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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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nahm verwirrt die Zigarette aus dem Mund.
    Conolly musterte ihn besorgt. »Bruder, du gefällst mir nicht.« Der Leutnant von der Marine, der immer noch auf dem Sofa lag, rülpste im Schlaf. »Sehr zum Wohl«, wünschte ihm Conolly mit einem Seitenblick. Dann boxte er Kolberg freundschaftlich in die Rippen. »Los, raus mit der Sprache. Ist mit deinem Jungen was nicht in Ordnung?«
    Und ich habe mich seit Stunden gezwungen, nicht an das Kind zu denken! Kolberg schloß die Augen. »Hau schon ab«, fuhr er Conolly plötzlich an. »Es ist nichts weiter los. Nur - in Korea ist Krieg.«
    Der Kopilot öffnete den Mund und schloß ihn wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben. Er glitt von der Armlehne herab und sah Kolberg an. »Sag das noch mal!«
    »Wozu? Es stimmt auch so. Chennault hat telegrafiert. Ab morgen sind wir im Einsatz.«
    Conolly begriff, daß dies kein Scherz war. Wortlos wandte er sich ab, ging zur Bar und schenkte sich sein Glas voll. Er trank es in einem Zuge aus, schlug auf die Schenkel und lachte unbändig.
    »Allmächtiger Christ! Der Ruf, die heiligsten Güter der Nation zu verteidigen, erreicht die Helden in einem Hurenhaus! Wenn das kein Glückszeichen ist!«
    Impulsiv hieb er Kolberg auf die Schulter, rieb sich die Hände, immer noch lachend, übermütig. »Junge, seit ich von der Mutterbrust weg bin, träume ich davon, mal mit einem richtigen Deutschen zusammen Krieg zu führen. Jetzt ist es soweit! Wann fliegen wir ab?«
    »Acht Uhr. Piste elf.«
    Conolly sah erschrocken auf die Uhr. Dann lief er einfach davon, die Treppe hinauf. Kolberg hörte, wie er Brooks und Mazzoli die Neuigkeit mitteilte.
    Brooks kam nur bis zum Treppenabsatz, steckte den Kopf durch den Perlenvorhang und rief: »Ist das wahr, Chef?« Als er die Bestätigung hatte, verschwand er.
    Mazzoli trug nur ein Nylonhemd, als er heruntergerannt kam. Er stolperte auf der Treppe und riß ein paar der Perlenschnüre ab, als er langaus in den Salon schoß. Er fluchte schauerlich, während er sich erhob, dann sagte er, entschuldigend auf das Hemd deutend: »Verzeihung, Chef, es dauerte mir zu lange mit der Hose. Stimmt das?«
    »Chennault telegrafiert keine Gerüchte.«
    »Und wir bleiben zusammen?«
    Kolberg zuckte die Schultern. Er griff nach der Flasche, sie war leer. Er zog die zweite hervor und nahm daraus einen langen Zug. Nur diese Gesichter nicht mehr sehen müssen! Nur nichts mehr denken müssen, nichts mehr von alldem wissen! »Old Pop Chennault wird das regeln«, erwiderte er mit schwerer Zunge. Oben rief das dicke Mädchen nach Mazzoli. Der Leutnant der Marine warf sich auf dem Sofa herum und quäkte, ohne die Augen zu öffnen: »Maul halten! Gott kommt persönlich mit der ... Marine. Gott mit der Marine!«
    Mazzoli langte sich blitzschnell eine halbvolle Flasche von der Bar und eilte die Treppe hinauf. Über die Schulter rief er zurück: »Wir zahlen morgen, Chef, sauf, soviel du willst!«
    »Los, Jungens!« phantasierte der Leutnant im Schlaf. »Die Helden von Guadalcanal sind mit uns ... Und Gott persönlich, mit der Marine!«
    »Komm mal her.« Kolberg winkte dem Mädchen. Es ging zögernd zu ihm. Betrunkene Amerikaner waren nicht ungefährlich. Aber sie waren Stammgäste, und diese hier hatten Madame Dorothy so viel Geld gegeben, daß die ihnen gestattet hatte, die ganze Nacht zu bleiben. Als sie vor ihm stand, deutete er auf die Flasche. »Ich werde das jetzt langsam austrinken, und du wirst mich nicht dabei stören.«
    »Ja, Sir«, sagte sie höflich.
    »Aber du bleibst hier. Du gehst nicht weg. Du bleibst neben mir sitzen, wenn ich auf diesem Diwan da einschlafe.«
    »Ja, Sir.«
    Er gab ihr noch einen Geldschein. »Hast du einen Wecker?«
    »Einen was?«
    »Uhr mit Stimme«, versuchte er ihr begreiflich zu machen.
    »Große Uhr, das machen plenty ratata.«
    Sie nickte eifrig und lief die Treppe hinauf. Wenige Minuten später kam sie zurück und hielt ihm einen Woolworth-Wecker hin, als wäre es ein Scheck über eine sechsstellige Zahl. »Ein Matrose hat ihn mir geschenkt.«
    »Gott behüte ihn auf allen Meeren der Welt«, brummte Kolberg. »Stell den Wecker auf sieben Uhr.« Er beobachtete, wie sie es tat, und als er sicher war, daß sie es richtig gemacht hatte, schärfte er ihr ein: »Du weckst mich, wenn das Ding klingelt. Zuerst mich, dann die anderen drei. Der Teufel holt dich, wenn du das verkehrt machst.«
    Sie lächelte. Der Wecker war zuverlässig. »Du mußt zeitig fort?«
    »Sehr zeitig.« Er trank jetzt in

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