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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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wirst einige Zeit bei Arkos, dem Gerber, verbringen. Du wirst mit dem Binden nicht anfangen, bevor du dich nicht mit dem Leder auskennst. Ist das klar?«
    Cerryl antwortete wieder mit einem Nicken.
    »Mit Pergament genauso.«
    »Ja, Ser.« Der Junge stand nur da, langsam befürchtete er, das nächste Nicken würde ihn als dumm und einfältig entlarven.
    »Dein Lohn beträgt in den ersten fünf Achttagen einen halben Kupferling je Achttag. Wenn wir danach beide zufrieden sind, dann bekommst du für den Rest des ersten Jahres einen ganzen Kupferling je Achttag. Danach werden wir weitersehen.« Tellis befingerte sein ziemlich spitzes, glatt rasiertes Kinn, dann zog er beinahe angewidert seine Hand weg. »Und wenn ich mit meiner Rede fertig bin …« Seine Augen wanderten zum Waschtisch in der Ecke. »Wirst du dein eigenes Handtuch bekommen … Cerryl, nicht wahr?«
    »Cerryl … ja … Ser.«
    »Und wisch dir das Gesicht nicht mit der bloßen Hand ab. Nimm meinetwegen den Ärmel oder einen sauberen Lappen, aber niemals die Hände.«
    Cerryl bemerkte, wie er, entgegen aller guten Vorsätze, wieder nickte.
    »Nun … dann wollen wir sehen, wie gut du zuhören kannst. Wiederhol, was ich gesagt habe.«
    Cerryl sah dem Schreiber ins Gesicht, als er artig aufzählte: »Ich soll mir stets Hände und Gesicht waschen, bevor ich an die Arbeit gehe. Ich soll mir das Gesicht niemals mit den Händen abwischen. Ich soll mindestens jeden dritten Tag baden. Ich muss für einige Zeit zum Gerber gehen, um etwas über Leder zu lernen, und auch über Pergament, und es ist meine Aufgabe, das Wasser für Haus und Arbeitsraum zu holen. Und ich fange mit einem halben Kupferling je Achttag an.«
    »Ein gutes Gedächtnis hast du.« Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen des Schreibers. »Folge mir.« Tellis ging durch den Vorraum und dann durch die andere Tür.
    Hinter dem Ausstellungsraum befand sich eine winzige Küche mit einem kleinen Eisenherd, der zur Hälfte in die Wand eingemauert war. Am Herd hantierte eine schlanke Frau mit dem Rücken zu Tellis und Cerryl. Rechts von der Küche, hinter einem gewölbten Durchgang, erkannte Cerryl einen Wohnraum mit einem Schragentisch und einer Bank an der Wand, auf der sich Kissen türmten.
    Tellis deutete auf die dünne, etwas verwahrlost wirkende Frau, deren dickes, graublondes Haar knapp unter den Ohren gerade abgeschnitten war. »Das ist Beryal. Sie führt den Haushalt, sie und ihre Tochter Benthann.«
    »Nein. Ich führe den Haushalt. Benthann führt dich.« Während Beryal sich langsam umdrehte, musterten ihre blauen Augen Cerryl eingehend und er hatte das Gefühl, dass sie durch ihn hindurchschaute. »Ein neuer Lehrling? Wird auch Zeit. Ihr braucht jemanden, der Euch zuhört.«
    »Das stimmt allerdings«, lachte Tellis. »Beryal und Benthann können nämlich besser führen als zuhören.«
    Cerryl nickte, fragte sich jedoch insgeheim, welcher Art von Haushalt Tellis wirklich vorstand.
    »Ihr braucht jemanden, der Euch führt, Meister Schreiber, bei allem außer dem Schreiben.« Beryals kalte Augen wanderten zurück zu Cerryl. »Ich läute die Glocke einmal, wenn das Essen fertig ist. Ein einziges Mal. Das Mittagessen gibt es genau dann, wenn die Sonne am höchsten steht. Heute gibt’s Nudeln mit Quagwurzeln … und Schwarzbrot. Zum Abendessen gibt’s Bier, Wasser zu den anderen Mahlzeiten, es sei denn, du willst andere Getränke kaufen und sie teilen.« Nach einem abschließenden Nicken drehte sie sich wieder zum Herd und der schweren Eisenpfanne, in der etwas köchelte.
    Tellis lächelte wehmütig und bedeutete Cerryl, ihm durch die Küche zu folgen, vorbei an Beryal, die nicht aufsah. Cerryl stieg der Geruch von zerlassener Butter in die Nase und von fremden Gewürzen, die zwar herrlich dufteten, ihm aber unbekannt waren.
    Hinter dem Wohnraum befand sich ein kleiner gepflasterter Hof, bis auf eine Handpumpe samt Auffangbecken in der rechten Ecke gab es dort nichts. »Wir nutzen den Hof nicht oft. Im Sommer ist es hier zu heiß und im Winter zu kalt.« Tellis zeigte auf ein hölzernes Tor in der Mitte der hinteren Mauer, wovon sich links und rechts offenbar zwei kleine Räume befanden. »Links geht es zum Vorratsraum. Die rechte Kammer ist deine. Durch das hintere Tor kannst du kommen und gehen, wie es dir gefällt. Die beste Lösung für alle.«
    Cerryl sah sich im Hinterhof um. Es gab noch eine dritte Tür in der rechten Wand und eine schmale Tür neben dem Eingang zum

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