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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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schüttelte ganz leicht den Kopf. Fliegt der Kerl doch mit einem viermotorigen Bomber einfach aus Korea davon und macht sich selbständig. Dazu gehört Mut, unter Umständen erheblich mehr Mut, als man braucht, um einen ganzen Krieg hindurch folgsam mitzuschießen und das Maul zu halten.
    »Was haben Sie sich nur dabei gedacht?« forschte er, als Kolberg aufgehört hatte zu sprechen.
    »Gedacht? Ja, begreifen Sie denn nicht, daß mir mein ganzes Leben hier zum Halse heraushing?« fuhr Kolberg auf. »Sie haben mir gesagt, Sie seien Kommunist. Hätte ich denn Ihrer Meinung nach lieber Bomben fliegen sollen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, wandte Koslowski ein. Er betastete seinen Kopf und fluchte innerlich. Da besäuft man sich ein einziges Mal auf der ganzen langen Reise, und ausgerechnet am Tag darauf soll man in der Lage sein, unerhört klare Gedanken zu fassen! »Ich meine bloß, es wird nicht einfach für Sie sein, jetzt von Hongkong wegzukommen.« Er erinnerte sich, daß Kolberg gesagt hatte, er habe den Konsul ins Bad gesperrt. Der Gedanke bereitete ihm Vergnügen.
    »Wo sind eigentlich Ihre Frau und das Kind?«
    »Auf einer Dschunke in Aberdeen.«
    »Hm«, machte Koslowski. »Und nun?«
    Kolberg zuckte die Schultern. »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich keinen Rat mehr weiß. Sie sind ein Fremder für mich, aber ich habe geglaubt, Sie würden mir vielleicht einen Tip geben können. Wenn Sie es nicht können, gehe ich natürlich wieder, ohne Sie länger zu belästigen.«
    Der Steuermann nippte an der Limonade, verzog das Gesicht und schob das Glas ärgerlich fort. »So, so«, sagte er. »Weil Sie keinen Rat mehr wissen. Also wenn man nicht mehr ein noch aus weiß, geht man zu den Kommunisten, die machen dann schon alles so, wie man es gern hätte.«
    Kolberg stand auf. »Es war nur eine Frage. Wenn nichts dabei herauskommt ... Vielleicht schaffen wir es, über die Landgrenze nach China zu gehen, drüben hinter Kowloon. Da bildet ein kleiner Fluß die Grenze. Die Chinesen werden mich wohl kaum ausliefern.«
    Koslowski bedeutete ihm unwillig, sich wieder zu setzen. »Bleiben Sie bei der Sache, Sie Fliegerheld. Sagen Sie mir lieber, wohin Sie eigentlich wollen.«
    »Nach Deutschland.«
    »Deutschland ist groß. Westlich der EIbe wird es von Exemplaren der Gattung Mensch regiert, die Ihrem Herrn Generalkonsul aufs Haar gleichen. Östlich davon gibt‘s einen anständigen Staat. Nun können Sie wählen.«
    Er brannte sich wieder eine Zigarette an und rauchte, obwohl sie fade schmeckte. Dabei sah er Kolberg an, der nach einer Weile etwas hilflos bekannte: »Ich weiß es nicht. Aber ich dachte, Sie würden begreifen, wie schwierig das alles für mich ist. Das Deutschland, aus dem ich weggegangen bin, existiert nicht mehr. Das gegenwärtige kenne ich nicht. Wie soll ich mich da entscheiden?«
    »Schwer«, gab Koslowski zu. »Was meint Ihre Frau?«
    »Sie hat Deutschland nie gesehen. Wurde in Schanghai geboren.«
    »Chinesin?«
    »Halb.«
    »Jesus«, brummte der Steuermann, »Sie kriegen ja eine Familie zusammen. Sagten Sie nicht, daß Ihre erste Frau Japanerin war?«
    »Ja. Und was mache ich jetzt?«
    »Vor allem trinken Sie nicht soviel von dieser Limonade. Sie ist eine Schande für die ganze polnische Gastfreundschaft. Man sollte sie verbieten. Wollen Sie wirklich einen Rat von mir?«
    »Ich bin deswegen gekommen. «
    »Dann hören Sie jetzt gut zu. Wenn Sie Ruhe haben wollen vor Chennault und Brautmann und allen anderen, denen Sie hier davongelaufen sind, gibt es nur einen Hafen, in dem Sie aussteigen können, und das ist Rostock. In dem Land, das hinter diesem Hafen liegt, werden Sie arbeiten und mit Ihrer Familie unbehelligt leben können. Wollen Sie das?«
    »Sie meinen, die Kommunisten in Ostdeutschland würden ...«
    Koslowski machte eine ungeduldige Handbewegung. »Blumen werden Sie Ihnen vermutlich nicht überreichen. Aber man wird Sie aufnehmen, wie man eben einen aufnimmt, der heimkommt, um von vorn anzufangen. Und Sie werden sich in dem Land wohl fühlen, wenn Sie gemerkt
    haben, was die Leute dort wollen. Also - wie ist es? Ja oder nein?«
    »Sie sagen das so, als hätte ich Hongkong schon hinter mir. Aber ich sitze ja noch hier wie eine Maus in der Falle.«
    »Ja oder nein?«
    »Ja«, antwortete Kolberg. »Aber wie komme ich aus diesem dreimal verfluchten Hongkong fort?«
    »Also - ja.« Koslowski stand auf und betastete vorsichtig seinen Kopf, bevor er die Mütze aufsetzte. »Über das Wie und Aber

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