Die weiße Schmuggler-Jacht
versuchen, Dr.
Johnson zu bestechen. Damit ihm der verrät, wohin man sich hier wenden muß. Wie
Roswell schon sagte: Dieser Leofóros ist die Anlaufstelle. Naja, wir werden
sehen. Die Sache hat Zeit. Uns quält anderer Kummer.“
„Kummer?“ fragten Tim, Gaby, Karl und
Klößchen wie aus einem Mund.
Suzy sah ihren Mann an. Der Blick
fragte. Schlagartig verdüsterte sich Bakers Gesicht. Aber er nickte.
„Unseren jungen Freunden, Suzy — ja,
denen können wir erzählen, weshalb wir in Wirklichkeit hier sind. Ihr seid zwar
noch sehr jung“, wandte er sich an die TKKG-Bande. „Aber ich glaube, ihr
versteht, worum es geht — und wieso etwas Derartiges geschieht.“
Er atmete schwer. Bei den letzten
Worten hatte seine Stimme gezittert.
Auch Tante Suzy wirkte jetzt nicht mehr
wie ein quicklebendiger Floh, sondern begräbnis-ernst. Sie kämpfte an gegen
Tränen. Aber nicht Freudentränen wären diesmal geflossen.
Sie schnüffelte etwas, betupfte sich
die Nase mit dem Taschentuch und stand auf. An der Hausbar, wo viele Karaffen
aus feinstem Bleikristall standen, schenkte sie sich einen Sherry ein.
„Für mich Bourbon (amerikanischer
Whiskey) “, murmelte Baker und stützte das Gesicht in die Hände.
Klößchen hielt das für die richtige
Gelegenheit, um sein Glas abermals zu füllen. Natürlich mit Orangensaft. Drei
Flaschen hatten er und seine Freunde schon geleert. Die Hitze machte durstig.
Himmel, dachte Tim. Die spannen uns
aber auf die Folter. Was da wohl passiert ist!
Baker hob den Kopf.
„Ich habe eine Tochter aus erster Ehe“,
sagte er. „Im September wird sie 19. Nancy ist ein liebes Mädchen. Suzy und sie
sind wie Freundinnen. Nancy hat mir nie Kummer gemacht. Aber jetzt... Um es
kurz zu sagen: Sie ist durchgebrannt. Bei Nacht und Nebel ist sie von zu Hause
weggelaufen. Aber nicht allein, sondern mit einem üblen Ganoven. An ihn hat sie
ihr Herz gehängt. Sie erkennt nicht, was für ein Gangster das ist. Ausnutzen
wird er sie. Ich ahne, was er vorhat. Er belügt Nancy, heuchelt ihr Liebe vor,
um mich dann zu erpressen. Dieser Verbrecher heißt Athanase Mitilini. Ein
Grieche, den Nancy in New York kennengelernt hat. Er sieht sehr gut aus.
Wahrscheinlich hat sie sich deshalb in ihn verliebt.“
Kein Atemzug war in der Stille zu
hören.
Suzy hatte Roswell den Drink
eingeschenkt und reichte ihm das Glas. Er dankte ihr mit einem Lächeln. Dann
verdüsterte sich sein Gesicht wieder.
„Versteht ihr das?“ wandte er sich an
die TKKG-Freunde. „Unsere Nancy ist keine Schönheit. Ein liebes Geschöpf,
sicherlich. Aber ihr scheint das gewisse Etwas zu fehlen, dessentwegen sich
Jungs die Hacken schieflaufen — nach einem Mädchen. Du, Gaby, hast dieses
gewisse Etwas. Ist ein Geschenk der Natur. Nancy hatte jedenfalls nicht viel
Glück mit ihren Freunden. Deshalb ist sie diesem Ganoven auf den Leim gegangen.
Er hat ihr den Kopf verdreht, und sie hat so dumm gehandelt. Ahnt ihr, welcher
Plan dahintersteckt? O ja! Ich habe ihn durchschaut, diesen Verbrecher. Daß wir
ihn niemals als unseren Schwiegersohn anerkennen werden, weiß der natürlich.
Wenn er auf unser Geld hofft, auf Erbschaft — hat er sich getäuscht. Ich würde
Nancy enterben. Dann müßte er Farbe bekennen — und vorbei wäre es mit der
geheuchelten Liebe. Aber so plant der auch gar nicht, der Kerl. Er wird
vielmehr versuchen, uns zu erpressen. Sobald er sich Nancy ganz sicher ist,
wird er anfragen, wieviel wir ihm geben, wenn er meine Tochter zurückschickt — wenn
er auf seine große Liebe verzichtet.“
„Schrecklich!“ flüsterte Gaby. „Der
glaubt also, daß Sie Ihre Tochter freikaufen?“
Baker nickte. „Deshalb muß ich sie
vorher finden und zur Vernunft bringen. Ich weiß nicht, ob wir sie überzeugen
können. Aber wir werden alles versuchen. Es kann gefährlich werden. Ich habe
den New Yorker Detektiv Maplewood mit der Nachforschung beauftragt. Der fand
heraus, daß Mitilini in üblen Rauschgifthandel verwickelt ist und als Hehler — also
als Aufkäufer gestohlener Ware — internationale Verbindungen hat. Von alldem
weiß Nancy bestimmt nichts. Maplewood konnte die Spur der beiden bis hierher
nach Rhodos verfolgen. Hier fragte er überall herum, setzte sogar Belohnungen
aus. Das erfuhr Nancy irgendwie. Jedenfalls rief sie ihn in seinem Hotel an. Es
kam zu einem Treffen auf der Stadtmauer. Leider konnte Maplewood nichts
bewirken. Nancy versicherte ihm, sie sei freiwillig hier. Also keine
Entführung. Da sie
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