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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Augen hatte er geradeaus auf die Straße gerichtet, welche sich um einen langgezogenen Hügel im Osten wand.
    »Viurat ist mein Vetter. Woher solltet Ihr ihn auch kennen, Ser.«
    »Wie lange ist er schon in Fenard?«
    »Das müssen jetzt an die fünf Jahre sein. Ryentyl – das ist seine Gemahlin – hat er mitgenommen.« Ludren lachte. »Die Lanzenreiter sollen eigentlich gar nicht heiraten, bevor sie den Offiziersrang erreicht haben, aber im Grunde achtet niemand darauf. Es wird nicht sehr streng genommen. Vermute mal, den beiden gefällt Fenard, weil sie schon so lange dort sind.«
    Cerryl lenkte seinen Braunen um ein besonders tief aussehendes Loch in der Straße, das mit einer dunklen, schmutzigen Brühe gefüllt war, und warf gleichzeitig einen Blick zum Himmel. Die Wolken hingen tief und färbten sich immer dunkler, kündigten ein neues Unwetter an – wenn auch erst in einigen Meilen – und vor allen Dingen Kopfschmerzen.
    »Ein Unwetter zieht herauf«, bemerkte der Unteroffizier. »Hält vielleicht die purpurfarbenen Lanzenreiter davon ab, nach uns Ausschau zu halten.«
    »Ich glaube nicht, dass sie nach uns suchen. Nicht hier.« Natürlich war es gut möglich, dass jeder Galler, der die Weiße Truppe erblickte, den Wunsch verspürte, jeden Einzelnen aus Fairhaven zu beseitigen, und ganz besonders einen Magierschüler. Aber Cerryl bezweifelte, dass man nach ihnen suchte. Noch nicht. Das konnte sich allerdings ändern, sobald die Soldaten, die Jesleks Angriff entkommen waren, Fenard erreicht hatten.
    »Hoffe, dass Ihr Recht behaltet, Ser.«
    Cerryl nickte, seine Gedanken kreisten nur noch um das, was ihn erwartete. Angenommen, ihm gelang es, unbemerkt nach Fenard hineinzukommen; angenommen, er musste keinen gallischen Soldaten ausweichen oder vor ihnen fliehen – dann hatte er immer noch Jesleks Auftrag auszuführen, den Präfekten zu töten und Fenard unbemerkt zu verlassen. Aber wie? Der einzige Weg, sich selbst unsichtbar zu machen, bestand darin, sich mit Licht zu umgeben, so wie es Anya bei ihren Besuchen in Faltars Zimmer getan hatte. Jeslek wusste allerdings genau, dass Cerryl noch nichts dergleichen versucht hatte.
    Konnte er Licht führen, damit es ihn vollständig umhüllte, so wie er Chaos führen konnte? Er sollte es eigentlich können – Licht war schließlich eine Form von Chaos. Doch zwischen dem, was er können sollte, und dem, wozu er wirklich in der Lage war, mochten Welten liegen.
    Er konzentrierte sich … und plötzlich konnte er nichts mehr sehen, er war von Dunkelheit umgeben. Der Braune wieherte und schnaubte, als sich die Dunkelheit um Pferd und Reiter legte. Schnell ließ Cerryl die Wand, die das Licht ablenkte, fallen, oder wie auch immer man das nennen mochte, was er gerade getan hatte. Der Wallach tänzelte unruhig umher.
    »Was war das?« Ludren lehnte sich nach vorn. »Für einen kurzen Augenblick wart Ihr nicht mehr da.«
    Cerryl bemühte sich um einen spöttischen Gesichtsausdruck. »Da müsst Ihr Euch irren. Ich war doch die ganze Zeit hier. Mein Pferd … irgendetwas hat ihm einen Schrecken eingejagt.«
    »Ich könnte schwören …«
    »Er ist wirklich verschwunden gewesen …«, murmelte Jubuul von hinten. »… immer Ärger mit den Magiern … nie sind sie dort, wo man sie gerade vermutet.«
    Cerryl befeuchtete sich die Lippen. Er musste mehr üben, doch in der Gegenwart der Lanzenreiter war dies schwer möglich. Er zwang sich zu einem Lachen. »Trifft das nicht auf viele Dinge zu?«
    »Was, Ser?«, fragte der ernsthafte Ludren.
    »Nun … oft sind die Dinge nicht dort, wo man sie vermutet.«
    »Wenn Ihr meint, Ser.«
    Ein langer Ritt nach Fenard lag noch vor ihnen, der mit Sicherheit zu Schwierigkeiten führte, Schwierigkeiten, von denen Cerryl nicht wusste, ob er sie vermeiden oder meistern konnte. Er unterdrückte ein Kopfschütteln und behielt stattdessen sein freundliches Lächeln bei.

 
XCVIII
     
    C erryl spähte durch den kalten Nieselregen und wünschte, er hätte einen wasserdichten Umhang dabei. Er schwitzte in der Lederjacke und sie saugte die Nässe bereits auf, doch der Regen war zu kalt, um bis zum Hemd und der weißen Tunika vorzudringen.
    Nördlich vor ihnen spannte sich eine schmale Steinbrücke über den Fluss. Auf der anderen Seite des Flusses polterte ein Wagen, der von einem einzigen Pferd gezogen wurde, entlang des braun werdenden Grases der Weiden in Richtung Fenard, das noch immer in einiger Entfernung lag.
    Der Magierschüler holte die Karte

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