Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
hinausging. Er bildete sich ein, er könnte ihre Schritte auf den Steinstufen im Turm noch hören.
    Myral watschelte zur Tür. »Sterol ist oben in den Gemächern des Erzmagiers, also machen wir uns auf den Weg.«
    Ein Wachmann stand vor der Tür zu Sterols Gemächern. »Myral und Cerryl, wir wünschen den Erzmagier zu sehen, es ist wichtig.«
    Die Tür öffnete sich und eine schmächtige, rothaarige Magierschülerin – fast noch ein Kind und Cerryl völlig unbekannt – huschte heraus und die Stufen hinunter. Bealtur folgte ihr auf dem Fuß.
    »Kommt herein.« Sterols Stimme klang kalt und förmlich. Als die Tür ins Schloss fiel, wandte er sich an Myral. »Ist denn die Rückkehr dieses fahnenflüchtigen Lehrlings so wichtig?« Sein Blick heftete sich auf Cerryl. »Kommst du nun kleinlaut und zähneknirschend doch wieder zurück … und hoffst auf unsere Gnade?«
    »Nein, Ser. Ich bin niemals vor Euch geflüchtet. Jeslek übertrug mir in Gallos eine Aufgabe. Ich erledigte sie und kehrte gleich nach dieser Prüfung zurück – wie er es mir befohlen hatte. Nach allem, was ich erlebt habe, edler Sterol, würde ich es niemals wagen, nach einer Flucht aus Fairhaven dahin zurückzukehren.«
    »Eine Aufgabe, sagst du?« Sterol zog die Augenbrauen hoch.
    »Du behauptest, junger Cerryl, dass Jeslek dir diese Aufgabe als eine Prüfung übertragen hat?« Myral fragte so, als hätte Cerryl ihm noch nichts darüber berichtet.
    »Ja, Ser. Eine Prüfung, die ich bestehen müsste, um als Magier aufgenommen zu werden.« Cerryl ließ alle Schilde fallen, auch die Schranke, die Sterol bisher davon abgehalten hatte zu fühlen, ob er die Wahrheit sprach.
    »Jeslek hat es dir so gesagt und du hast ihm geglaubt?«
    »Ja, Ser …, das heißt, er sagte es mir so, aber ich hatte meine Zweifel, denn Fydel und Anya hatte er vorsichtshalber anderweitig beauftragt und weggeschickt. Auch umgab er sich mit Chaos und schien bereit, mich zu vernichten, hätte ich ihm widersprochen.«
    »Du hast an seinen Worten gezweifelt, aber die Aufgabe trotzdem ausgeführt? Warum?«, fragte Sterol mit noch immer kalter Stimme.
    »Wie hätte ich mich verteidigen sollen?«, fragte Cerryl. »Nach dem Angriff der gallischen Truppen schien mir die Beseitigung des Präfekten sehr wohl auch im Sinne des Rates zu sein.«
    »Die Beseitigung des Präfekten? Davon hast du bisher nichts erwähnt.«
    »Das war die Aufgabe, Ser. Ich sollte Sverliks Gehilfe werden und Lyam ermorden. Doch so weit kam es nicht, weil der Präfekt Sverlik bereits getötet hatte.«
    »Wie? Er war ein mächtiger Magier.« Sterols Augenbrauen standen beinahe senkrecht auf seiner Stirn.
    »Ich habe eine Unterhaltung mit angehört … sie haben ihn mit Eisenpfeilen getötet. Sverlik vernichtete jedoch vor seinem Tod noch die Hälfte der Bogenschützen. Das hat der Subpräfekt berichtet.«
    »Und den hast du am Leben gelassen?«
    »Erzmagier«, versuchte sich Cerryl zu verteidigen, »Jeslek hatte mich ausdrücklich ermahnt, nur das zu tun, was er mir aufgetragen hatte, und meine Aufgabe bestand darin, Sverliks Gehilfe zu sein, den Präfekten zu beseitigen und anschließend nach Fairhaven zurückzukehren. Sverliks Gehilfe konnte ich nicht werden, weil er bereits tot war, bevor ich in Fenard ankam. Ich stahl mich in den Palast und tötete den Präfekten mit Chaos-Feuer – der Obermagier hatte darauf bestanden, dass ich Chaos-Feuer dazu benutzte. Dann schlich ich mich aus der Stadt und ritt nach Hause.«
    »Und keiner hat dich verfolgt?«
    »Sie riegelten den Palast ab und überall liefen Soldaten herum, aber ich kletterte über das Tor und hatte das Glück, dass niemand mich entdeckte. Ich verkleidete mich als Straßenräuber, um unerkannt aus Fenard hinausreiten zu können. Schwert, Hose und Umhang habe ich sogar aufgehoben. Sie befinden sich noch in meinem Gepäck.«
    Sterol bewegte seinen Kopf langsam auf und ab und das graue Haar glänzte im matten Licht, das durch Wolken und Fenster drang. »Du hast viel auf dich genommen, um unentdeckt zu mir zu gelangen. Was, wenn ich dich einfach vernichtet hätte?«
    »Nicht ganz unentdeckt.« Cerryl schluckte, weil er wusste, dass der Erzmagier keine Skrupel kannte, etwaige Zeugen zu beseitigen. »Ich glaube nicht, dass es in Eurem Interesse läge, mich und die wenigen, die Bescheid wissen, zu vernichten. Ich habe Eure Anweisungen ganz klar befolgt. Andere hingegen nicht. Ihr hattet von mir verlangt, Euch alles zu berichten, was ich hiermit getan

Weitere Kostenlose Bücher