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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Wohnraum.
    »Das sind unsere Gemächer«, erklärte Tellis.
    Der Junge fragte nicht, wer mit ›unser‹ genau gemeint war oder welcher Raum von wem bewohnt wurde, er nickte nur.
    »Bring deine Sachen in die Kammer. Richte dich ein und komm dann zurück ins Arbeitszimmer.«
    »Ja, Ser.«
    Tellis nickte und ließ Cerryl allein im Hinterhof zurück. Cerryl überquerte den Hof, der eine Größe von etwa zehn Quadratellen besaß, und öffnete schwungvoll die Tür zu seiner Kammer.
    Er ließ den Atem langsam entweichen. Der Raum maß etwa vier auf fünf Ellen, ein Bett stand darin – breiter als das in Dylerts Mühle –, ein Waschtisch mit Krug und Schüssel, ein schmaler Schrank ohne Türen aus abgenutztem Kiefernholz und ein Hocker. Den Steinboden und alle anderen Flächen überzog eine dünne weiße Staubschicht.
    Cerryls Nase juckte und er kratzte sich, dann stellte er den Tornister ans Fußende des Bettes. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er den Tornister öffnete und seine Jacke herausholte. Er ließ den zerfledderten ersten Teil der Farben der Weiße eingepackt, wie auch das Amulett seines Vaters. Er musste ein Versteck für die Sachen finden, und zwar bald.

 
XXVIII
     
    S obald Cerryl sich eingerichtet hatte und in den Arbeitsraum zurückgekehrt war, legte Tellis seine Arbeit beiseite. »Kannst gleich mit dem Wasserholen anfangen. Leere erst die Schüsseln und füll dann die Krüge auf.«
    Da tippte jemand von hinten Cerryl auf die Schulter. »So einfach ist das aber nicht. Nimm nur den glatten Eimer, der am Haken hängt. Der grobe Eimer ist zum Schrubben. Pump immer zuerst einen Eimer voll herauf und schütte das Wasser weg. Man weiß nie, was sich in der Pumpe herumtreibt. Leer die Waschschüsseln in den Abwasserkanal, bevor du anfängst, das Wasser heraufzupumpen, und nimm ja nicht den Eimer fürs schmutzige Waschwasser. Der Abwasserkanal befindet sich draußen vor dem Hoftor. Wenn noch Dreckränder in den Waschschüsseln sind, wasch sie unter der Pumpe aus. Das alles musst du vor dem Wasserholen erledigen. Verstanden?«
    Cerryl nickte und ging mit der Waschschüssel hinaus in den Hof. Nachdem er diese und auch die aus der Küche ausgeleert hatte, wusch er sie aus und trug sie wieder zurück. Danach erst pumpte er wie befohlen das Wasser herauf, schüttete den ersten Eimer über die polierten Waschsteine, wusch den Eimer aus und füllte ihn. Er brachte das kostbare Nass ins Arbeitszimmer und füllte den Krug auf.
    »Wenn du mit dem Wasser fertig bist, Cerryl …« Tellis konnte den Satz nicht zu Ende führen, so beschäftigt war er mit der Stockpresse in der Ecke.
    »Ich komme gleich.«
    Tellis brummte etwas, ohne aufzusehen.
    Cerryl stapfte in die Küche, wo Beryal gerade Brotteig knetete. Ein leichter Hefegeruch erfüllte die Küche und Cerryl atmete den Duft tief ein.
    »Du kannst die Krüge auf dem Ecktisch füllen.«
    »Die kommen ohnehin als Nächstes dran«, sagte Cerryl, der genau wusste, was sie wollte.
    »Gut.«
    Den leeren Eimer trug er wieder durch den Wohnraum und hinaus in den Hof unter den langen Hebel der Pumpe. Während er den Hebel betätigte, staunte er darüber, dass unter den Straßen sauberes Wasser floss. Zum Glück musste er das Wasser nicht aus einem tiefen Brunnen mit dem Eimer heraufziehen. Mit einem dreiviertel gefüllten Eimer, den er gerade noch tragen konnte, lief er über den Hof. Eine kühle Brise, die den Winter bereits erahnen ließ, zerzauste sein Haar.
    »Hallo …« Ein Mädchengesicht spähte über das weiße Holz des Hintertores. »Bist du Tellis’ neuer Lehrling?« Sie kicherte und lächelte scheu, als sie sich eine Strähne ihres braunen Haares aus der Stirn strich. »Du musst es sein. Nur Lehrlinge müssen Wassereimer schleppen.«
    Cerryl stellte den Eimer ab und ging zum Tor. Einige Ellen davon entfernt blieb er stehen und betrachtete das Mädchen; er wusste, er hatte sie schon einmal gesehen. Dann fiel es ihm ein. »Du bist Pattera, die Weberin, stimmt’s? Ich heiße Cerryl.«
    Patteras Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. »Woher weißt du meinen Namen?«
    »Ich ging an eurer Werkstatt vorbei und dein Vater hat dich ermahnt, auf die Arbeit zu sehen.« Cerryl grinste. »Das war, als ich Tellis suchte.«
    »Oh … du warst der Junge am Fenster.«
    Cerryl wusste nicht genau, ob es ihm gefiel, Junge genannt zu werden, aber er nickte und lächelte weiter.
    »Vater mag es nicht, wenn ich den Jungen zusehe.« Sie warf einen Blick über die Schulter die

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