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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Mütze ins Genick und erklärte: »Erster Steuermann schläft, Mister. Auf Vorrat. Weil wir morgen früh auslaufen. Sind Sie vom Zoll?«
    »Nein. Aber ich muß den Ersten Steuermann sprechen. Unbedingt!«
    Novik schob die Mütze in die alte Stellung zurück. Natürlich war der Sampanpassagier nicht vom Zoll. Zollbeamte kamen in schnellen Motorbooten. »Muß es unbedingt der Erste sein?« erkundigte er sich. Da der Fremde darauf bestand, winkte er ihm heraufzukommen. Er sah zu, wie Kolberg mit Hilfe des Sampanfahrers das Fallreep bestieg, und als er vor ihm stand, musterte er ihn neugierig. Ein ziemlich gut angezogener Europäer, Engländer vermutlich. »Kommen Sie mit, Mister. Ich bringe Sie zum Wachhabenden.«
    Der Wachoffizier auf der Brücke legte die Hand kurz an den Mützenschirm und sagte seinen Namen. Dann fragte er: »Sie sind Engländer?«
    Er zog erstaunt die Stirn in Falten, denn Kolberg erwiderte: »Nein. Ich bin Deutscher. Und ich muß ganz dringend Ihren Ersten Steuermann sprechen.«
    »Koslowski?«
    »Ja, so heißt er.«
    »Sie kennen ihn?«
    Kolberg nickte. »Tun Sie mir den Gefallen und wecken Sie ihn. Er wird es verstehen, daß ich ihn aus dem Schlaf hole.«
    Der Wachhabende schmunzelte. Josef Koslowski war
    immer und für jeden da. Aber aus dem Schlaf ließ er sich nicht gern reißen, besonders dann nicht, wenn er am Abend zuvor an Land Abschied gefeiert hatte und erst nach Sonnenaufgang zurückgekommen war. Dieser Fremde da mußte in der Tat ein dringendes Anliegen haben, das merkte man ihm an. Wer weiß, was es ist. Vielleicht soll der Erste etwas nach Deutschland mitnehmen, ein Geschenk, eine Botschaft. »Nun gut.« Er wandte sich an den Matrosen Novik: »Sehen Sie zu, daß Sie den Ersten wachkriegen. Und diesen Herrn führen Sie in den Speiseraum.«
    Aus Koslowskis Kabine kam auf das Klopfen des Matrosen Novik zunächst nur ein undeutliches Brummen. Aber Novik hielt sich nicht lange auf. Er öffnete die Tür und meldete mit lauter Stimme: »Genosse Erster Steuermann, es ist ein Mann da.«
    Koslowski öffnete für eine Sekunde die Augen, schloß sie wieder und sagte gähnend: »Ein Mann? Gib ihm ein Glas Limonade.«
    »Genosse Erster Steuermann, er will Sie sprechen.« »Gib ihm zwei Gläser Limonade.« Koslowski gähnte wieder. Er hatte eine ausgedehnte Feier hinter sich. »Gibt‘s denn auf dem ganzen Schiff außer mir niemanden, der mit einem Mann sprechen kann?«
    »Der Mann sagt, er ist Deutscher.«
    Koslowski brummte unwillig: »Gib ihm drei Gläser ...« Aber da stutzte er plötzlich und erhob sich. »Deutscher?« »Deutscher«, wiederholte der Matrose salbungsvoll.
    »Und will zu mir?«
    »Jawohl.«
    »Wie sieht er aus?«
    Novik holte tief Luft. »Na, wie eben ein Deutscher so aussieht. Groß, solche Schultern ...«
    Koslowski griff nach seiner Hose. »Und der ist hier auf dem Schiff?«
    »Eben angekommen. Sitzt im Speiseraum.«
    »Mir dämmert etwas «, sagte Koslowski, die Hose überstreifend. »Geh und richte aus, ich komme gleich.«
    Er fand den ungeduldig wartenden Kolberg an einem Tisch im Speiseraum, ein Glas Limonade vor sich. Im Hintergrund stand der feixende Novik, der soeben eine zweite Flasche Limonade in ein Glas leerte. Er stellte es auf den Tisch vor Koslowski, der ihn mit einem wenig freundlichen Blick ansah und knurrte: »Milch war wohl keine mehr da, wie? «
    Während Novik grinsend davonging, legte Koslowski eine Schachtel Zigaretten auf den Tisch und erkundigte sich, immer noch etwas verschlafen: »Freut mich, daß Sie mich besuchen. Wie steht‘s denn mit der Fliegerei, mein Lieber?«
    Es gehörte nicht viel Scharfblick dazu, Fred Kolberg seine Sorgen anzusehen. Koslowski begriff, noch bevor der Flieger zu erzählen begann, daß dieser Mann Hilfe suchte. Er hörte interessiert zu, wie Kolberg ihm berichtete, was geschehen war. Er rauchte eine Zigarette an, drückte sie aber bald wieder aus. Es war unvernünftig gewesen, in der vergangenen Nacht so viel zu trinken. Er musterte Kolberg. Ein Deutscher, dachte er. Noch dazu einer in verdammt verzwickter Lage. Kein Nazi, würde ich sagen, obwohl die Nazis ihn in diese Gegend geschickt hatten. Weggeschickt und sitzengelassen. Nun hat ihn auch noch dieser Bastard von einem Konsul im Stich gelassen. Natürlich! Brautmann war nicht unbekannt. Wer lesen konnte, der wußte Bescheid über diesen Herrn Generalkonsul aus Bonn, der sich hier anmaßte, Deutschland zu vertreten. Und was will dieser Flieger? Nach Hause! Koslowski

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