Die weiße Schmuggler-Jacht
flitzten. Bald bogen sie in die
Straße, an der Kabálas Villa lag. Nur wenige Laternen brannten. Palmen standen
in vielen Gärten. Ihre mächtigen Fächer überdachten den Gehsteig. Es war
ziemlich dunkel. Aber Tim erkannte die drei Gestalten, die ihnen entgegen kamen
— auf der anderen, der falschen Seite der Straße.
„Hallo, Mr. Baker!“ rief er hinüber. „Wir
sind’s. Wir stoßen nur mal rasch zum Astir Palace. Wegen meiner Vergeßlichkeit
muß das sein. Schon die Adresse gefunden?“
„Wir suchen“, antwortete Baker. Sein
Tonfall verriet, wie angespannt er war. „Aber in der Dunkelheit ist es
schwierig.“
„Wie gut trifft es sich, daß wir
zufällig vorbei kommen. Sie müssen auf diese Seite und in die andere Richtung.
Am besten, wir führen Sie hin.“
Die drei Männer kamen herüber. Niemand
fragte, was die Jungs im Hotel vergessen hatten.
Baker, dachte Tim, sieht immer nur das
Nächstliegende. Er denkt nicht nach rechts oder links. Hat auch vorhin nicht
gefragt, wodurch wir an die Kabála-Adresse geraten sind. Klar! Da hat die
Aufregung alles überdeckt. Wir konnten ihm sagen, wo Nancy ist. In dem Moment
hätte ihn nicht mal ein Erdbeben abgelenkt.
„Was hattet ihr eigentlich bei der
Villa zu tun?“ fragte Baker.
Aha! dachte Tim. Gedankenübertragung.
„Willis Koffer war am Flugplatz
vertauscht worden. Wir hatten Kabálas. Jetzt hat jeder den richtigen.“
„Und woher wißt ihr, daß der Grieche
Rauschgift schmuggelt?“
„Die Koffer waren sich äußerlich
ähnlich wie Zwillinge. Wir merkten zu spät, daß es der falsche Koffer ist,
hatten ihn schon geknackt. Dabei fanden wir Heroin. Aber das, Mr. Baker, bleibt
bitte unter uns. Wir sind nämlich unheimlich gewieft, was die Entlarvung
zwielichtiger Typen und Dunkelmänner betrifft. Gabys Vater ist
Kriminalkommissar. Er hat uns auf mitfliegende Passagiere aufmerksam gemacht,
die unter schwerem Verdacht stehen. Man vermutet, daß sie Rauschgift über
Landesgrenzen schmuggeln. Wir behalten die beiden im Auge. Unsere Ermittlungen
sind angelaufen.“
„Ich staune“, sagte Baker.
Joe hatte Tim verstanden und schnalzte
anerkennend. Die beiden fanden es offenbar völlig normal, dal? sich die TKKG-Bande
auf so heißes Pflaster begab.
Brad verstand kein Deutsch. Joe
übersetzte ihm, was Sache war, und Brad klopfte Tim auf die Schulter.
„Wir sind da“, sagte Tim und deutete
auf das Gittertor. In der Villa brannte Licht, aber nur hinter zwei Fenstern im
Erdgeschoß.
9. Nächtliche Verfolgung
Jetzt scheucht er uns weg, befürchtete
Tim.
Doch Baker schien vergessen zu haben,
daß die Jungs dabei waren.
Sie traten durch die Pforte. Nachtwind
trug einen frischen Hauch herbei. Ein Wassertropfen traf Tim. Der Brunnen, aha!
Ein vorbeirasender Wagen hatte das Plätschern übertönt.
Baker klingelte an der Haustür. Niemand
redete, und die Spannung lag so spürbar in der Luft, daß Käfer und Mücken sich
nicht in die Nähe wagten.
Ein großer, fetter Grieche öffnete. Er
wirkte verschlagen. Sein schwarzer Schnauzbart sträubte sich — offenbar vor
Schreck, als er, der Typ, sich dieser Übermacht gegenüber sah.
„Sind Sie Mr. Kabála?“ fragte Baker. Er
sprach Englisch.
„Wie? Nein! Bin ich nicht. Ich bin
Aristoteles Dragoumi. Was wollen Sie?“ Er blinzelte. Ein kleinäugiger Blick
traf die Jungs.
Jetzt zählt er zwei und zwei zusammen,
dachte Tim. Er checkt, daß wir die Koffer-Marder sind, und hält die drei Männer
für Polizei. Oder kennt er hier jeden Polypen? Dragoumi heißt er. Ist
sicherlich ein Komplice von Kabála. Und den Uhls. Scheint eine größere Bande zu
sein. Wen beliefern die eigentlich? Einheimische Fixer? Süchtige Touristen?
Wahrscheinlich jeden, der zahlt.
„Mein Name ist Baker“, sagte Nancys
Vater. „Wohnen Sie hier?“
Dragoumi zögerte, ehe er nickte. „Das
ist mein Haus. Zu wem wollen Sie? Zu Kabála? Da muß eine Verwechslung
vorliegen. Hier gibt es niemanden, der so heißt. Sonderbarerweise wurde heute
schon mal nach ihm gefragt. Während meiner Abwesenheit.“
„Gefragt?“ schaltete Tim sich ein. „Sein
Koffer wurde hergebracht. Von uns. Eine junge Amerikanerin nahm ihn in Empfang —
und bestätigte, daß Elias Kabála hier wohnt.“
„Ich weiß“, nickte Dragoumi. „Trotzdem
ist es ein Mißverständnis.“ Mit dem Handrücken wischte er sich über die Stirn. „Die
junge Dame spricht nicht griechisch. Sie schnappte etwas auf, als ich mich mit
einem Freund unterhielt. Dabei entstand
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