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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Was suchten sie dort? Er bemühte seine Sinne, um die Worte zu verstehen, die die Frauen mit dem Küfergesellen in der Werkstatttür wechselten.
    »Ganz gleich, ob er nur ein Magierschüler ist … roter Streifen … bringt jeden um, der ihn nur ansieht …«
    »… ohne richtigen Grund … haben Kelwin und seine Familie aus der Stadt geworfen …«
    »… Chaos … schmutzige Art zu kämpfen … nicht wie mit Schwert oder Lanze … sie besudeln sich dadurch nicht …«
    Cerryl hätte sich gern in das Gespräch eingemischt, doch er bemühte sich um ein freundliches Gesicht und ging weiter zum letzten Kanalgitter. Er hoffte, dass es wirklich das letzte Gitter war und der Zubringer der letzte, den er schrubben musste. Allerdings konnte er sich gut vorstellen, dass ihm das gleiche Schicksal wie Kinowin widerfuhr, der länger als ein Jahr unter den Straßen von Fairhaven hatte zubringen müssen.
    Er unterdrückte ein Schaudern. Ich hoffe nicht. Ich hoffe nicht.

 
LXXXI
     
    C erryl setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Myral und wischte sich über die Stirn. Es war sehr warm und würde sicherlich noch wärmer werden im Laufe des Spätsommertages. Irgendwie konnte er es kaum glauben, dass wieder ein Sommer verstrichen war und dass er nun schon seit fast einem und einem halben Jahr hier war.
    »Ich bin noch einmal hinabgestiegen gestern und habe alles ein letztes Mal überprüft, wie Ihr befohlen habt. Der Tunnel ist sauber.« Cerryl hielt inne. »Die Öffnung ist noch nicht wieder zugemauert worden.«
    »Ich weiß. Dein Nachfolger, der junge Faltar, wird sich darum kümmern.«
    »Mein Nachfolger?«
    »Ich habe es bereits mit Sterol besprochen. Du hast zwei Seitenkanaltunnel sorgfältig und gut gereinigt und hast bewiesen, dass du die notwendige Fähigkeit besitzt, Chaos zu deiner Verteidigung einzusetzen. Über die Kanäle oder den Gebrauch von Chaos-Feuer zur Reinigung derselben musst du nicht mehr wissen.« Myral lächelte sanft. »Jeslek wird dich zu sich rufen. Du wirst Kesriks Stelle als sein Gehilfe einnehmen.«
    »Ich dachte, Bealtur oder Kochar …«
    »Keiner der beiden ist so gebildet und so weit fortgeschritten wie du.«
    »Ich verstehe nicht. Ich glaube nicht, dass mich Jeslek sonderlich mag.«
    »Das muss er auch nicht. Du respektierst seine Fähigkeiten, doch du musst den Boden, den er betritt, nicht küssen.« Myrals Stimme klang belustigt. »Respekt wird es einstweilen tun, aber vergiss niemals, den Obermagier wirklich zu respektieren. Denk daran.«
    Cerryl nickte.
    Nach einem Schluck vom kühlen Apfelwein und einer Schweigeminute, die vom Quietschen eines losen Wagenrades auf der Straße unterbrochen wurde, wandte sich Myral wieder an Cerryl. »Cerryl … es kommen … spannungsreiche Zeiten auf uns zu.« Der alte Magier hustete und würgte, obwohl es warm war im Zimmer; dabei hielt er sich ein gräuliches Tuch vor den Mund.
    »Geht es Euch gut?«
    »So gut … wie möglich.« Myral faltete das Tuch.
    »Ser, wärt Ihr so freundlich, mir zu erklären, warum spannungsreiche Zeiten auf uns zukommen? Ich konnte das Sonderrecht, in der Krippe aufzuwachsen, leider nicht genießen.«
    »Ich würde es nicht als Sonderrecht bezeichnen.« Myral lachte, das Lachen endete jedoch in einem weiteren Hustenanfall. Der Magier wischte sich erneut mit dem Tuch über den Mund.
    »Seid Ihr sicher, dass es Euch gut geht, Ser?«
    »Mir fehlt nichts … ich bin nur alt … nichts als die Krankheiten, die das Magierdasein mit sich bringt.« Myral trank einen Schluck aus dem Becher, der auf dem Tisch stand. »Du kennst Gallos, nicht wahr? Es erstreckt sich von Norden, wo die Flüsse zusammenfließen, bis nach Ruzor im Süden. Die Entfernung ist so groß, dass es bis jetzt noch nicht genau vermessen werden konnte, trotz Esaaks Bemühungen, aber Gallos dehnt sich bestimmt über achthundert Meilen, vielleicht auch Tausend, von Nord nach Süd aus – und es ist ein reiches Land.«
    »Ja … das habe ich gehört.«
    »Zu reich. Der Präfekt ist ein Nachfahre von Fenardre dem Großen und er eifert seinem Vorvater sehr nach. Er ist jung und schlau und er mag die Straßenzölle nicht. Auch gegen die Gilde der Händler und gegen uns hat er etwas. Er spielt mit Sverlik.«
    Sverlik – diesen Namen hatte Cerryl schon einmal irgendwo gehört.
    »Sverlik ist der Magier, der Fairhaven in Fenard vertritt. Er ist etwa in meinem Alter und er wird auch nicht ewig leben. Dieser junge Präfekt – Lyam ist sein Name – will die Herrschaft über

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