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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gasse entlang. »Ich muss jetzt gehen. Ich soll eigentlich zum Markt.« Mit einem letzten schüchternen Lächeln war sie verschwunden.
    Cerryl hob den Eimer auf und ging ins Haus.
    »Diese Webermädchen machen nichts als Ärger, Cerryl. Pass auf«, rief Beryal. Als Cerryl nicht darauf antwortete, fügte sie hinzu: »Cerryl? Hast du auch den ersten Kübel Wasser weggeschüttet? Ich habe es nicht gesehen.«
    »Ich habe den Eimer ausgespült.«
    »So wie ich es dir gesagt habe? Genau so, wie ich es dir gesagt habe?«
    »Nein, Ser.«
    »Dann geh hinaus und tu das und sei dankbar, dass ich dich gefragt habe. Benthann hätte den Krug über deinem Kopf ausgeleert.« Beryal hatte den Brotteig mit einem gazeähnlichen Stoff abgedeckt und schnitt nun hellgrüne Wurzeln in eine Bratpfanne. »Danach hätte sie dich zum Fußbodenwischen verdonnert.«
    Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich Cerryl um und ging wieder hinaus. Draußen vor dem Tor hob er den Stein zur Seite, der die Kloake verdeckte, und goss das Wasser in die Öffnung. Es war einfacher, sich Beryals Launen zu fügen, als sich mit ihr darüber zu streiten, dass er den Eimer sehr wohl ausgewaschen hatte und einiges Wasser über die Waschsteine hatte fließen lassen, bevor er ihn wieder füllte.
    Cerryl legte den Stein zurück an seinen Platz und richtete sich auf, er fühlte sich beobachtet und sah zum Ende der Gasse. Pattera winkte ihm zu, sie stand an der Kreuzung, wo Gasse und Hauptstraße aufeinander trafen. Mit der freien Hand winkte er zurück. Das braunhaarige Mädchen verschwand mit zwei länglichen Broten unter dem Arm in der Gasse der niederen Handwerker.
    Zurück im Hof füllte Cerryl den Eimer erneut und schleppte ihn in die Küche, wo er zuerst den Krug auf dem Ecktisch auffüllte.
    »Das nächste Mal weißt du es.«
    »Ja, Beryal.«
    Beryal stieß die Pfanne auf den heißen Herd.
    Cerryl lief hinaus in den Hof, weg aus der Hitze der Küche, und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn; draußen hängte er den Eimer an den Haken über der Pumpe. Schnell wusch er sich Hände und Gesicht, wobei er die Kälte des leichten Windes deutlich auf der feuchten Haut fühlte, und lief zurück ins Arbeitszimmer.
    In dem Moment, in dem er durch die Küchentür in den Ausstellungsraum lief, rief Tellis: »Cerryl?«
    »Ja, Ser.«
    »An den Schreibtisch.«
    Ehrfürchtig näherte sich Cerryl dem leeren Schreibtisch an der Wand.
    »Setz dich hin.« Der Schreiber legte eine in Holz gerahmte Schiefertafel auf den Schreibtisch, daneben das Pergamentpapier, auf dem die Übungssätze standen: einer in Tempelschrift und einer in der Alten Sprache. Jeder Satz enthielt jeden Buchstaben. Tellis gab Cerryl ein Stück Kreide. »Du musst üben. Sieh dir die Muster an. Jeder Buchstabe, den du schreibst, soll aussehen wie der andere – derselbe Buchstabe natürlich.«
    Cerryl verstand. Jeder Buchstabe musste mit denen seiner Art identisch sein. Es störte ihn nur die Eintönigkeit dabei, nicht das Ideal, dem sich Tellis verschrieben hatte. »Woher weiß man, ob man ein Buch in Tempelschrift oder in der Alten Sprache schreiben muss?«
    Tellis räusperte sich. »Hier in Fairhaven nimmt man meistens die Alte Sprache. Würde ich hingegen in Lydiar schreiben, wäre das meiste in Tempelschrift. Die Schwarzen waren dort stärker nach dem Fall von Cyador und Lornth, und Relyn wird an der Küste noch immer verehrt.«
    »Relyn?« Den Namen kannte Cerryl nicht. War Relyn ein Herzog gewesen oder ein anderer Herrscher?
    »Der Gründer der Tempel.« Tellis schüttelte den Kopf. »Du musst lesen, Junge. Ich werde dir ein altes Geschichtsbuch geben … aber du musst dir jedes Mal die Hände waschen, bevor du es aufschlägst.«
    »Ganz bestimmt«, versprach Cerryl, der sich gleichzeitig fragte, was ihm mehr Wissen über die Geschichte wohl bringen würde. Das Schreiben versprach aber zumindest ein besseres Leben als die Arbeit in der Mühle, und wenn Tellis glaubte, dass Cerryl Geschichtsbücher lesen sollte, so sollte es ihm recht sein.
    »Die Tempelschrift ist einfacher und verbreitet sich von Jahr zu Jahr immer mehr.« Tellis zuckte die Achseln. »Die Weißen Magier bevorzugen die Alte Sprache. Die zwei Sprachen sind sich auch nicht ganz unähnlich, soweit ich das beurteilen kann. Und nun … fang an zu üben.«
    Cerryl betrachtete die Kreide zwischen seinen Fingern und dann die Übungssätze in der Alten Sprache, auch wenn er eigentlich nicht hinsehen musste, um die Worte zu wissen. Den

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