dann löste er den Griff um das Chaos-Licht, das er auf dem Glas gebündelt hatte, und holte tief Luft.
    Wie lange war es her, seit er Brental das letzte Mal gesehen hatte – etwas mehr als vier Jahre? Lange genug, um seinen Bart weiß werden zu lassen?
    Cerryl atmete noch einmal langsam und tief ein und dann versuchte er, sich an die Küche und den langen Schragentisch zu erinnern, an dem er so oft gegessen hatte. Er richtete all seine Gedanken darauf.
    Das zweite Bild kostete ihn etwas weniger Mühe, aber Cerryl schwitzte dennoch, als die Silbernebel erneut waberten und einen Ring um das Bild im Glas formten.
    Dyella stand am Herd. Ihr einst so schönes braunes Haar war nun ebenfalls mit silbernen Strähnen durchzogen. Neben ihr stand eine junge Frau mit rundem Gesicht, das schwarze Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten und diesen zu einem Knoten im Nacken gesteckt.
    Auf dem Tisch lagen vier Gedecke.
    Cerryl runzelte die Stirn, als er das Bild losließ. Die schwarzhaarige Frau musste Brentals Frau sein. Die Dinge standen offenbar nicht gut für Dylert – nicht, wenn

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