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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Verbandzeug
    waren bereits in den großen Taschen der Kombination verstaut. Am späten Nachmittag war er mit allem fertig und legte sich auf das Feldbett in seinem Quartier.
    So also sieht der Abschied von diesem Geschwader aus, dachte er. Er überlegte noch einmal, wie alles ablaufen müßte. Es konnte geschehen, daß sein Plan auf unerwartete Hindernisse stieß. Aber das entmutigte ihn nicht. Sie haben mir manchen Trick beigebracht in diesem Geschwader. Nun wird sich zeigen, ob ich diese Tricks beherrsche. Bis ich zu Hause bin, werde ich sie wohl alle brauchen und noch ein paar dazu. Ob Judith schon bei dem Jungen ist? Er kennt sie nur von einer Fotografie. Wie werden sie sich verstehen? Bert ist ein verträglicher Junge, er hatte nie Streit mit seinen Kameraden im Internat. Aber eine Frau? Wie wird er sich an sie gewöhnen? Dabei entscheidet manchmal der allererste Eindruck, der später einfach nicht mehr auszulöschen ist.
    Fred Kolberg grübelte, während die ersten Staffeln zum Naktong starteten. Die großen Maschinen hoben schwerfällig von der Piste ab, weil sie bis zur Grenze ihrer Tragfähigkeit mit Bomben beladen waren. Sie hatten nicht lange zu fliegen, eine halbe Stunde vielleicht. Dann torkelten aus den Schächten die tödlichen Sprengkörper. Grelle Feuerpilze blühten unten blitzschnell auf, Qualm stieg in die warme Abendluft, Fetzen von Metall, Gebäudetrümmer und Erdbrocken wurden hochgeschleudert. Immer und immer wieder schoß Feuer aus dem Boden, wo die Bomben auftrafen. Es war, als verfinstere sich die Nacht über dem Gebiet am Naktong. Und eine Kette nach der anderen flog an.
    Eine halbe Stunde später waren die ersten Maschinen zurück. Sie rollten mit gedrosselten Motoren über die Piste zu ihren Standplätzen. Ein Aufklärer landete, und ein Jeep holte eine Rolle belichteten Film von ihm ab. Chennault sah den noch nassen Streifen mit den ersten Aufnahmen vom Zielgebiet durch. Er hielt es für »ganze Arbeit«, was die Bomber da geleistet hatten.
    Der Kommandeur der Zweiundneunzigsten war anderer Meinung. »Sie haben ihre Reserven zu weit auseinandergezogen, sehen Sie? Hier ... und hier.« Er deutete auf die Stellen, an denen sich in den Infrarotaufnahmen helle Flecken zeigten. »Da ist mehr nötig als nur eine solche Begrüßung. Die Kerle kennen die Gefahr, die ihnen aus der Luft droht, sie nehmen sich in acht.«
    Er telefonierte sofort mit O‘Donnel; dieser entschied in wenigen Minuten, daß der Angriff noch im Laufe der Nacht zu wiederholen sei.
    »Verluste?«
    Es gab keine Verluste. O‘Donnel war befriedigt. »Gleich nochmals zuschlagen. Das Überraschungsmoment ausnutzen«, ordnete er an. »Und bei Tagesanbruch Aufklärer hinschicken. Ich will bis zehn Uhr das gesamte Zielgebiet fotografiert auf dem Tisch liegen haben, und zwar so, wie es nach dem zweiten Schlag aussieht. Ende.«
    »Jetzt ist der Krieg angerollt«, bemerkte der Kommandeur der Zweiundneunzigsten zu Chennault. »Rosie hat Blut gerochen. Kennst du Rosie, wenn er Blut riecht? Dann bricht der Jäger in ihm durch. Ein Wild, das Blut verliert, muß man verfolgen, ist sein Grundsatz. Man muß, ohne zu schlafen und zu essen, hinterhersteigen und schießen, sobald man nur einen Quadratzentimeter Fell vors Visier kriegt. Das ist Rosie O‘Donnel.«
    »So werden wir alle sein«, sagte Chennault beinahe gemütlich. »Was meinen Sie, wenn ich Wonsan erst mal zum Brennen gekriegt habe. Dann sorge ich schon dafür, daß die Feuer dort nicht mehr so leicht ausgehen!«
    Kolberg hörte, wie eine Kette nach der anderen von Naktong zurückkam. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte zur Decke des Zimmers, an die der Lichtstrahl eines Flugplatzscheinwerfers ab und zu ein gespenstisches Muster zauberte. Das ist der Krieg, dachte er. Aber er geht mich nichts an. Es ist nicht mein Krieg, und ich werde ihn nicht führen. Es ist das, was Chennault gesagt hat: der Startsprung zur Eroberung Asiens. Ich bin aber nicht hergekommen, um Asien zu erobern. Mein Entschluß ist richtig. Der Junge und Judith, das ist jetzt alles, was für mich zählt. Und dann weit weg von jener Seite der Front, auf der Chennault steht; sehr weit weg davon. Das ist nicht meine Seite. Ich werde sehen, wo meine Seite ist. Zu Hause, in Deutschland, werde ich das sehen. Er brannte sich eine Zigarette an und rauchte langsam. Deutschland, sann er. Wie wird das sein? Gibt es da auch noch andere Leute als jene, die wie Brautmann sind?
    Er hörte, wie Fenner auf

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