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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Besorgnis, die in der Stimme des Mannes mitschwang, und über die kurzzeitige Düsternis in Kinowins Augen.
    »Um mit deiner Begabung leben zu können, Cerryl, musst du unbedingten Gehorsam leisten, so lange bis du deine Macht und deine Grenzen voll und ganz erkannt hast. Wenn nicht …« Kinowin hustete und räusperte sich. »Wenn nicht, wirst du dich selbst dadurch zerstören, wenn dich die Gilde nicht schon vorher tötet.«
    Cerryl durchlief ein Schauder.
    Plötzlich öffnete sich die Tür und ein weißhaariger Magier stand im Türrahmen; er starrte am Wachposten vorbei auf die zwei auf der Bank. »Ihr hättet auch eintreten können, Kinowin. Wie soll ich mich konzentrieren, wenn Ihr vor meinen Gemächern so laut schwatzt? Kommt schon herein.« Er drehte sich um und ging ins Zimmer.
    Kinowin erhob sich und Cerryl sprang auf, so schnell er konnte, und folgte dem blonden Magier. Der Wachmann schloss die Tür hinter ihnen.
    »Euer Wächter sagte uns, dass Ihr nicht gestört zu werden wünscht, doch Sterol bestand darauf, dass ich zu Euch gehe und Euch eine neue Aufgabe überantworte.« Kinowin verbeugte sich und deutete auf Cerryl.
    Jesleks Tunika, seine Hose und die Stiefel schimmerten weiß. Cerryl schluckte, schloss jedoch schnell wieder den Mund. Der Magier hatte das Gesicht eines jungen Mannes, aber sein Haar glitzerte weiß. Wie Sterol trug auch Jeslek eine glänzende, goldene Nadel am Kragen. Aber im Gegensatz zu Sterol hing kein Amulett um seinen Hals. Goldgelbe Augen wanderten von Kinowin zu Cerryl und zurück zu dem blonden Magier mit den tiefen Furchen im Gesicht. »Der edle Sterol schickt dich?«
    Eine Gestalt in Weiß, mit einem roten Streifen über dem Tunikaärmel, stand schweigend neben einem Tisch mit einem Spähglas darauf.
    Kinowin verbeugte sich erneut. »Edler Jeslek, der Erzmagier bat mich, den jungen Cerryl persönlich zu Euch zu bringen. Ihr sollt ihn unterrichten.« Kinowin lächelte kühl.
    »Und … was noch? Habt Ihr sonst nichts zu sagen, Kinowin?«, fragte Jeslek. »Ihr tretet doch nur als pflichtbewusster Helfer auf, wenn Ihr etwas damit bezweckt.«
    »Ich wurde gebeten, Euch darüber zu unterrichten, dass Ihr nicht zu streng zu dem Jungen verfahren sollt.« Die Worte klangen flach und kühl.
    Ein breites, falsches Lächeln erschien auf Jesleks Gesicht. Cerryl wäre am liebsten im Steinfußboden versunken, auf dem er stand. »Aaah … ich verstehe. Der edle Sterol ist zu beschäftigt, um seine eigenen Lehrlinge zu unterweisen.« Nach einer Pause lächelte er wieder. »Teilt dem Erzmagier mit, wenn seine lästigen und arbeitsreichen Pflichten es ihm erlauben, Euch wieder zu empfangen, dass ich diesen Lehrling in den Genuss aller Vorteile kommen lassen werde, die auch meinen eigenen Schülern zuteil werden, und dass ich diesen jungen Mann hier wie jeden anderen behandeln werde.«
    »Ich werde es ihm berichten, edler Jeslek.« Kinowin verbeugte sich noch einmal, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer eilte.
    Jeslek wartete, bis die Tür wieder geschlossen war. Dann musterten die goldfarbenen Augen den früheren Schreiberlehrling. »Cerryl. Ist das dein Name?«
    »Ja, Ser.«
    »Was hast du gearbeitet, bevor du in den Turm gebracht wurdest?«
    »Ich war Lehrling bei Tellis, dem Schreiber.«
    »Dann kannst du schreiben?«
    »Ja, Ser.«
    »Auch die Alte Sprache?«
    »Ja, Ser.«
    »Welche Fähigkeiten besitzt du noch?«
    »Ich weiß einiges über Holz, Ser. Ich habe früher in einer Sägemühle gearbeitet.«
    »Gut. Du hast also schon handwerklich gearbeitet.« Ein schiefes Lächeln verzog Jesleks Lippen. »Nun bist du ein Magierschüler, ein Magierlehrling, wenn du so willst. Ganz gleich, was du schon probiert hast oder nicht, du darfst auf keinen Fall versuchen, Chaos-Kräfte oder auch Ordnungs-Kräfte zu bewegen, es sei denn, es wird dir ausdrücklich befohlen. Wenn du nicht gehorchst – und dabei ertappt wirst –, wird dein Verstand gefangen genommen und du wirst bis zu deinem Tode an der Weißen Straße bauen. Hast du verstanden?«
    »Ja, Ser.«
    »Und übrigens, ich kann feststellen, ob du während des letzten Achttages Chaos benutzt hast, und auch vorher. Du warst vorsichtig, das sehe ich, aber die Spuren sind noch zu erkennen.« Jegliches Lächeln verschwand von Jesleks Gesicht.
    »Ser?« Cerryl schluckte.
    »Ja?« Jesleks Stimme klang kalt.
    »Manchmal kann ich sehen, wenn Chaos eingesetzt wurde. Gilt das Sehen auch als Benutzen?«
    »Nein. Das bloße Sehen hinterlässt auch keine

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