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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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einnimmt, was wird mir dann erst der nächste Verwaltungsbeamte in Deutschland sagen?«
    »Vermutlich dasselbe. Aber Sie machen einen Fehler bei Ihren Überlegungen.«
    Er sah sie fragend an. »So?«
    »Ja. Auf die Gefahr hin, daß Sie mich für nicht ganz normal halten, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Otto Brautmann nur zwei Drittel des alten Deutschlands vertritt. Das andere Drittel vertritt er nicht.«
    Kolberg lachte leicht auf. »Warum soll ich Sie deswegen für nicht ganz normal halten? Ich weiß, daß Deutschland bis zur EIbe kommunistisch ist.«
    »Ist das alles, was Sie darüber wissen?«
    »Alles«, sagte er.
    Sie ließ einige Minuten vergehen, bevor sie fragte: »Ist es Ihnen noch nie in den Sinn gekommen, daß Sie in diesem Teil Deutschlands Ruhe vor Chennault hätten und wahrscheinlich auch vor Leuten wie Otto Brautmann?«
    Er überlegte kurz, dann fragte er zurück: »Wollen Sie mir raten, nach Ostdeutschland zu flüchten?«
    Sie zuckte leicht die Schultern. »In Ihrer Lage würde ich das tun.«
    »Sie?« Er sah sie verblüfft an, da erklärte sie lächelnd: »Natürlich bin ich nicht in Ihrer Lage, deshalb stehe ich persönlich mit dem, was ich tun oder nicht tun würde, auch gar nicht zur Debatte. Ich wollte Sie nur auf eine Möglichkeit hinweisen, die Sie vielleicht übersehen. Mehr nicht.«
    Der Gedanke, nach Ostdeutschland zu fliehen, war für einen Mann wie Kolberg absurd. Er sagte mürrisch: »Die Leute dort würden mich wahrscheinlich als Kriegsverbrecher aburteilen. »
    »Haben Sie denn Kriegsverbrechen begangen?«
    »Ich bin fünf Jahre lang für Claire Lee Chennault geflogen, das genügt.«
    »Wenn Sie meinen. Vergessen wir es. Also - haben Sie fünfhundert US-Dollar?«
    Die Frage kam überraschend, aber als Kolberg in das Gesicht der Frau blickte, war ihm klar, daß sie nicht scherzte. »Ich habe einiges mehr.«
    »Um so besser. Wollen Sie etwas riskieren?«
    »Was soll diese Frage bedeuten?«
    »Wenn Sie wirklich nach Deutschland wollen, werden Sie das nach Lage der Dinge nie schaffen, ohne ein gewisses Risiko auf sich zu nehmen. Jetzt bleibt nur der eine Weg, bei einem Spezialisten für ausländische Pässe, zu dem ich Sie gern führe, drei Pässe auf irgendwelche Namen anfertigen zu lassen und anschließend drei Flugplätze nach Frankfurt am Main zu buchen. Damit wären alle Ihre Sorgen vergessen.«
    Dieser Gedanke war ihm nicht neu. Er hatte bereits vor einiger Zeit daran gedacht, daß dies die letzte Möglichkeit sein könnte, jemals wieder nach Deutschland zu kommen. Aber das Risiko war ihm zu hoch erschienen. Er sagte es Ihr.
    »Sie halten das Risiko, in Korea zu fliegen, für geringer?«
    Luise Lauffer hatte recht. Sie war es gewohnt, kaltblütig Geschäfte zu machen, und sie hatte einen ausgeprägten Blick für Realitäten. Mit einem falschen Paß und dem Geld, das er besaß, mußte sich in Deutschland ein neuer Start finden lassen.
    »Nun«, drängte die Frau, »warum sagen Sie nichts? Ich denke, Sie wollen nach Hause?«
    Das will ich, nach Hause. Es gibt wohl, keinen anderen Weg als diesen: Man läßt sich in einer Fälscherbude einen echt aussehenden Paß anfertigen und lebt unter einem angenommenen Namen sein verpfuschtes Leben zu Ende; in Deutschland. Das ist der einzige Gewinn. Lohnt er den Einsatz?
    »Das oder Korea«, antwortete er endlich. »Etwas anderes bleibt mir nicht, ich weiß.«
    Sie riet ihm: »Wenn Sie erst zu Hause sind, werden Sie Ihre Sache leichter regeln können. Sie gehen zu einem Gericht, erklären alles, und man wird Ihnen weiterhelfen.«
    Er lächelte schwach. »Falls ich nicht auf einen Beamten wie Brautmann stoße.« Aber er hatte sich bereits entschlossen. Es gab keinen anderen Ausweg für ihn, denn die Alternative war Korea. Er legte Luise Lauffer die Hand auf den Arm und bat: »Fahren Sie mich noch zu meinem Jungen?«
    Die Schule der Dinah-Lee-Stiftung war eine verhältnismäßig moderne weltliche Bildungsanstalt. Ein reicher Auslandschinese hatte sie einst ins Leben gerufen. Heute brachte sie zusammen mit einem kleinen Krankenhaus und einem Sportplatz so viel ein, daß die Treuhänder an einen Erweiterungsbau dachten.
    Der Begründer hatte diese Einrichtung nach seiner Frau Dinah benannt, die aus einer chinesisch-englischen Mischehe stammte. Und die Stiftung nahm nur Kinder aus Mischehen auf. Denn in Kolonien wie Hongkong hielten die Behörden und ihre Vertreter Mischehen und die daraus entspringenden Kinder für eine Quelle

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