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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Sicherheit.«
    »Danke schön. Ich werde mich immer gern daran erinnern, wenn mir danach zumute ist. Kommen Sie. Wir wollen hier nicht so lange stören.«
    Sie winkten dem anderen Jungen zu, dann löschten sie das Licht und gingen die Treppe hinunter. Zu dritt saßen sie in einem behaglich eingerichteten Aufenthaltsraum, in dem der Portier inzwischen fürsorglich drei Gläser mit giftgrüner Limonade bereitgestellt hatte. Es schwammen Eisstückchen darin, und Luise Lauffer bemerkte verwundert: »Ein feines Haus. Zuvorkommenheit mitten in der Nacht ist heute selten geworden.«
    Fred Kolberg sprach etwa eine Stunde lang mit seinem Sohn Bert. Er ließ sich, wie er das immer bei seinen Besuchen getan hatte, aus dem täglichen Schulbetrieb erzählen und hörte sich die kleinen Geschichten von harmlosen Lausbubenstreichen an. Ab und zu fing er einen Blick Luise Lauffers auf, die der Unterhaltung mit einem gewissen Vergnügen folgte. Bert war ein außerordentlich aufgeweckter Junge. Er war jetzt acht Jahre alt, und Kolberg hatte sich von den Lehrern sagen lassen, daß sein Sohn eine ungewöhnlich starke Vorliebe für technische und naturwissenschaftliche Fächer hatte. Einmal hatte er seinem Vater versichert: »Du, Paps, wenn ich genug gelernt habe, will ich Raupenschlepper bauen. Ganz große, mit schweren Ketten. Du glaubst gar nicht, was Raupenschlepper alles schaffen können.«
    Nach einer Weile sah Kolberg auf die Uhr und bemerkte zu Luise Lauffer: »Zeit für uns zu gehen.«
    »Bleibt es bei Ihrem Plan?« fragte die Frau.
    Kolberg nickte. Er wandte sich an den Jungen: »Du wirst mich eine Weile nicht sehen, Bert. Aber wenn ich dann komme, bleiben wir zusammen. Vielleicht gehen wir von hier fort.«
    Der Junge erkundigte sich neugierig: »Wohin, Paps?«
    Kolberg zuckte nur die Schultern und antwortete verlegen: »Noch ‚ weiß ich das nicht ganz genau. Aber - es wird dir da gefallen, wo wir hingehen.«
    Der Junge meinte etwas mißtrauisch: »Wenn du dabei bist, vielleicht.«
    Als sie ihn wieder in sein Zimmer gebracht hatten und
    das Internat verließen, legte Luise Lauffer dem Piloten die Hand auf den Arm und sagte: »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.« Sie stiegen in das Auto. Nachdem sie die Tür zugeschlagen hatte, fuhr sie fort: »Sie geben mir je ein Paßfoto von sich und der Frau, die mit Ihnen geht. Den Rest erledige ich.«
    Kolberg wandte verlegen ein: »Ich weiß nicht, ob ich Sie damit belasten kann.«
    Aber sie fiel ihm ins Wort: »Haben Sie Paßfotos bei sich?«
    »Ja. Ich dachte, ich würde sie bei dem Konsul brauchen.«
    »Dann geben Sie sie mir.«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Bild der Frau, dann ließ sie den Wagen anrollen. »Soll ich Sie an der Queens Road absetzen?«
    Er nickte.
    Es schien, als solle nach der enttäuschenden Begegnung mit dem Konsul Brautmann doch noch alles gut gehen. Nur das Risiko mit den gefälschten Pässen blieb bestehen. Kolberg war trotzdem froh, daß er sich endlich entschlossen hatte zu handeln. Er war nicht sonderlich müde, und es gingen ihm so viele Gedanken im Kopf herum, daß er jetzt am liebsten in einer Bar die Füße unter einen Tisch gesteckt und dem Stimmengewirr und Gläserklirren, dem Lachen der Tänzer und der gedämpften Musik zugehört hätte. Bevor Luise Lauffer ihn an der Queens Road absetzte, traf er noch eine letzte, kurze Vereinbarung mit ihr.
    »Sobald ich aus Sungshan fortkommen kann, melde ich mich bei Ihnen. Wie lange wird es dauern, bis Sie die Pässe haben?«
    »Zwei Tage, vielleicht drei.«
    »Ich werde mich beeilen.« Er dankte ihr und stieg aus. Langsam schlenderte er zur Fähre. Das Wasser verbreitete einen fauligen Geruch. Aus den Kochöfen der Fischer, die auf ihren Booten lebten, zogen beißende Rauchschwaden. Fischgestank und Kohlenqualm vermischten sich miteinander und machten das Atmen schwer. Über der großen Stadt hing der Widerschein der unzähligen Lichter wie eine rötliche Gloriole.
    Etwa eine Stunde später saß der Pilot auf einem Barhocker in der »Päonie«, einem mittelmäßigen Nachtlokal in Kowloon, nicht weit von den Piers entfernt. Hier herrschte der übliche Nachtbetrieb. Es wurde getanzt und getrunken, Matrosen saßen in halbdunklen Nischen, einheimische Tanzmädchen im Arm, und die Musiker schienen sich einen Spaß daraus zu machen, das kleine Lokal mit einem ohrenbetäubenden Lärm zu erfüllen.
    Fred Kolberg blickte erstaunt auf, als der Mann, der auf dem Hocker neben ihm saß, ihm zuprostete. Er

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