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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Empörung Luft.
    „Sind ja riesig nette Leute, wirklich.
Aber jetzt ist Zeit fürs Abendessen. Was geschieht? Wir hocken hier, während im
Hotel der Kellner auf uns wartet und die Menüs verkommen. Na, schön! Das würde
ich entschuldigen, wenn man hier was servierte. Aber es gibt nur Orangensaft.
Mein Durst ist gelöscht. Ich habe Hunger.“
    „Spinnst Du? Die Bakers können vor
Kummer kaum noch geradeaus gucken. Glaubst du, da denkt man ans Essen? Du
könntest ruhig soviel Mitgefühl aufbringen. Wie du dich benimmst, das ist
selbstsüchtig. Und freßsüchtig!“
    Mit vollem Magen, brummte Klößchen, sei
er zu viel mehr Mitgefühl fähig. Deshalb werde er sich jetzt einen Sandwich
besorgen, drüben im Café. Und eine Tafel Schoko. Oder wenigstens Türkischen
Honig.
    Während er eilig die Straße überquerte,
schlenderte Tim über die Mole. Es dunkelte rasch. Aber der Hafen war voller
Lichter. Die Jachten waren erleuchtet, und den dunkelblaue Nachthimmel übersäte
ein Sternenmeer. Der Mond stand über der Insel. Die Luft war so klar wie am
Tag.
    Tim legte den Kopf in den Nacken und
blickte hinauf. Eine Sternschnuppe verglühte am Himmel und Sekunden später noch
eine. Er schloß die Augen und wünschte sich was. Aber verraten darf man das
nicht, sonst erfüllt sich der Wunsch nicht.
    „Heh!“ raunzte ihn ein schnapsschwerer
Atem an.
    Tim war weitergegangen und gegen einen
Mann gestoßen, einen Amerikaner, vermutlich. Jedenfalls trug er karierte Hosen
und ein buntes Hemd, auf dem Vierkant-Schädel einen Stetson (amerikanischer
Cowboy-Herrenhut). Es war ein bulliger Mensch. Laternenlicht fiel auf ein
Bulldoggen-Gesicht.
    „Sorry (Verzeihung) !“
entschuldigte sich Tim.

    Aber der Typ beachtete ihn nicht. Aus
zusammengekniffenen Augen starrte er hinüber zur ALL-STAR.
    Will der was? fragte sich Tim. Ist das
einer der Ganoven? Oder interessiert er sich nur für das prächtige Schiff?
    Daß der Mann weiterging, beruhigte ihn.
Er tauchte unter in der Menge der Müßiggänger, nur sein Stetson war noch für
einen Moment zu sehen.
    Klößchen kam zurück.
    „Die haben keine Schokolade! Checkst du
das? Und der Sandwich ist trocken. Nie hätte ich gedacht, daß unser erster
Urlaubstag als Katastrophe endet.“
    „Nun mach nicht...“ Tim stockte. Für
einen Moment zuckten seine Mundwinkel. Dann verschwand jeglicher Ausdruck aus
seiner Miene. „Ich habe eine Idee, Willi. Wir tapern flugs durch die Neustadt
zum Grand-Hotel, und du holst dir eine Tafel Schoko. Gebongt? Wenn wir die
Waden schmeißen, sind wir in 15 Minuten zurück.“
    Klößchen stierte ihn an. „Wir tapern...
flugs?“
    „Flugs. Den Weg kennen wir. Erstmal bis
zu Kabálas Villa. Das finden wir im Schlaf. Und dann... äh... so weiter, wie
das Taxi gefahren ist.“
    „Aber erstmal bis zu Kabálas Haus?“
    „Klar. Oder willst du dich ins
Meerwasser werfen und um die Nordspitze schwimmen?“
    „Bewahre! Na, gut! Da es um meine
Schokolade geht, bin ich selbstverständlich dabei. Aber es könnte sein, daß wir
auf Mr. Baker und seine Leute stoßen — wenn wir uns sehr beeilen.“
    „Tatsächlich! Du hast recht“, nickte
Tim. „Aber was soll’s? Dann gehen wir eben freundlich grüßend vorbei. Es sei denn,
sie finden das richtige Haus nicht gleich. Dann wären wir verpflichtet, ihnen
zu helfen. Moralisch, menschlich und überhaupt. Wir sagen natürlich, daß wir
zum Hotel wollen. Aber du schiebst nicht deinen Hunger vor — sonst wären die
Bakers als Gastgeber blamiert, und das verdienen sie nicht. Wir sagen... äh...,
uns sei eingefallen, ich hätte unser Zimmer nicht abgeschlossen. Klar?“
    „Mir ist alles klar“, nickte
Klößchen, während sie im Sturmschritt losbretterten. „Himmel, ich dachte schon,
du hättest einen Sonnenstich. Weil du dich plötzlich dafür einsetzt, daß ich
mir genügend Schoko reinpfeife.“
    „Nur deshalb, Willi, socken wir los.“
    Von Socken konnte allerdings keine Rede
sein. Tim fiel in Trab, und Klößchen keuchte neben ihm her. Es war immer noch
heiß. Zwischen den Häuserzeilen waberte die Luft, als käme sie aus einem
Backofen.
    Sie verliefen sich. Denn bei Nacht sah
das Straßengewirr doch erheblich anders aus als im Sonnenglast. Schon wollten
sie umkehren, als Tim die Kreuzung erkannte, die sie vorhin überquert hatten.
    „Haben wir einen Bammel, Willi! Ganz
aus Versehen sind wir auf eine Abkürzung gestoßen. Bei der Kreuzung rechts lang
und an der Taverne vorbei, dann sind wir gleich da.“
    Sie

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