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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Einvernehmen mit dem Erzmagier«, sagte Anya sanft.
    »Dies hier liegt ganz in meinem Ermessen als Obermagier, liebe Anya«, erwiderte Jeslek freundlich, doch in seinem Innern kochte das unsichtbare Chaos.
    Unsichtbar, doch nicht unmerklich … Cerryl schauderte, und das nicht vor Kälte oder wegen des Regens.

 
XCIII
     
    A ls sich die Winde erwärmten und Regen und Schnee weniger dicht auf die Westhörner fielen, suchten nur noch wenige Schutz in Westwind; die Sommerhitze warf jene nieder, die an die kühlen Höhen gewöhnt waren, und ihre Ernten und Herden gingen zu Grunde.
    Nun ohne die Kraft des Amuletts der Ordnung, das Creslin nach Recluce getragen hatte, versuchte die Marschallin von Westwind die Völker Sarronnyns und Südwinds davon zu überzeugen, zu ihr zu stehen und ihr mehr Gold zu überlassen.
    Da man die doppelschneidigen Schwerter der Garde von Westwind fürchtete, schworen die Völker von jenseits der Westhörner der Marschallin erneut die Treue.
    Und noch während sie schworen, rotteten sie sich in der Dunkelheit zusammen, die sie über das einst strahlende Land im Westen gebracht hatten, und sie schmiedeten einen Plan, wie sie die Marschallin zu Fall bringen und die Reichtümer, über Generationen hinweg auf dem Dach der Welt angesammelt, unter sich aufteilen konnten.
    Denn Ehre besaßen sie keine mehr nach all den Jahren, in denen Westwind die Wiederherstellung dieser Ehre durch die Gilde verhindert hatte, welche die größten Anstrengungen auf sich genommen hatte, um das alte Unrecht zu beseitigen.
    In der ihnen eigenen Unehrenhaftigkeit luden sie die Marschallin nach Südwind ein, wo sie Gold und Korn erhalten und wo ihr Tribut gezollt werden sollte. Die Marschallin verließ ihre Schwarzen Türme und reiste zum großen Festessen; zuerst regneten Blütenblätter auf sie hernieder und später ragten Pfeile aus dem Blütenschmuck.
    Die Marschallin war nicht ohne Weitblick gewesen und hatte ihre Tochter und die beste Waffenmeisterin der Garde auf dem Dach der Welt zurückgelassen. Die neue Marschallin versammelte sogleich die gesamte Garde von Westwind um sich und gelobte, dass diejenigen, die für dieses Verbrechen verantwortlich zeichneten, dafür bezahlen mussten.
    Während der Vorbereitungen auf diesen Vergeltungsschlag traf ein fahrender Sänger in Westwind ein; ein Sänger, altbekannt und deshalb vertrauenswürdig und gern gesehen. Doch der Sänger – obschon Gesicht und Stimme die Gleichen schienen – war nicht derselbe wie früher, sondern stand nun im Dienste der Tyrannin von Sarronnyn.
    Beim Gesang entzündete der Sänger eine Kerze, eine wunderbare Kerze, gezogen nach dem Modell von Westwind – und diese Kerze explodierte mit den alten Feuern des Westens und forderte das Leben der neuen Marschallin, der Waffenmeisterin und der höchsten Mitglieder der Garde Westwinds.
    Dieser Verrat zahlte sich jedoch nicht aus für die Tyrannin, denn die verbliebenen Gardisten rafften die gesamten Schätze Westwinds zusammen, erhoben ihre Schwerter und schlugen eine Schneise des Blutes bis zum Meer.
    Dort bemächtigten sie sich eines Schiffes und zwangen die Mannschaft, nach Recluce zu segeln, wo sie all das Gold, angesammelt über Jahrhunderte in Westwind, Creslin zu Füßen legten und ihm ihre Dienste anboten …
    D IE F ARBEN DER W EISSE
    (Handbuch der Gilde von Fairhaven)
    Vorwort

 
XCIV
     
    D er Niederschlag, der am Morgen als kalter Nieselregen begonnen hatte, hatte sich zu einem nachmittäglichen, durch Chaos aufgeheizten Nebel entwickelt, der alle Magier mitsamt ihrer Pferde einhüllte. Die Weißen Lanzenreiter führten die Tiere durch den heißen Nebel entlang der Straße, um Abstand zwischen sich und den hochkonzentrierten Magiern und Studenten zu schaffen, die das Chaos tief unter den Hochebenen von Gallos aufrührten. Die Rösser rutschten seitwärts weg, mussten auf dem bebenden Grund geführt und beruhigt werden, während laute Dampfexplosionen die Hügel formten, die keine zwei Meilen weiter im Norden erwuchsen.
    »Haltet das Chaos unter den oberen Felsen!«, schrie Jeslek; das erste Mal vernahm Cerryl so etwas wie Beunruhigung in der Stimme des Obermagiers. »Haltet es unten!«
    Die unsichtbare Wand aus Ordnung und Dunkelheit, die sie im Norden der Straße errichtet hatten, drohte unter der Last der wachsenden und sich ausbreitenden rötlich weißen Chaos-Kraft zu bersten.
    »Mehr … alle zusammen«, stöhnte Anya. »Du gibst … nicht alles … Fydel, dafür wirst du als Erster

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