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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Messer in der Tasche habe. Zusammen
sind wir unschlagbar.“
    Baker unterdrückte ein Lächeln. „Ich
danke euch für eure Hilfsbereitschaft. Trotzdem sage ich nein. Wir haben euch
hierher eingeladen. Das heißt, wir tragen die Verantwortung. Wenn euch nur das
Geringste zustößt, müssen wir euren Eltern Rechenschaft geben. Bitte, bringt
uns nicht in einen Konflikt (Zwiespalt)! Sonst müßte ich bereuen, daß
ich euch in alles eingeweiht habe. Ihr werdet doch dieses Vertrauen nicht
enttäuschen.“
    Hm, dachte Tim, man muß seinen
Standpunkt verstehen.
    Aus seiner Sicht hat er recht, dachte
Gaby.
    Klößchen nickte.
    Karl setzte seine Brille wieder auf die
Nase.
    Die TKKG-Bande fügte sich — wenn auch
sehr widerstrebend.

8. Überfall auf den Professor
     
    Zur gleichen Zeit breitete sich ein
sonniger Vormittag über New York und seine Wolkenkratzer. Dieser Unterschied in
der Tageszeit ist bekanntlich auf den Lauf der Sonne zurückzuführen. Jedenfalls
beschloß Dr. Johnson, Professor für Orientalistik, für heute Feierabend zu
machen — mit seinen Vorlesungen an der New Yorker Universität. Er verließ sein
Büro, stieg in seinen Cadillac und fuhr nach Hause in einen ruhigen Vorort, wo
er mittags ankam.
    Er war Junggeselle und bewohnte ein
kleines Haus.
    Sommerliche Hitze dörrte den Rasen aus.
Johnson beschloß, abends den Wassersprenger einzuschalten.
    Hoffentlich, dachte er, vergesse ich
das nicht.
    Leider kam das häufig vor. Alles, was
nicht zu seiner Wissenschaft gehörte, geriet ihm schnell aus dem Blick. Er war
ältlich und mager. Wegen seiner enormen Größe hielt er sich etwas gebückt. Er
hatte keine Kinder. Seine Frau hatte ihn vor acht Jahren verlassen — weil er
einfach alles vergaß: ihren Geburtstag, den Hochzeitstag, Geschenke,
Zuwendungen, Verabredungen, Theaterkarten, Einladungen zu Parties. Er meinte es
nicht böse, aber er war ein zerstreuter Professor.
    Als er jetzt in die Küche trat, schob
er nachdenklich die Brauen zusammen.
    Das kalte Huhn, das er sich gestern
mitgebracht hatte, stand auf dem Tisch. Aber es war nur noch das blanke
Gerippe. Alle Knochen waren abgenagt. Johnson konnte sich nicht erinnern, ein
Stück davon gegessen zu haben. Nicht gestern zum Abendessen und schon gar nicht
heute zum Frühstück. Oder hatte er das gebratene Federvieh etwa doch verspeist —
ganz in Gedanken?
    Er schüttelte den Kopf, warf die
Knochen in den Abfall und machte sich ein Käse-Sandwich. Kauend ging er in den
Wohnraum.
    Abermals wunderte er sich.
    Auf dem Cocktailtisch stand die
Whiskyflasche, ein Geschenk seiner Studenten. Es war ein sehr alter, also
teurer Whisky — und die Flasche jetzt zur Hälfte leer.
    Nein, dachte er. Keinen Schluck habe
ich getrunken. Nicht mal geöffnet habe ich sie. Ja, was geht denn hier vor? Bis
eben glaubte ich, ich wohne allein.
    Ein Lufthauch traf seinen Nacken. Im
selben Moment bohrte sich eine Nadel zwischen seine Schulterblätter.
    „Das ist ein Messer, Doc“, sagte eine
heisere Stimme hinter ihm. „Keine Bewegung! Und nicht schreien! Kapiert?“

    Dem Professor fuhr der Schreck in die
Glieder. Einbrecher! dachte er. Einer oder mehrere? Offenbar nur einer, denn
bei der Whiskyflasche steht nur ein Glas. Aha!
    „Ich habe kein Geld im Haus“, sagte er,
„nur wertvolle Bücher. Aber im Eisschrank ist noch Käse. Und Sie können den
Whisky gern mitnehmen. Der Verlust schmerzt mich nicht. Ich trinke nur
Dünnbier.“
    „Setz dich in den Sessel, du
Armleuchter!“ befahl der Kerl.
    Johnson gehorchte. Jetzt sah er den
Eindringling, einen bulligen Kerl mit grobem Gesicht und Narben um die Augen.
Die Unterlippe war so lang, daß sie sich über die Oberlippe schob. Am linken
Ohrläppchen hing ein kleiner Goldring. Der Kerl sah gefährlich aus. Daß er
sauber, fast elegant gekleidet war, milderte den Eindruck nicht. In der Hand
hielt er ein schmales Wurfmesser.
    „Ich will kein Geld“, sagte er, „Den
Whisky nehme ich sowieso mit. Ob ich dir die Knochen breche, Doc, hängt von dir
ab.“
    Johnsons eulenartige Augen zwinkerten.
Himmel, was will der von mir? Ist das etwa der Vater eines Studenten? Wen habe
ich denn in letzter Zeit bei der Prüfung durchfallen lassen?
    Johnson nahm allen Mut zusammen. „Weshalb
wollen Sie mich verletzen?“
    „Dir passiert nichts, wenn du den Mund
aufmachst.“
    „Mache ich. Was wollen Sie wissen?“
    Der Kerl grinste, warf das Messer in
die Luft und fing es auf.
    „Das ist nur ein einfaches Wurfmesser.
Kostet sechs Dollar

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