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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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lockerer zu werden.
    Die Große Weiße Straße schien endlos zu sein und sie mussten den Fuß der Osthörner noch erreichen.

 
LXXXIX
     
    C erryl zog die schwere weiße Lederjacke fester um sich und stellte sich in die Steigbügel, um seine Beine zu wärmen. Am frühen Morgen bildete der Atem kleine Wolken vor seinem Mund. Obwohl der Himmel klar war und der Sonnenaufgang schon einige Zeit zurücklag, hatte die Sonne den Nebel aus dem östlichen Teil der Schlucht noch nicht vertrieben, durch den die Große Weiße Straße verlief.
    Die Hufschläge hallten durch die Stille am Morgen, die jäh durch den Schrei einer Aaskrähe unterbrochen wurde, welche aufgeregt von einem toten Kiefernast aufflatterte, um dann über der künstlichen Schlucht zu kreisen.
    »Erstaunlich«, murmelte Kochar. Er trug ein Lächeln im Gesicht, als störte ihn die Kälte nicht im Geringsten.
    Cerryl beachtete die Bemerkung des Rothaarigen nicht weiter und setzte sich wieder in den Sattel. Er rieb sich den Oberschenkel, dann wechselte er die Zügel in die linke Hand und rieb sich den anderen. Der Braune schnaubte einige Male.
    An manchen Stellen der grauen Steinwand der Schlucht hatte man den Eindruck, dass die Steine mit einem riesengroßen Messer abgelöst worden waren. Cerryl nickte zu sich selbst. Sogar er konnte das restliche Chaos dieser Arbeit, die Jahrhunderte zurücklag, noch fühlen.
    Unterhalb der Wand verlief ein eisiger Wildbach, der die Straße vom tieferen Teil der Schlucht trennte. Er floss sogar im Herbst wild genug, sodass Cerryl und der Braune gelegentlich von einer leichten Gischt eingehüllt wurden, die sich wie Eis auf die Haut legte. Kleine Eisstücke hatten sich in der Nacht auf den Steinen an der Wand geformt, dort wo die Spätnachmittagssonne am Tag zuvor nur Schatten hinterlassen hatte.
    »Erstaunlich …«, murmelte Kochar ein zweites Mal.
    »Die Kälte oder die Straße?«, fragte Lyasa scharf.
    »Die Straße. Sie ist aus Ordnung gemacht, doch durch Chaos geformt …«
    Auch für Cerryl klang es logisch, dass ein Bauwerk, welches mit Ordnung gebaut wurde, länger Bestand hatte. Chaos besaß große Kraft, doch es war die Kraft der Zerstörung. Die großen Weißen der Vergangenheit hatten den Granit mithilfe des Chaos zerbersten lassen, die Steinmetzen hingegen hatten die Steine mit Ordnung und Kunstfertigkeit aneinander gefügt. Die Pflastersteine nutzten sich allmählich ab, aber das alte Straßengefüge hielt den Regengüssen noch immer Stand.
    Cerryl fühlte Stellen, an denen größere Mengen an Chaos vorhanden waren, dort musste die Straße schon einmal ausgebessert worden sein, so vermutete er – oder Felsen waren aus der Wand gestürzt und beseitigt worden.
    »Die Gilde hält sie mit Chaos in Stand«, erklärte Lyasa. »Das ist gut und schön, aber ich friere trotzdem. Ich komme aus Worrak. So kalt ist es in den Mittleren Osthörnern nicht einmal im tiefsten Winter.«
    »In Gallos wird es noch kälter als in Certis«, sagte Fydel, der sich im Sattel umdrehte. »Dort – im Norden, wo Fenard liegt – ist die Haupterntezeit längst vorbei. Das kommt durch die Lage zwischen Ost- und Westhörnern.«
    »Unser junger Cerryl weiß das bereits«, sagte Anya. »Er hat eine äußerst genaue Karte davon angefertigt.«
    »Es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig«, bemerkte Fydel.
    »Fydel!« Anyas Stimme klirrte kalt wie das Eis an den Steinwänden.
    Fydel richtete den Blick sofort wieder geradeaus auf Jesleks Rücken.
    Lyasa hüstelte.
    Cerryl warf ihr einen Blick zu und sah, wie sie die Worte »Pass auf!« mit den Lippen formte.
    Er nickte, verstand nur zu gut. Wenn Anya sich allzu sehr für ihn interessierte, musste er vorsichtig sein – äußerst vorsichtig. »Es wird wärmer, wenn die Sonne auf die Straße scheint.«
    »Das hoffe ich«, antwortete Lyasa.
    »Erstaunlich«, sagte Kochar zu sich selbst.
    Cerryl schüttelte den Kopf und beschloss, nicht mehr auf die Kälte in seinen Beinen zu achten und auch nicht auf seine kalten Ohren, und er hoffte, Anya würde ihre offenkundige Aufmerksamkeit jemand anderem zuwenden.

 
XC
     
    C erryl schwankte im Sattel, als ihn der Braune einen engen Pfad hinauftrug, der von der Großen Weißen Straße abzweigte. Vorneweg ritten Jeslek und die zwei anderen Magier, hinter ihnen folgten die Schüler und die Lanzenreiter, die sich Hunderte von Ellen hinter ihnen aneinander reihten.
    Eine frische Schneeschicht bedeckte die Felsen und Grasflächen zwischen den vereinzelten

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