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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Wacholdersträuchern und Krüppelkiefern, doch die Sonne schien stark genug, um den Schnee von den Bäumen zu schmelzen – zumindest auf der Sonnenseite. Der Braune trottete an einer Kiefer vorbei, die so tief über dem Pfad hing, dass Cerryl sich rasch ducken musste. Die Bergwinde hatten die Äste arg gebeutelt, sodass sie nur noch an der Südseite Nadeln trugen.
    Vor Cerryl lag noch etwas Schnee auf dem Weg, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass der Pfad hinter ihm schnell rutschig werden würde, da die Pferde der Lanzenreiter die feuchte Erde und den Lehm zusammen mit dem Schnee zu kaltem Schlamm verwandelten. Er hoffte nur, dass Jeslek einen anderen Rückweg fand. Cerryl atmete tief ein, die Mittagssonne war so warm, dass beim Ausatmen nicht einmal Dampfwölkchen entstanden.
    Vor Cerryl ritt Lyasa und hinter ihm Kochar. Jeslek verschwand mit seinem schmutzig weißen Pferd hinter dem Grat, den Cerryls und Lyasas Rösser erst noch erklimmen mussten.
    Cerryl atmete durch die Nase ein und stellte einen leichten Schwefelgeruch fest, der sich verstärkte, als der Wallach ihn über den Gipfel des Hügels trug. Vor ihm in einem kleinen Tal dampfte ein kleiner See, umgeben von grünlich blauen Weihern, aus denen ebenfalls Dampf aufstieg.
    »Hier liegt der Schlüssel zu unserer Zukunft in Gallos.« Jeslek hatte sein Pferd auf einer kleinen Anhöhe angehalten, von der aus er den See und die heißen Quellen überblicken konnte. Mit einer ausladenden Geste deutete er auf das Tal.
    Cerryl musste sich zusammennehmen, um nicht die Nase zu rümpfen bei diesem Schwefelgestank. Er blickte über die Schulter zurück auf den sich herabschlängelnden Pfad.
    »Stinkt«, murmelte Kochar, der neben Cerryl und Lyasa zum Stehen kam.
    »Natürlich riecht es hier. Es ist eine Chaos-Quelle«, belehrte ihn Lyasa.
    »Chaos-Quelle?«, fragte Kochar, der sich die Eiskristalle aus den roten Haaren schütteln musste.
    »Das Wasser stammt aus den Erdschichten, in denen das Chaos sich näher an der Oberfläche sammelt. Hast du deine Hausaufgaben denn nicht gemacht?«
    »Oh … ja … Aber ich wusste nicht, dass es hier ist.« Kochar bewegte langsam seinen Kopf auf und ab.
    Die Farben der Weiße besagten, dass der gesamte Kern der Erde mit Chaos angefüllt war, so wie die Sonne. Cerryl nickte unbewusst, als er sich das Gelesene in Erinnerung rief. Gut vorstellbar, dass sich ein Teil dieses Chaos näher an der Erdoberfläche befand.
    »Cerryl«, rief Jeslek, »du solltest feststellen können, wo das Chaos-Feuer entspringt, das die Quellen speist. Du auch, Lyasa.«
    »Ja, Ser.« Cerryl richtete sich im Sattel auf. Die Kälte, die durch seine weiße Lederjacke drang, spürte er nicht mehr, als er seine Sinne durch unterirdische Felsen und Wärmequellen wandern ließ.
    »Und du, Kochar … verfolge, was die beiden da tun.«
    »Ja, Ser.«
    Cerryl drang mit seinen Sinnen in die kleinen Weiher ein, die sich keine fünfzig Ellen unter ihm befanden, und spürte eine unklare, unruhige Linie von … irgendetwas. Er schickte seine Sinne an dieser unsichtbaren, rötlich weißen Linie entlang, da fühlte er eine andere dunklere und tiefere Weiße, die die Felsen unter den Weihern und dem grünlich blauen See untersuchte.
    Ein anderer Strom der Weiße – der eher einem rohen Rammsporn glich – raste an Cerryls Sinnen vorbei und bohrte sich in die Tiefe. Cerryl fühlte sich wie eine Fliege, die von einer Aaskrähe im Sturzflug zur Seite gedrängt wurde. Zitternd saß er auf seinem Braunen.
    Kochar wurde geschüttelt wie ein verwelktes Blatt im Sturm. Sogar Lyasa schluckte.
    Cerryl wischte sich über die Stirn, auf der ihm trotz der Kälte der Schweiß stand. Unter sich spürte er Jesleks Macht und Kraft, die die schemenhaften Muster der Dunkelheit und des rötlichen Chaos unter der Erde neu anordnete, sodass eine Fontäne rötlicher Weiße durch die Felsen und Quellen im Süden des Sees heraufsprudelte.
    Der Boden bebte.
    Jeslek saß auf seinem Ross und grinste hämisch, als eine Dampfwolke aus der Quelle und fast hundert Ellen in den grünblauen Himmel Candars stieg.
    Regen, heißer Regen ergoss sich über den grünlich blauen See, dann fielen die Tropfen auch auf Cerryl und die anderen, sogar die Lanzenreiter weiter oben auf dem Pfad traf es.
    »Das! Das ist erst der Anfang«, rief Jeslek, als an Stelle der Wolke nun eine drei Ellen hohe Fontäne kochenden Wassers aus der Erde schoss.
    »Wie …«, murmelte Kochar leise.
    Hauptmann Klybel, dessen Pferd neben

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