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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Gefahr hin, daß sie kaputtgehen.«
    Diese Einstellung hatte etwas für sich, das sah Brautmann ein. Vorsichtig fühlte er weiter vor. Und es dauerte nicht sehr lange, bis Ludwig ihn dezent darauf aufmerksam machte, daß man bei Grundert in München jederzeit eine annehmbare Position für einen erfahrenen Mann wie ihn haben würde. Ein Vierteljahr danach vertrat Otto Brautmann die Firma Grundert bereits bei ihrem ersten großen Prozeß gegen ein Konkurrenzunternehmen - und gewann ihn.
    Ein Jahr später gab es wieder so etwas wie eine Regierung für den Teil Deutschlands, in dem die Amerikaner
    verhindert hatten, daß sich das Volk selbst einen neuen, sauberen Staat aufbaute. Um diese Zeit fand sich eines Tages unter Brautmanns Post ein Schreiben des Auswärtigen Amtes in Bonn, das ihn bat, möglichst unverzüglich dort vorzusprechen. Er zögerte nicht, zumal ihm der Name des Legationsrates, der den freundlichen Brief unterzeichnet hatte, keineswegs unbekannt war.
    Er traf den schmächtigen Mann mit der hohen Stirn und den dunklen, stechenden Augen hinter der dicken Brille in einem geräumigen Büro in der Koblenzer Straße wieder. Es schien, als habe er nur einen Umzug aus der Berliner Wilhelmstraße hinter sich, denn er hatte sich kaum verändert. Er lächelte, als er Brautmann begrüßte, und dann verbat er sich über seine Sprechanlage jegliche Störung.
    Die beiden Männer hatten einander viel zu erzählen, es waren keine Zuhörer dabei. Der Bebrillte war Chef der Personal- und Verwaltungsabteilung. Vergnügt schmunzelnd vertraute er Brautmann an: »Die Außenpolitik kocht der alte Fuchs aus Rhöndorf mit den Amerikanern zusammen aus, und wir treffen die Auswahl der Leute, die diese Außenpolitik durchführen. Wir sind wieder da, mein lieber Brautmann! Man hat zwar mit uns dieses widerliche Entnazifizierungstheater veranstaltet, und es war nicht zu verhindern, daß eine Anzahl exponierter Leute kaltgestellt wurden, aber das ist vorbei. Es wird sich nicht wiederholen. Wir sind endlich wieder in der Lage, über unsere Angelegenheiten selbst zu entscheiden. In Amerika sind Leute zum Zuge gekommen, die keinen Firlefanz machen, sondern mit uns gemeinsam vorgehen wollen. Das ist die Lage. Und nun, mein lieber Brautmann, kommt die Frage, die ich an Sie habe: Werden Sie zu uns zurückkehren?«
    Otto Brautmann hatte nicht geahnt, daß sich die Verhältnisse bereits so weit geändert hatten. Natürlich war es kein Geheimnis, daß eine Menge alter Nazibeamter wieder in Amt und Würden waren. Aber daß diese Entwicklung auch schon die allerhöchsten Staatsämter einschloß, überraschte ihn. Es schien doch mehr hinter dieser eigenartigen Nachkriegsdemokratie zu stecken, als von der Oberfläche aus zu sehen war.
    »Sehen Sie«, erinnerte sein Gastgeber ihn, »was Deutschland heute am nötigsten braucht, das sind Leute, deren politische Verläßlichkeit wir kennen und deren Einstellung gegenüber dem Kommunismus klar und fundiert ist. Wir brauchen sie nicht nur für den Augenblick, sondern auch, um den Nachwuchs heranzubilden, der uns einmal ablösen wird.«
    Ein Vierteljahr später wurde Otto Brautmann mit seinem alten Rang als Ministerialdirigent vom Auswärtigen Amt in Bonn eingestellt. Einstweilen stand er der handelspolitischen Abteilung vor, dieser Posten war jedoch nur als Einführung in den diplomatischen Dienst gedacht. Bereits ein knappes Jahr darauf folgte seine erste Ernennung.
    »Hongkong ist britische Kolonie«, sagte der Leiter der
    Personaldienststelle in der Vorbesprechung. »Ihre Arbeit dort erfordert ein gewisses Maß an Geschick. Die Position in
    Hongkong ist für uns sehr entscheidend. In Asien breitet sich der Kommunismus erschreckend schnell aus. Wir haben also nicht nur konsularische und Handelsinteressen, sondern auch politische. Der deutsche Generalkonsul in Hongkong ist unser erster Vorposten in Asien. Amerika kämpft in dieser Gegend der Welt eine wichtige Vorentscheidung mit dem Kommunismus aus. Amerikas Sieg ist auch unser Sieg, denken Sie immer daran. Nur im Windschatten dieses Sieges wird es uns möglich sein, in Asien unsere eigenen Interessen zu entfalten. Dies ist die erste Runde, mein lieber Brautmann, zu der Sie aufbrechen. Wir verlassen uns auf Sie.«
    Er war sicher, daß er sich keine Sorgen um die Position in Hongkong zu machen brauchte, Otto Brautmann war der richtige Mann. Es war überhaupt gut, ihn wieder in der Außenpolitik zu haben. Er war einer von denen, die man kannte und auf

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