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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Tiefe dem Himmel entgegen. Chaos, das durch den Obermagier entfesselt und an die Oberfläche gejagt worden war.
    Jeslek und sein Pferd standen wie Statuen auf dem Hügel, versteinert von der Macht der Kräfte, die aus und um den weiß gekleideten Magier mit dem weißen Haar entstanden.
    Bäche stürzten plötzlich von den Hügeln nördlich von Cerryl, gespeist aus dem nun geschmolzenen Schnee. Der Boden bebte wieder, nun im Süden, und die nebelverhangenen Berge wuchsen weiter in die Höhe.
    Cerryl saugte das Chaos auf, das vom Haupt-Chaos-Strom wegfloss, und lenkte es auf sich und die anderen, dann presste er es mit Gewalt zurück zu dem Obermagier, um es von den Ordnungs-Schilden abzuhalten, die er und die anderen – hauptsächlich Anya und Lyasa – aufrechterhielten.
    Die Große Weiße Straße im Norden der Gruppe bebte leicht, als die Hügel zitternd himmelwärts strebten, Chaos und Dampf verschlangen sich zu einer schmückenden Girlande um die neuen Berge.
    Die Nachmittagssonne berührte bereits die nebelverhangenen, neu entstandenen Gipfel, da flaute das Grollen in der Erde zu einem leisen Rumoren ab, nun im Süden.
    Cerryls Kopf schmerzte und er sah Sterne vor den Augen – wegen der Anstrengung, die Schilde zu halten und gleichzeitig nicht vom Pferd zu stürzen. Nicht dass er es dem Braunen verübelte, der hatte bestimmt nicht annähernd so viel Angst gehabt wie Cerryl, der schon befürchtet hatte, den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr zu erleben.
    »Iss etwas vom Reiseproviant, du Narr«, zischte Lyasa, »bevor du aus dem Sattel fällst.« Ihr Gesicht war kreidebleich.
    »Du solltest das Gleiche tun«, gab Cerryl mit krächzender Stimme zur Antwort, während er nach dem kleinen Proviantsäckchen suchte.
    Harter Käse und trockenes Brot halfen ihm, wieder zu Kräften zu kommen; vorher hatte er allerdings Mund und Lippen befeuchten müssen, um überhaupt schlucken zu können. Die blinkenden Sterne vor seinen Augen verschwanden langsam, er fühlte sich jedoch noch immer etwas benommen, was sich auch nach dem Essen nicht legte.
    Jeslek, der die ganze Zeit beinahe wie eine Statue auf seinem Pferd verharrt hatte, lenkte plötzlich sein Ross herum, als wäre nichts geschehen. »Ihr seht, Anya, Fydel – es ist nicht so schwierig, Chaos durch den Grund zu führen und damit neue Berge zu schaffen. Dennoch … wir müssen die Straße schützen – und das wird Eure Aufgabe sein … und die der Schüler.« Jesleks sonnengelbe Augen funkelten zu den drei Magierschülern. »Für den ersten Versuch waren eure Schilde nicht schlecht, aber alle drei müsst ihr darin noch besser werden.« Jeslek wandte sich an Klybel. »Nun, Hauptmann, lasst uns zur Weißen Straße zurückkehren. Wir reiten weiter nach Gallos.«
    »Er wird doch nicht noch mehr Berge schaffen wollen, oder?«, fragte Kochar.
    Lyasa und Cerryl starrten den Rotschopf nur an.
    Kochar schluckte und senkte den Blick auf die Mähne seines Pferdes.
    Cerryl sah sich um. Nach Norden und Osten hin schien alles wie vorher zu sein, aber im Westen … Dort erhoben sich nun richtige kleine Berge vor dem Horizont, die vorher nicht da gewesen waren.
    Die Große Weiße Straße war unberührt geblieben, auch wenn dies wohl eher unbedeutend war im Vergleich zur Schaffung der neuen Höhenzüge.
    Hatte Jeslek Chaos hervorgerufen – und die Große Straße gleichzeitig abgeschirmt? Warum? Mit seiner Macht hätte er bestimmt einen neuen Durchbruch durch das frisch entstandene Gebirge schlagen können. Cerryl kratzte sich am Kopf und plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich sein Gesicht heiß anfühlte, beinahe verbrannt.
    Chaos glich dem Licht der Sonne, nicht wahr? Er warf einen Blick auf Lyasa, die ihr Pferd herumlenkte. Das Gesicht der schwarzhaarigen Schülerin wirkte dunkler als zuvor. Kochars Stirn und Wangen leuchteten rot.
    Cerryl nahm den Braunen herum, die Muskeln seiner Oberschenkel befanden sich wieder einmal kurz vor einem Krampf.
    »Zurück zur Straße!« Klybels Befehl übertönte das Zischen der dampfenden Felsen, über die das Schmelzwasser in den aufgeheizten See und in die Quellen floss.
    Das Stehen in den Steigbügeln half zwar gegen die beginnenden Krämpfe, doch den steifen Gliedern und wunden Stellen brachte es keine Erleichterung.

 
XCI
     
    I n der Dunkelheit, in einiger Entfernung zum Lagerfeuer, zog Cerryl seine weißen Lederstiefel aus, die zwar mit Chaos-Staub bedeckt, aber frei von Schmutz und Schlamm waren, und streckte sich auf seinem harten Lager

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