Die Weiße Rose
Mann war ein sogenannter „Halbjude“, denn er hatte einejüdische Mutter. Seine Mutter war zwar durch eine „privilegierte Mischehe“ geschützt, seine Großmutter wurde aber im Juli 1942 mit den anderen Hamburger Juden nach Theresienstadt deportiert.
Leipelt wurde, obwohl er ein „jüdischer Mischling“ war, zur Wehrmacht eingezogen. Im Frankreich-Feldzug zeichnete er sich aus. Seine ganze Tapferkeit war allerdings umsonst. Nach dem siegreichen Westfeldzug befahl Hitler, alle „jüdischen Mischlinge“ aus der Wehrmacht zu entlassen.
Diese Personen waren an den deutschen Universitäten zunehmenden Schikanen ausgesetzt. Nur der Leiter des Chemischen Instituts der Münchener Universität, der spätere Nobelpreisträger Prof Heinrich Wieland, ignorierte die Rassengesetze. Er nahm auch „Mischlinge ersten Grades“ auf. Hans Konrad Leipelt kam im Wintersemester 1941/42 nach München. Das tolerante Institut sollte erst im Jahre 1944 von den NS-Behörden geschlossen werden. Die „Mischlinge ersten Grades“ sperrte man ins Arbeitslager.
An Prof. Wielands Institut herrschte ein liberaler Geist. Es gab dort nur wenige überzeugte Nationalsozialisten. Verbotene Bücher, regimefeindliche Witze und Informationen, die von „Feindsendern“ stammten, kursierten unter den Studenten.
Es gab dennoch einen Informanten, der die Geldsammlung für Clara Huber an die Gestapo verriet. Im Oktober 1943 wurden Hans Leipelt und Maria-Luise Jahn mit einigen anderen Mitstreitern verhaftet. Die Anklage warf Leipelt vor, das sechste Flugblatt der Weißen Rose neben verbotener Literatur von Thomas Mann und Berthold Brecht nach Hamburg zu seinem Schulfreund HeinzKucharski gebracht zu haben. Kucharski hatte dann für die Weiterverbreitung des verbotenen Schriftguts unter oppositionellen Akademikerkreisen gesorgt.
Im Oktober 1944 fand vor dem II. Senat des Volksgerichtshofs in Donauwörth der Prozess gegen die Mitglieder des Leipelt-Kreises statt. Die „jüdischen Mischlinge“ Ernst Holzer und Mirjam David wurden in ein KZ geschickt, mehrjährige Zuchthausstrafen erhielten vier weitere Freunde Leipelts, darunter Marie-Luise Jahn.
Hans Leipelt verurteilte der Volksgerichtshof zum Tod. Das Urteil wurde am 29. Januar 1945 in München-Stadelheim vollstreckt, knapp zwei Jahre, nachdem Christoph Probst und Hans und Sophie Scholl an der gleichen Stelle ermordet worden waren.
Hans Leipelts Tod war der letzte im Zusammenhang mit der Weißen Rose. Sein Freund Heinz Kucharski wurde zwar noch am 17. April 1945 zum Tode verurteilt, konnte aber während eines Tieffliegerangriffs fliehen. Drei Wochen später, am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht. Hitlers Reich war endlich untergegangen.
Leipelts Widerstandskreis war nicht der einzige, der das letzte Flugblatt der Weißen Rose weiterverbreitete. Die sogenannte Onkel-Emil-Gruppe reichte die Flugschrift ab dem März 1943 an Berliner Studenten und Jungakademiker weiter. Dieser Ring war so gut organisiert, dass ihn selbst die Gestapo nicht aufbrechen konnte.
Im Spätsommer 1944 tauchten weitere Flugblätter, die mit „Freie Studentenschaft München“ überschrieben waren, an der Ludwig-Maximilians-Universität auf. Die Gestapo vermutete, dass es sich hierbei um Mitglieder von Studentenkompanien handelte.
Ihre größte Verbreitung erhielten die Flugblätter aber nicht durch heimliche Abschriften, die unter größter Gefahr von Hand zu Hand weitergereicht wurden.
Im März 1943 brachte der Widerstandskämpfer Helmuth von Moltke das sechste Flugblatt in das neutrale Schweden. Über einen schwedischen Bischof gelangte der Text nach England. Er erregte dort gleich großes Aufsehen.
Die Alliierten waren erstaunt über den Mut zur Wahrheit, der aus den Zeilen sprach. Durch den Text hatte man den Beweis, dass es in Hitlerdeutschland noch immer unabhängige Geister gab, die sich gegen die Propagandalügen aus dem Ministerium Joseph Goebbels‘ zur Wehr setzten. Die Alliierten wollten diese authentische deutsche Stimme nutzen, um das deutsche Volk über seine Lage aufzuklären.
Bomber der Royal Air Force warfen im Juli 1943 viele hunderttausende Exemplare des sechsten Flugblattes der Weißen Rose über Deutschland ab. Sie sollten der deutschen Bevölkerung zeigen, dass es ein anderes Deutschland gab.
Die Kunde vom Schicksal der Münchener Studenten verbreitete sich bei den Alliierten schnell. Am 18. April 1943 erschien in der New York Times ein Artikel, der die Ereignisse in Hitlers
Weitere Kostenlose Bücher