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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Spuren. Ich ermutige all meine Schüler zum Beobachten und Studieren. Aber Vorsicht! Nur Beobachten und Studieren, es sei denn, ich erteile andere Anweisungen.«
    »Ja, Ser.« Cerryl verbeugte sich.
    »Keine weiteren Fragen mehr?«
    »Ser … abgesehen von dem, was ich bereits gefragt habe … weiß ich noch nicht genug, um mehr fragen zu können«, gab Cerryl zu. Er wusste, dass er damit ein Risiko einging, aber er wollte es gesagt haben.
    »Aha! Jetzt verstehe ich, warum Sterol dich anerkannt hat.« Jeslek wandte sich an den Jungen mit der weißroten Tunika, der beim Tisch stand. »Kesrik, sorg dafür, dass Cerryl bei den anderen Schülern untergebracht wird und dass er eine saubere Tunika, Hose und weiße Stiefel bekommt. Seine wirken zu klobig; sieh zu, ob du andere für ihn bekommst. Und sorge auch dafür, dass er innerhalb des nächsten Achttags sein eigenes Buch der Farben bekommt.«
    Kesrik verbeugte sich, sein eckiges Gesicht zeigte dabei keinerlei Ausdruck, seine blauen Augen blieben kalt.
    »Geh mit Kesrik.« Jesleks sonnengelbe Augen blitzten gefühllos.
    »Folge mir.« Kesrik drehte sich um und ging hinaus. Cerryl eilte ihm hinterher.

 
XLVII
     
    V or dem Fenster fiel plötzlich warmer Regen auf Fairhaven nieder, der erste Regen in den wenigen Tagen, seit Cerryl in den Hallen der Magier eingetroffen war. Die Tropfen zischten auf den sonnengewärmten Steinen und feuchte Luft drang durch die Schlitze der geschlossenen Läden. Cerryl saß auf der Kante des Besucherstuhles an Jesleks Schreibtisch, das Pochen in seinem Schädel wurde immer stärker, ein Schmerz, den er vor dem Sturm, der nun über die Stadt fegte, nicht gehabt hatte.
    Jeslek studierte Cerryl eingehend und Cerryl wusste, dass der Magier mehr als nur seine Augen dazu gebrauchte.
    Schließlich verzogen sich Jesleks Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Was glaubst du, heißt es, ein Magier zu sein?«
    »Ich weiß gar nicht, was Magier eigentlich tun, Ser.«
    »Sag mir, was wir deiner Meinung nach tun.«
    Cerryl befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. »Die Magier herrschen über Fairhaven. Sie können Chaos-Kräfte lenken. Sie studieren viele Dinge.«
    »Woher weißt du, dass wir Bücher …« Jeslek lachte und brach die Frage ab. »Du warst ein Schreiberlehrling. Ich vergaß. Nun, du wirst mehr studieren, als du es je für möglich gehalten hast. Und es werden immer wieder Prüfungen abgehalten werden. Einige wirst du nicht als solche erkennen.« Der weißhaarige Magier mit den goldenen Augen hielt inne. »Warum, glaubst du, studieren Magier so viel?«
    »Um besser herrschen zu können?«, rätselte Cerryl.
    »Das war zwar geraten, junger Cerryl, aber schon teilweise richtig. Wir studieren, um besser regieren zu können. Regieren ist nicht gleich herrschen, musst du wissen. Regieren bedeutet eher führen oder beraten. Der Kaiser von Hamor oder der Herzog von Lydiar oder auch der Vicomte von Certis – sie herrschen. Die Gilde hingegen regiert. Ja, wir erlassen auch Vorschriften, aber die meisten Vorschriften beinhalten ohnehin nur das, was einem der gesunde Menschenverstand schon sagt. Unrat zum Beispiel verursacht eine Art zerstreutes Chaos, das zu Krankheiten führt. Deshalb sorgen wird dafür, dass der Unrat aus der Stadt geschafft wird. Bettler und andere Schmarotzer bringen Seuchen und Diebstahl in die Stadt; wir halten sie von Fairhaven fern. Wenn nur das Geld regieren würde, dann fiele die Stadt an jene, die das meiste Geld besitzen. Aus diesem Grund wachen wir aufmerksam über diejenigen, die nur an ihren Reichtum denken. Sauberes Wasser hält Krankheiten fern, deshalb sorgen wir dafür, dass das Wasser für die Stadt sauber ist. Und all diese Dinge haben nichts mit Magie zu tun.« Jeslek grinste breit – und kalt.
    Cerryl wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte, also schwieg er.
    »Alle heiligen Zeiten einmal wird ein Magier dabei beobachtet, wie er ein Chaos-Feuer wirft, und schon denken alle, dass ein Magier sonst nichts tut. Wenn das alles wäre, was die Gilde vollbringt – eine Ansammlung von Magiern, die mit Feuer um sich werfen –, wäre Fairhaven schon vor Generationen gefallen.«
    »Ja, Ser.«
    »Ich weiß, dass du dich respektvoll zeigen willst, aber du musst das nicht jedes Mal sagen, wenn ich eine Pause mache. Höfliches Schweigen tut es auch.« Jeslek stand auf. »Du wirst noch mehr darüber lernen müssen, was die Gilde ist und warum sie notwendig ist.«
    Der Weiße Magier nahm ein Buch vom Tisch und reichte es

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