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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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vergleichbaren Menschen. Wahrscheinlich in keiner Stadt der Welt.
    Cerryl richtete die Schultern gerade. Jeslek würde es nicht gelingen, ihm Fairhaven wegzunehmen, weder durch Tod noch durch Verbannung. Was es auch kosten mochte, Cerryl war fest entschlossen zu überleben und seinen Platz zu behaupten. Was es auch kosten mochte … Er runzelte die Stirn. Genau so verhielt sich auch Jeslek – er tat, was notwendig war. Wie konnte Cerryl nur überleben, ohne zu werden wie der Obermagier?
    Er rutschte unruhig im Sattel hin und her. Es musste einen Weg geben. Mit gerunzelter Stirn traf er im hinteren Innenhof der Gildehallen der Magier ein, dort stand auch der Stall, wo er vor mehr als einer halben Jahreszeit aufgebrochen war. Langsam stieg er ab und stellte sich auf seine eigenen Beine, die zwar noch immer wund waren, doch nicht mehr bei jedem Ritt von Krämpfen geschüttelt wurden.
    Ein Stalljunge kam in den Hof gelaufen, ungläubig starrte er den schmutzigen und verwahrlosten Cerryl an. »Ser?«
    »Ich bin der Letzte aus der Truppe, die nach Gallos geritten war. Der Obermagier bat mich um einen Gefallen, der etwas Zeit in Anspruch nahm.«
    »Euer Pferd sieht ein wenig mager aus, Ser.«
    »Mir ist auf dem Rückweg der Hafer ausgegangen. Der Braune musste sich mit Gras zufrieden geben.« Cerryl schnallte Umhang, Packtaschen und Bettrolle ab.
    »Er ist nur ein wenig dünn geworden, Ser. Wir werden uns um ihn kümmern.«
    »Bist du sicher, dass ihm nichts fehlt?«
    »Ja, Ser.« Der Stalljunge führte den Braunen weg.
    Cerryl fühlte sich plötzlich enttäuscht und im Stich gelassen. Weil er und das Pferd so viel gemeinsam durchgestanden hatten? Weil ihn ein Stalljunge abweisend behandelt hatte und sich mehr für das Pferd interessierte als für den Menschen, der darauf geritten war? Sollte er nun lachen oder seufzen? Er atmete tief durch und machte sich auf den Weg zu den Hallen, die seine Zelle und den Studiersaal beherbergten.
    Cerryl freute sich auf ein Bad, ein richtiges Vollbad und aufs Rasieren. Während der ganzen Reise hatte er sich gewünscht, er hätte den Bronzerasierer von Leyladin mitgenommen; doch diese Dinge mussten noch warten. Er musste zu Myral gehen und noch einige andere Gespräche führen – und zwar bald.
    In der Halle angekommen, beeilte er sich, sein Gepäck in eine Ecke des Studierzimmers zu stellen. Er dachte ernsthaft darüber nach, den Lichtschild zu gebrauchen, doch das konnte man ihm als Eingeständnis von Schuld auslegen und sollte Cerryl dem Obermagier über den Weg laufen, hätte dieser die Gelegenheit, ihn sofort anzugreifen.
    Heralt hielt Cerryl vor dem Studiersaal auf, als dieser gerade in den Springbrunnenhof laufen wollte. »Cerryl … man hat behauptet, du seist verschwunden …«
    »Das stimmt nicht, Jeslek erfand diese Geschichte, weil er mir eine besondere Aufgabe zugeteilt hatte.« Cerryl deutete zum Innenhof. »Ich muss Bericht erstatten. Willst du mich ein Stück begleiten?«
    Heralt lief neben Cerryl her, als dieser den Hof überquerte. Der Wind fegte eine Gischt vom Springbrunnen über die beiden Schüler.
    »Ich musste nach Fenard reiten … Die Galler metzelten meine Eskorte nieder und der Rückweg nahm eine Weile in Anspruch. Ich sollte Sverlik zur Hand gehen, aber der Präfekt hatte ihn schon vor meiner Ankunft getötet.« Cerryl sah Heralt an. »Bitte erzähl es niemandem weiter – nur Sterol, und auch nur, wenn er danach fragt.«
    »Damit kann ich leben.« Heralt lächelte. »Aber besser, du sagst es ihm.« Der krausköpfige Schüler blieb beim Eingang zur vorderen Halle zurück, dort, wo es zum Magierturm hinaufging.
    Cerryl schlüpfte hinein. Die Eingangshalle war leer, er durchquerte sie und stieg die erste Treppe zum Turm hinauf. Er marschierte an den Wachen und an einem Botenjungen im roten Gewand der Krippe vorbei. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, lief er weiter und hinauf zu Myrals Gemächern. Wahrscheinlich hatte Jeslek den Wachen nichts gesagt; es bestand schließlich die Gefahr, dass sie Sterol oder auch Kinowin davon berichteten. Cerryl war sich nicht sicher, aber er bezweifelte, dass er Jeslek im Turm vorfinden würde.
    Schwer keuchend vom schnellen Aufstieg in den Turm, klopfte er an Myrals Tür. Keine Antwort. Er klopfte noch einmal.
    »Cerryl?«
    »Ja, Ser.« Cerryl trat ein, ohne auf die ausdrückliche Aufforderung zu warten, und schloss die Tür hinter sich.
    Myral sah auf, sein rundes Gesicht schien verärgert. Er saß mit nacktem

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