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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Seiten der Farben der Weiße, die offen vor ihm lagen, und versuchte nicht auf den abfälligen Ton des spitzbärtigen Schülers zu achten.
    »Lesen ist das eine … aber Schreiber verstehen nicht, was sie lesen. Deshalb sind sie ja Schreiber.«
    Der schmalgesichtige Cerryl strich sich mit der Zunge über die Lippen und las weiter.
    »… nicht genug Verstand im Kopf, um mehr als nur abzuschreiben …« Bealtur richtete sich auf und lächelte Cerryl an.
    Cerryl lächelte zurück.
    Mit dem Rücken zu Bealtur runzelte Faltar die Stirn.
    Cerryl schloss sanft das Buch und stand auf, er verließ den Gemeinschaftsraum und ging den weißen, engen Steinflur entlang zu seiner Zelle. Der ihm zur Verfügung stehende Raum war noch kleiner als die Kammer, die er in Dylerts Mühle bewohnt hatte. Das Bett war weicher und die Wände hatten keine Risse; um die alten Eichenläden vor dem Fenster öffnen zu können, musste er sich aufs Bett stellen.
    Sie hatten auch einen Hocker und einen kleinen Schreibtisch in die Wand gemauert, darüber ein Bücherregal. Zwei Garnituren weiße Kleidung, vier Garnituren Unterwäsche, zwei Decken und seine Stiefel – das war alles, mehr besaß keiner der Magierschüler, nur die Bücher auf den Regalen der Schüler unterschieden sich, je nachdem, welcher Lehrer sie unterrichtete. Es gab keinen Spiegel. In keiner der Zellen hing ein Spiegel. Cerryl hätte seine Zelle früher als großzügig ausgestattet bezeichnet – aber nun wusste er, wie Muneats Palast aussah oder das Schlafzimmer der grünäugigen Frau in seinem Glas.
    Cerryl stellte das abgenutzte Buch der Farben der Weiße ins Regal neben Die Gründung Fyrads und der Weißen Länder, das in einem Paket vom Erzmagier angekommen war. Daneben gab es noch Die Geschichte Candars und auf dem Schreibtisch lag ein dünneres Buch: Grundlagen der Mathematik.
    Seine Augen wanderten zum Mathematikbuch. Er hatte noch kaum darin gelesen. Man hatte es ihm einfach hingelegt; er wusste nicht einmal, wer sein Lehrer darin sein würde. Sein Magen knurrte. Er warf einen Blick zur Tür und wusste, dass er in den Speisesaal gehen musste.
    Da klopfte es an die Tür.
    »Kommst du mit zum Essen?« Faltars Stimme drang klar und deutlich durch die Tür.
    Cerryl atmete tief ein. »Ja, ich komme.« Er öffnete die Tür und ging hinaus. Keine der Zellen besaß einen Riegel an der Tür, es gab nur einfache Türklinken.
    »Du hättest Bealtur am liebsten geschlagen, stimmt’s?«, fragte Faltar, während er sich mit der Hand durch das dünne, blonde Haar fuhr, um es sich aus der Stirn zu streichen.
    »So wütend war ich auch wieder nicht.« Fast, aber nicht ganz, hörte er seine innere Stimme sagen.
    »Kesrik steckt dahinter. Er will dich zornig machen. Und dazu benutzt er Bealtur.« Faltar sah sich suchend um und flüsterte: »Mit Yullur hat er es genauso gemacht. Yullur versuchte, Feuer auf ihn zu werfen, und dann …« Er führte den Satz nicht zu Ende.
    »Sterol oder Jeslek haben es herausgefunden und ihn zum Straßenbau verdammt?«
    »Nein …« Faltar suchte noch einmal den leeren Flur ab. »Yullur versuchte es, als Sterol gerade vor dem Studierzimmer stand. Kesrik wusste das und rannte zu Sterol, um Schutz zu suchen. Yullur war so wütend, dass er den Erzmagier gar nicht sah, als er das Chaos-Feuer auf Kesrik schleuderte.« Faltar versuchte zu lächeln. »Dem Erzmagier blieb keine Wahl. Er verwandelte Yullur in ein Häufchen Asche und brummte Kesrik eine Jahreszeit Kanal- und Abfalldienst auf. Kesrik berührte das aber nicht sonderlich. Als er zurückkam, trug er achttagelang ein breites Grinsen im Gesicht und keiner von uns konnte etwas dagegen tun.«
    Cerryl nickte. »Was hat der edle Jeslek dazu gesagt?«
    »Das weiß niemand. Er hält sich vom Erzmagier fern. Er reist sehr viel, bis nach Gallos manchmal. Zuweilen nimmt er Kesrik mit, aber nicht immer.«
    Die zwei schlenderten in den kleinen Speisesaal, in dem nur ein Dutzend runder Tische und ein langer Tisch standen, auf dem die Platten und Schüsseln mit den Speisen angerichtet waren.
    Zwei Magier in Weiß saßen am Ecktisch. Cerryl kannte einen von ihnen.
    »Der Kahlköpfige mit den dicken Backen – das ist Esaak.«
    Cerryl hatte den anderen Magier schon einmal gesehen, es war ein stämmiger, grob aussehender Mann mit einem gepflegten rötlich braunen Backenbart; er war einst in Jesleks Gemach geplatzt, als Cerryl gerade Unterricht gehabt hatte, und Jeslek hatte Cerryl sofort hinausgeschickt. »Eliasar …«,

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