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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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trank mit ihm, dann fragte der Fremde neugierig, ob das Emblem mit den Buchstaben CAT auf seinem Hemd etwas mit der Seefahrt zu tun hätte. Kolberg sah sich den Fragesteller genauer an: ein nicht mehr junger Seemann, groß wie er selbst, mit breitem Gesicht und vom Wetter gegerbter Haut. Der Fremde sprach ein hartes, holpriges Englisch. Kolberg hielt ihn für einen Russen. Etwas widerwillig gab er Auskunft über das Emblem, in der Hoffnung, der Mann würde damit zufrieden sein. Dieser aber überlegte nur eine Weile, trank seinen Whisky aus und erkundigte sich: »Ist das eine amerikanische Fluggesellschaft?«
    Kolberg nickte und schob dem Barkeeper sein Glas wieder zu. Noch bevor er es gefüllt zurückerhielt, bemerkte der Seemann: »Mein Bruder ist auch in Amerika.«
    »So?« brummte Kolberg gelangweilt.
    Der Seemann fuhr fort: »Ja. Er arbeitet in einem Autosalon in der 32. Straße in New York, poliert Wagen auf Hochglanz, bevor sie verkauft werden. Vielleicht sind Sie ihm mal begegnet, er heißt Koslowski.«
    »Bin ihm leider noch nicht begegnet.«
    »Schade«, meinte der Seemann. »Er war auch mal Flieger, im zweiten Weltkrieg in England. Dann ging er nach Amerika.« Er trank sein Glas leer, das der Keeper ebenfalls wieder gefüllt hatte. Bedauernd sagte er: »Autos hätte er in Poznan auch putzen können. - Schlagen Sie es mir ab, wenn ich einen spendiere?«
    Der Pilot zögerte. Dieser Mann machte nicht den Eindruck, als ob er Streit suchte. Er schien eher freundlich, beinahe gutmütig zu sein, und er war nicht betrunken; ein Matrose, der einen Gesprächspartner suchte. Warum er sich nicht ein Mädchen nahm?
    »Ich habe selbst Geld«, sagte Kolberg vorsichtig. Der Matrose gab nur lakonisch zurück: »Um so besser. Dann können wir uns im vollen Bewußtsein, reiche Männer zu sein, gegenseitig einen spendieren. Prost!«
    Sie tranken, ihr Gespräch schleppte sich eine Weile dahin. Sie machten lange Pausen, in denen sie die Tänzer und die aufgeputzten Mädchen betrachteten, wieder tranken, der Musik lauschten oder einem laut geführten Streitgespräch zwischen dem Keeper und einem unleidlichen Gast. Schließlich erkundigte sich Kolberg: »Auf was für einem Schiff fahren Sie?«
    »Auf der ,Kosciuszko‘.«
    »Ziemlich schwer auszusprechen.«
    »Ist polnisch. Zehntausendtonner. Fracht.«
    »Also sind Sie Pole?«
    Der Matrose nickte. Nun sah Kolberg auch, daß er die Abzeichen eines Steuermanns trug. »Ich bin aus Poznan. Von welcher Gegend sind Sie?«
    »Aus Erfurt. Liegt in Deutschland.«
    Der Matrose zog überrascht die Augenbrauen hoch und musterte den Flieger etwas eingehender. »Auswanderer?«
    »Nicht gerade. Bin hängengeblieben.«
    Der Pole wiegte nachdenklich den Kopf. »Mancher bleibt mal irgendwo hängen. Halten Sie mich nicht für neugierig. Ich bin älter, als ich aussehe, und ich interessiere mich für die Schicksale der Menschen, denen ich begegne. Wie ist es zugegangen, daß Sie hier hängengeblieben sind?«
    Fred Kolberg gab ihm mit ein paar knappen Sätzen Auskunft. Der polnische Matrose war ein ruhiger Mann, kein Krakeeler und kein Schwätzer, das merkte man. Er hörte schweigend zu, zündete sich dann eine Zigarette an, die er zur Hälfte aufrauchte, bevor er sagte: »Als ich Sie vorhin sah, glaubte ich, Sie seien ein zufriedener, unternehmungslustiger Mann mit guter Löhnung, weiter nichts.«
    Kolberg gab dem Keeper einen Wink, die Gläser wieder zu füllen. Dem Steuermann antwortete er: »Wie Sie sehen, hat jeder Mensch seine eigene Last zu tragen. Man sieht das nur auf den ersten Blick nicht.«
    Der Steuermann nickte. »Sind Sie in Hongkong stationiert?«
    »In der Nähe von Taipeh.«
    »Oberfaul«, meinte der Seemann da. »Die Kerle dort haben schon mal ein Schiff von uns geklaut. Das sind Gauner.« Er sprach deutsch, und Kolberg mußte zugeben, daß der Fremde die Sprache recht gut beherrschte. Er fragte ihn danach. Der Pole lächelte. »Ich habe sie in einem Lager gelernt.«
    »In einem deutschen Lager?«
    »Ja«, antwortete der Steuermann, ohne es, besonders zu betonen. Dann fragte er unvermittelt: »Warum gehen Sie nicht nach Hause zurück?«
    Als Kolberg ihm mit ein paar Worten erklärt hatte, in welcher Lage er sich befand, schwieg sein Gesprächspartner eine ganze Weile. Er fuhr erst seit einigen Jahren wieder zur See, aber selbst in dieser kurzen Zeit war er schon mehrmals auf ähnliche Schicksale wie das dieses staatenlos gemachten deutschen Fliegers gestoßen. Der zweite Weltkrieg

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