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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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verwundert an Cerryl. »Stimmt das?«
    »Ja.« Cerryl sah auf und blickte dem anderen ins Gesicht.
    »Aber Ihr seid doch noch nicht einmal ein richtiger Magier«, stellte Deltry erstaunt fest.
    »Nein.« Beinahe wäre Cerryl ein »Nein, Ser« herausgerutscht, damit hätte er sich und die beiden anderen Magierschüler jedoch unter die Unteroffiziere gestellt, hätte also ihren Stand erheblich verschlechtert. Schnell fügte er noch ein »Unteroffizier« hinzu. »Magier müssen sehr viel lernen.«
    »Das scheint mir tatsächlich so zu sein.« Slekyr lachte. »Ich bin nur froh, dass sich unser Vicomte zu den Freunden Fairhavens zählt.«
    »So wie wir auch«, antwortete Cerryl und griff nach dem Brot.
    »Ihr habt wirklich zwei Männer getötet, die mit kaltem Eisen bewaffnet waren?« Deltry schien es kaum glauben zu können.
    »Eigentlich drei«, fügte Lyasa hinzu. »Cerryl neigt zu Bescheidenheit.«
    »Und sie … standen einfach vor Euch? Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.« Deltry wirkte freundlich, warm und sehr gesprächig.
    »Ich … bin ihnen während meines Dienstes im Kanalsystem begegnet«, erklärte Cerryl mit Bedacht. »Die ersten beiden griffen sofort an. Ich hatte keine Wahl, andernfalls hätten sie mich umgebracht.«
    »Aber was habt Ihr getan? Sie zu Stein verwandelt?«
    »Nein. Dazu bin ich nicht in der Lage. Ich habe sie zu Asche verwandelt – mit Chaos-Feuer.« Cerryl fühlte einen Stich im Kopf bei dieser Übertreibung. Er hatte die Männer lediglich getötet; Sterol war derjenige gewesen, der sie später zu Staub und Asche verwandelt hatte.
    Deltry schluckte.
    »Da muss man einfach nachfragen, nicht wahr?«, brach Slekyr die Stille zur allgemeinen Erleichterung.
    Deltry lächelte Slekyr und Cerryl an. »Entschuldigt, Ser.«
    Cerryl erwiderte das Lächeln scheu – so hoffte er wenigstens. »Das verstehe ich. Noch vor vier Jahren hätte ich es auch nicht geglaubt.«
    »Ihr stammt demnach nicht aus Fairhaven?«, fragte Slekyr.
    »Nein. Ich komme aus Hrisbarg und war bei einem Schreiber in Fairhaven in der Lehre.«
    »Ich habe gehört, dass alle Magier von höherer Geburt sind …«
    »Leider ist das bei mir nicht der Fall, so wie bei wenigen anderen auch«, antwortete Cerryl; er hatte gerade die Fleischplatte entdeckt, die langsam in seine Richtung wanderte, und nur mühsam gelang es ihm, nicht gierig darauf zu starren.
    »Einige Magier stammen aus hohen Familien«, bestätigte Lyasa, »andere werden einfach irgendwo entdeckt. Eine solche Begabung ist derart selten, dass die Gilde sie auf keinen Fall vergeuden kann.«
    »Sogar weibliche Magier gibt es, wie ich sehe.« Slekyrs Augen verweilten für einen Augenblick auf Lyasa.
    »Zwar nicht so viele wie männliche, doch es gibt einige in der Gilde.« Lyasas Kopf deutete zum Ende des Tisches. »Anya gehört zu den mächtigeren Magiern und sie ist durch und durch eine Frau.«
    Deltry und Slekyr nickten interessiert.
    »Wir haben gehört, dass der Präfekt von Gallos einigen Certanern das Leben schwer macht«, wechselte Lyasa das Thema, während sie sich Fleisch mit brauner Soße von der bereits halb leeren Platte nahm.
    »Alles nur Gerede«, widersprach Slekyr. »Wir können unseren Rapssamen ohne Probleme an Hydolar und genauso an Gallos verkaufen.«
    »Wahrscheinlich nur nicht zum gleichen Preis«, warf Lyasa mit einem Lächeln ein.
    »Das stimmt, aber der Vicomte wird wegen einigen wenigen Kupferlingen Preisunterschied für ein Fass Rapssamen kaum einen Krieg anzetteln.« Slekyr nahm einen kräftigen Schluck Wein.
    Cerryl nippte nur kurz an seinem Glas, dann schenkte er alle Aufmerksamkeit der Fleischplatte und anschließend dem Essen: dem etwas zähen Fleisch und dem trockenen, harten Roggenbrot.
    »Und Wolle?«, fragte Kochar höflich.
    »Wolle bekommen wir genügend angeboten.« Slekyr griff nach dem Weinkrug und füllte sein Kelchglas erneut.
    »Ihr stammt aus Jellico?«, fragte Lyasa.
    »Ich? Nein. Ich komme aus Rytel … fast meine ganze Familie lebt dort.«
    »Wie seid Ihr Offizier geworden?«
    »Das bin ich nicht … noch nicht … aber Soldat. Nun … wie so viele Dinge im Leben habe ich das nicht geplant …«
    Cerryl aß und hörte zu, er lauschte und kaute und warf bisweilen einen Blick zum Ende des Tisches, wo Jeslek aß und Shyren und Rystryr zuhörte.

 
LXXXVIII
     
    U nter der frühherbstlichen Sonne zappelte Cerryl wieder unruhig im Sattel herum, der noch immer so hart war wie die glatten

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